Kommunalwahl im Landkreis München:CSU triumphiert auf ganzer Linie

Kommunalwahl im Landkreis München: Ein Bussi für den alten, neuen Landrat: Ochmaa Göbel herzt ihren Mann Christoph bei der sehr intimen Wahlparty im Landratsamt.

Ein Bussi für den alten, neuen Landrat: Ochmaa Göbel herzt ihren Mann Christoph bei der sehr intimen Wahlparty im Landratsamt.

(Foto: Claus Schunk)

Nicht nur Landrat Göbel wird wiedergewählt, die Partei erobert auch die Rathäuser in Oberschleißheim, Haar, Aying, Neubiberg, Planegg, Gräfelfing und Schäftlarn. Die SPD gewinnt Höhenkirchen, die Grünen verteidigen Pullach.

Von Martin Mühlfenzl

Es ist ein Triumphzug, wie ihn die CSU im Landkreis seit Jahrzehnten nicht erlebt hat. Eine schwarze Welle ist über die Rathäuser hinweggeschwappt. Neben dem zu erwartenden Sieg von Landrat Christoph Göbel in der Stichwahl gegen Christoph Nadler von den Grünen konnten die Christsozialen unter anderem sensationell die Rathäuser in Haar und Oberschleißheim erobern, zudem gewannen CSU-Bürgermeisterkandidaten in Neubiberg, Gräfelfing, Planegg, Aying und Schäftlarn. Die Amtsinhaber Stefan Straßmair in Hohenbrunn und Thomas Glashauser in Aschheim konnten sich ebenfalls behaupten. Künftig stellt die CSU in 14 von 29 Rathäusern im Landkreis den Bürgermeister. Genau genommen in 15, da der parteifreie Ullrich Sander in Taufkirchen von der CSU nominiert worden war.

Einen klaren Erfolg konnte CSU-Landrat Göbel feiern, der sich wie vor sechs Jahren - damals gegen die SPD-Bewerberin Annette Ganssmüller-Maluche - in der Stichwahl durchsetzte und sein Ergebnis nun deutlich steigern konnte. Göbel legte im Vergleich zu 2014 um knapp zehn Prozent zu und kommt nach vorläufigem Ergebnis auf etwa 64 Prozent. Nadler erhielt nach Auszählung von 223 von 240 Stimmbezirken (Stand: Sonntag, 22 Uhr) 36 Prozent. In einer ersten Reaktion sagte Göbel, er freue sich über den "tollen Vertrauensbeweis, der zeigt, dass die Leute respektieren, was und wie ich es mache". Der Landkreis brauche als Ganzes jetzt Kontinuität, dies gelte im Angesicht der Corona-Krise und der drohenden wirtschaftlichen Folgen, die auch und gerade für den Landkreis München drohten, aber auch für die "großen Herausforderungen", vor denen die Wachstumsregion ohnehin stehe. Er sei sehr zuversichtlich, dass der neu gewählte Kreistag mit deutlich stärkeren Grünen als bisher auch in Zukunft konstruktiv und zukunftsorientiert zusammenarbeiten werde. "Wir brauchen einen sehr starken Kompass", so der Landrat.

Die SPD geht aus der Stichwahl mit gemischten Gefühlen heraus

Die ausgestreckte Hand Göbels ergriff Nadler in einer ersten Reaktion sofort. Er habe dem Amtsinhaber zu seiner Wiederwahl bereits gratuliert und ihm auch die Zusammenarbeit im Kreistag angeboten. Mit seinem persönlichen Ergebnis sei er "sehr zufrieden", sagte der Taufkirchner. "Ich habe jetzt 15 Monate lang geackert und bin auf der grünen Welle gesurft. Aber jetzt ist es auch gut, dass es vorbei ist." Im künftigen Kreistag gelte es nun, die neu gewonnene Stärke von 19 statt bisher elf Mandaten auch spürbar in politische Entscheidungen einfließen zu lassen. Einfacher "Mehrheitsbeschaffer der CSU" würden die Grünen als zweitstärkste Kraft daher nicht sein, so Nadler.

Die SPD-Spitzen werden aus diesem Stichwahlabend mit gemischten Gefühlen herausgehen. Bisher stellten die Sozialdemokraten im Landkreis zehn von 29 Bürgermeistern - so viele wie keine andere Partei. Den Amtsinhabern Christoph Böck und Dietmar Gruchmann in den so wichtigen Nordkommunen Unterschleißheim und Garching gelang es ebenso wie Wolfgang Panzer in Unterhaching, ihre Ämter zu verteidigen; zudem konnte sich Mindy Konwitschny in Höhenkirchen-Siegertsbrunn durchsetzen. Vor allem aber der Verlust des Rathauses in Haar - der einstigen Hochburg der Roten - stellt für die Partei ein Desaster dar. Amtsinhaberin Gabriele Müller muss nach nur sechs Jahren mit 48,5 Prozent in der Stichwahl den Chefsessel für den CSU-Bewerber Andreas Bukowski (51,5 Prozent) räumen; zudem verlieren die Genossen die Rathäuser in Planegg und Feldkirchen und regieren nur noch in sieben Kommunen.

Tausenfreund bleibt einzige Rathauschefin der Grünen

Von der Schwäche der Sozialdemokratie konnten indes die grünen Höhenflieger nicht profitieren. Zwar verteidigte Pullachs Rathauschefin Susanna Tausendfreund ihr Amt mit 53,3 Prozent gegen die CSU-Bewerberin Christine Eisenmann, die auf 46,7 Prozent kam - die ehemalige Landtagsabgeordnete bleibt aber die einzige Rathauschefin der Grünen im Landkreis München. Denn weder Marcel Tonnar in Schäftlarn noch Armin Konetschny in Unterhaching oder der Neubiberger Kilian Körner konnten ihre Stichwahlen gewinnen.

In Neubiberg sitzt vielmehr künftig der jüngste Bürgermeister des Landkreises im Chefsessel - natürlich für die CSU. Der erst 32-jährige Thomas Pardeller, Protegé des CSU-Kreisvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Florian Hahn, setzte sich klar mit 55,8 Prozent gegen Körner durch und steht damit symbolträchtig für den Triumph der CSU im Landkreis, die am Sonntag die politische Landkarte des Landkreises deutlich eingeschwärzt hat.

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