Stickoxide:Dicke Luft in Unterschleißheim

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An der Kreuzung der B 13 mit der Landshuter Straße und der Autobahnauffahrt haben die Grünen erhöhte Stickstoffoxidwerte gemessen. (Foto: Florian Peljak)

Die Grünen haben bei Messungen in Unterschleißheim an einer Kreuzung eine Überschreitung des Grenzwerts für Stickstoffdioxid festgestellt. Die Belastung ist demnach dort höher als vom Landratsamt berechnet.

Von Iris Hilberth, Unterschleißheim

Manch einer wird sich vielleicht im vergangenen Sommer über die Plastikbecher am Straßenrand von Unterschleißheim gewundert haben. Passivsammler nennen sich diese Messröhrchen, mit denen sich feststellen lässt, ob an dieser Stelle der Grenzwert für Stickstoffdioxid überschritten wird. Aufgehängt hatten sie an zehn Verkehrsknotenpunkten die Unterschleißheimer Grünen, die jetzt bekannt geben: Zumindest an einer Stelle, nämlich an der Kreuzung der B 13 mit der Landshuter Straße und der Autobahnauffahrt auf die A 92, liegt der gemessene Wert über dem Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.

In der Diskussion um Luftverschmutzung und Fahrverbote stellt sich immer wieder die Frage, ob es ausreicht, die Belastung an bestimmten Stellen nur zu berechnen oder ob man besser mal nachmessen sollte, um die tatsächlichen Werte zu ermitteln. Dass mitunter die Berechnungen sogar über den gemessenen Werten liegen, hat sich kürzlich in München gezeigt.

Unterhaching, Garching und Haar wollen sich jedenfalls nicht allein auf theoretisch ermittelte Werte verlassen und haben teilweise bereits mit Messungen begonnen. Zudem liegt dem Landratsamt seit kurzem eine Studie vor, aus der nach Berechnungen eines Fachbüros hervorgeht, dass nur an drei Stellen im Landkreis der Grenzwert im Jahresmittel erreicht wird. Die Messstelle in Unterschleißheim war nicht dabei.

Hier kamen die Fachleute vom Büro Müller BBM in ihren Berechnungen nur auf 27 Mikrogramm, während die Oberhachinger Straße in Grünwald, die Maria-Eich-Straße in Gräfelfing und die Germeringer Straße in Planegg genau die gerade noch zulässigen 40 Mikrogramm aufwiesen.

Die Grünen in Unterschleißheim sehen aber nicht nur den Messpunkt nahe der Autobahn als kritisch an. Auch am Münchner Ring befürchten sie zukünftig dicke Luft. Zwar sei an den drei Messstellen mit über 25 Mikrogramm der Grenzwert noch nicht erreicht worden, doch verweisen sie auf den zunehmenden Verkehr durch die Erweiterung der Gewerbegebiete wie Business Campus und Koryfeum. Sie sind überzeugt davon, dass die Werte dann weiter steigen werden.

Nun haben die Grünen in Unterschleißheim zwar Messröhrchen aus der Schweiz benutzt, die die EU-Richtlinie in Bezug auf Messgenauigkeit erfüllen. Doch wurde lediglich zwei Wochen lang die Konzentration von Stickstoffdioxid gesammelt. In Unterhaching misst Müller MBB im Auftrag der Gemeinde seit Anfang des Jahres zunächst drei Monate lang an acht Standorten, um erste aussagekräftige Werte zu ermitteln.

Allerdings würde auch diese Zeitspanne nicht ausreichen, um ein anerkanntes Ergebnis vorlegen zu können, etwa um eine Förderung für Schutzmaßnahmen zu beantragen. Dazu ist die Messung eines gesamten Kalenderjahres notwendig. Unterhaching wird die Messung fortsetzen, wenn sich herausstellen sollte, dass die ersten Ergebnisse grenzwertig sind.

Manuel Güntner von den Unterschleißheimer Grünen betont in seiner Mitteilung: "Uns geht es nicht um Fahrverbote." Diese seien eine Konsequenz aus verschleppten und verhinderten Maßnahmen der Bundesregierung und der Autoindustrie. Diesel-Fahrer bräuchten eine Hardware-Nachrüstung auf Kosten der Hersteller und die massive Förderung von Alternativen zu Dieselautos, so die Grünen.

Insbesondere der Radverkehr und bessere öffentliche Verkehrsmittel, aber auch die Förderung von abgasfreien Antrieben bei Pkw seien weitere wichtige Beiträge für saubere Luft. Die Grenzwerte für Luftschadstoffe seien nicht aus der Luft gegriffen, so Güntner, sondern basierten auf dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung. Sie dienten vorsorglich dem Schutz der Gesundheit. "Unser Anliegen ist es, das Recht auf saubere Luft überall und für alle Menschen umzusetzen."

Die Unterschleißheimer Grünen bezeichnen das Ergebnis ihrer Messung zwar als "noch nicht alarmierend", gleichwohl kündigen sie an, das Thema weiter beobachten und Maßnahmen zur Verkehrsentlastung fördern zu wollen. Im Unterschleißheimer Rathaus kennt man bislang nur die Studie des Landratsamts, über die Messungen der Grünen ist man dort noch nicht informiert.

© SZ vom 05.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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