Straßen in München:Flüsterasphalt soll für Ruhe sorgen

Die Stadt München lässt an einigen Straßen Flüsterasphalt aufbringen - und will testen, ob der spezielle Belag auf Dauer wirklich Schall schluckt.

Marco Völklein

Die Stadt München lässt in diesem Jahr an der Wasserburger Landstraße sowie an einigen anderen großen Straßen einen neuen, sogenannten Flüsterasphalt aufbringen, der den Autolärm deutlich reduzieren soll. In den kommenden Jahren soll dann geprüft werden, ob die Lärmminderung anhält und der neue Belag ähnlich robust ist wie herkömmlicher Asphalt.

Straßen in München: Derzeit wird der lärmmindernde Flüsterasphalt in der Wasserburger Landstraße aufgebracht.

Derzeit wird der lärmmindernde Flüsterasphalt in der Wasserburger Landstraße aufgebracht.

(Foto: Stephan Rumpf)

Schneidet der Flüsterasphalt bei diesen Tests gut ab, könnte der Lärmschutz auch auf anderen Straßen im Stadtgebiet zum Einsatz kommen, an denen die Anwohner unter Lärm leiden.

Derzeit werden die Autofahrer und Anwohner an der Wasserburger Landstraße auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Auf einem 2,4 Kilometer langen Abschnitt lässt die Stadt bis zum Ende der Sommerferien den neuen Flüsterasphalt auftragen, ebenso geschieht dies derzeit auf zwei Abschnitten der Landsberger Straße.

Die Arbeiten in der Orleansstraße, wo ebenfalls der neue Belag zum Einsatz kommt, wurden gerade beendet. Im vergangenen Jahr waren bereits die Chiemgaustraße, die Moosacher sowie die Fürstenrieder Straße an der Reihe.

Lärmmindernde Straßenbeläge, umgangssprachlich gerne "Flüsterasphalt" genannt, kamen bislang vor allem auf Autobahnen und großen Landstraßen zum Einsatz. So wurde vor einigen Jahren auf der A9 bei Garching ein entsprechender Belag aufgetragen; auf der Lindauer Autobahn geschieht dies derzeit. Innerorts sind solche Beläge bisher aber selten. Das liegt vor allem daran, dass herkömmlicher Flüsterasphalt grobkörnig ist, um den Schall schlucken zu können.

Durch die Hohlräume dringt jedoch Wasser in den Belag ein; friert das Wasser im Winter, sprengt es Schlaglöcher in den Asphalt. "Auf der Autobahn kann das Wasser aus dem Asphalt in die Seitengräben ablaufen", erklärt Maria Kastner vom Baureferat. Doch bei innerstädtischen Straßen sei dies nicht möglich: Dort fehlten die seitlichen Ablaufgräben, das Wasser bleibe so im Asphalt.

Der neue Belag, den die Arbeiter nun unter anderem auf der Wasserburger Landstraße verlegen, hat dagegen keine Hohlräume mehr, schluckt aber dennoch den Schall. "Daher ist er für den Einsatz in der Stadt bestens geeignet", erläutert Expertin Kastner. Allerdings wissen sowohl der Hersteller wie auch die Kommunen noch nicht, ob der Lärmschutzeffekt dauerhaft anhält.

Nach Angaben des Bayerischen Umweltministeriums geht der Effekt an der A9 in Garching bereits zurück. Unklar ist auch, ob der neue Flüsterasphalt ähnlich haltbar ist wie eine traditionelle Fahrbahndecke. Das will die Stadt nun beobachten. Ein Sachverständigenbüro ist damit beauftragt.

Vor allem die Anwohner sollen von dem neuen Belag profitieren: An der Wasserburger Landstraße zum Beispiel, auf der pro Tag 33.000 Autos unterwegs sind, herrscht derzeit tagsüber ein Lärmpegel von 70, nachts noch 65 Dezibel.

Der Flüsterbelag senke den Pegel um fünf Dezibel, sagt Kastner: "Das entspricht einer Verringerung der wahrgenommenen Verkehrsmenge um 70 Prozent." Ob dieser Effekt anhält, ist, wie gesagt, offen. Die Maßnahmen kosten insgesamt 6,6 Millionen Euro; 5,8 Millionen davon stammen aus dem zweiten Konjunkturpaket der Bundesregierung.

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