Süddeutsche Zeitung

Straßlach-Dingharting:Florian Hahn verärgert die Straßlacher Parteifreunde

Der CSU-Ortsverband widerspricht dem Abgeordneten und will vielleicht doch einen Bürgermeisterkandidaten stellen.

Von Martin Mühlfenzl, Straßlach-Dingharting

Ein "bisserl verschnupft" sei nicht nur er gewesen, sondern eigentlich der ganze CSU-Ortsverband Straßlach-Dingharting, sagt dessen Vorsitzender Florian Zweckinger. Die Verärgerung hat ausgerechnet der Chef des Kreisverbands und Bundestagsabgeordnete Florian Hahn ausgelöst, der Ende Oktober der SZ gesagt hatte, in der Isartal-Gemeinde werde die CSU bei der Kommunalwahl am 15. März keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen schicken. "Das hat uns schon überrascht", sagt Zweckinger auf Nachfrage. "Wir entscheiden erst nächste Woche, ob wir einen eigenen Kandidaten aufstellen werden. Wir führen auch noch Hintergrundgespräche, noch ist nichts entschieden." Bis auf weiteres habe die CSU im Ort allerdings noch keinen Kandidaten, sagt Zweckinger.

Dass Hahn in Sachen Bürgermeisterkandidatur in Straßlach-Dingharting vorgeprescht ist, kritisiert Zweckinger ungewöhnlich scharf: Er sei froh, dass Hahn, der auch stellvertretender CSU-Generalsekretär ist, in der Partei "Karriere" mache. "Aber vielleicht hat er ein bisschen den Bezug zur Basis verloren", sagt Zweckinger. "Er hätte anrufen und mit uns das Gespräch suchen können."

Mit der "Parteifreiheit" des Bürgermeisters sei es vorbei, klagt die CSU

Am Dienstag, 19. November, wird der Ortsverband final entscheiden, ob er einen eigenen Kandidaten fürs Rathaus aufstellt, der Amtsinhaber Hans Sienerth (parteifrei) herausfordern könnte, der im Jahr 2008 erstmals gewählt wurde und sich - unterstützt von Bayernpartei, Freier Wählergemeinschaft und Unabhängiger Wählergemeinschaft - für eine dritte Amtszeit bewirbt. Die "nach außen gekehrte Parteifreiheit" Sienerths zieht Zweckinger allerdings in Zweifel, da sich der Rathauschef bei der Kommunalwahl über die Liste der Freien Wähler für den Kreistag bewirbt. Auch diese Wendung Sienerths, der immer Wert darauf gelegt habe, unabhängig zu agieren, sei "sehr überraschend" sagt Zweckinger. "Bisher war Hans Sienerth in seiner Linie immer sehr stringent, keiner Gruppierung angehören zu wollen", sagt Zweckinger. "Aber das ist wohl passé."

Grundsätzlich sei die Kandidatur des Bürgermeisters für den Kreistag zu begrüßen, sagt der CSU-Chef im Ort, denn von dort aus könne er viel für die Gemeinde bewirken. "Wir hätten uns gewünscht, dass er den Dialog sucht und uns frühzeitig darüber informiert." An der Haltung der CSU zu Sienerths Arbeit ändere dessen Entscheidung aber nichts, sagt Zweckinger: "Wir sind mit ihm als Bürgermeister und seiner Arbeit zufrieden. Das kann man schon so sagen." Ob er sich vorstellen könne, Sienerth zu unterstützen, wenn es der CSU nicht gelingt, einen eigenen Kandidaten zu finden? "Das kann ich nicht sagen", sagt Zweckinger. "Auch das hängt von Gesprächen ab."

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Quelle:
SZ vom 13.11.2019
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