Steuerverschwendung:Brücke ins Nichts

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Der Bund der Steuerzahler prangert in seinem aktuellen Schwarzbuch ein "sinnloses" Bauwerk bei Unterföhring und eine 5,5 Millionen Euro teure Unterführung bei Grasbrunn an, die nur für Fledermäuse ist

Von Sabine Wejsada, Grasbrunn/Unterföhring

Die Erwähnung zweier Landkreisgemeinden im Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes ist keineswegs ein Ruhmesblatt, ganz im Gegenteil: Sowohl in Unterföhring als auch in Grasbrunn gibt es Bauprojekte, die für eine Verschwendung von öffentlichem Geld stehen. Im Schwarzbuch prangert der Bund der Steuerzahler jedes Jahr besonders fragwürdige Ausgaben von staatlichen Behörden an.

Gelistet ist im Schwarzbuch eine Unterführung für Fledermäuse, die an der Münchner Autobahnumgehung A 99 auf Höhe von Grasbrunn liegt. Laut dem Steuerzahlerbund wurde dort eine alte ungenutzte Unterführung umgebaut, die nun vor allem für Wildtiere gedacht ist. Besonders Fledermäuse sollen zwischen den Autobahnkreuzen München-Ost und München-Süd hin und her pendeln können. Hätte man die Unterführung zurückgebaut, wären nach Angaben des Steuerzahlerbundes Mehrkosten in Höhe von drei Millionen Euro erspart geblieben. Nun bleibe nur zu hoffen, dass der neun Meter hohe und 60 Meter lange Tunnel von den Tieren gut genutzt werde, ätzt der Bund im neuen Schwarzbuch.

Die Grasbrunner Unterführung ist nicht nur den Steuer-Aufsehern ein Dorn im Auge. Bereits im Sommer 2017 kritisierte der damalige SPD-Landtagsabgeordnete Peter Paul Gantzer in einer Anfrage an die Staatsregierung, dass die Autobahndirektion Südbayern an der A 99 für 5,5 Millionen Euro eine Unterführung baut, die nur von Wildtieren und Fußgängern genutzt werden darf. Nach Gantzers Ansicht sollte der Tunnel unter der Autobahn doch auch der Freiwilligen Feuerwehr offen stehen, um schneller zu Einsätzen zu gelangen. Durch den Umbau ist das nicht mehr möglich. Früher konnten den größeren Durchstich auch Landwirte nutzen.

Bis zum Frühjahr 2016 stand an dieser Stelle eine Ende der Sechzigerjahre gebaute Brücke, die den Verkehr von der A 99 auf die damals geplante A 87 führen sollte, eine zusätzliche Strecke zur Entlastung der A 8 von München nach Rosenheim. Dort war ein großes Autobahnkreuz vorgesehen, wie die Autobahndirektion Südbayern mitteilt. Aus der A 87 wurde nichts, die Brücke war also sinnlos und bröckelte vor sich hin. Weil sich das Bauwerk aber nach Einschätzung der Autobahndirektion "als wertvolle Tierquerung etabliert hatte", wurde Ersatz geschaffen. Die immensen Ausgaben von 5,5 Millionen Euro für den Fledermaustunnel hatte der Grasbrunner Gemeinderat Hannes Bußjäger (Freie Wähler) bereits im Frühjahr 2017 als "Fall für den Bund der Steuerzahler" bezeichnet. Er sollte Recht behalten.

Ähnlich verhält es sich mit einem weiteren Projekt im Landkreis München, und zwar einer vom Steuerzahlerbund genannten "So-da-Brücke" bei Unterföhring. Und wieder ist es die Autobahndirektion Südbayern, die im Schwarzbuch kritisiert wird. Bundesweit prangert der Verband immer wieder solche sinnlosen Bauwerke an, die "nur so da stehen". Die Brücke bei Unterföhring endet vorne und hinten im Nichts. Genutzt wurde sie bisher von Landwirten. Nun wird sie für eine Million Euro umgebaut, damit Tiere an dieser Stelle die Autobahn überqueren können. "Hätte man die alte Brücke gelassen, hätte das die Tiere nicht gestört", ist sich Michael Jäger, Vizepräsident des Steuerzahlerbundes Bayern, sicher.

Das umstrittene Bauwerk liegt unweit des Feringasees und der neu gebauten Anschlussstelle Aschheim/Ismaning, einem sogenannten Vollkleeblatt, von den Planern nur "Krake" genannt, weil ein Blick aus der Luft an das vielarmige Tier erinnert. Für Umweltschützer und die Landkreis-Grünen ist das Autobahn-Projekt "völlig überdimensioniert" und ein Sinnbild für "Flächenvergeudung" und "Verschwendung von Steuergeldern".

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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:Ein Tunnel für 5,5 Millionen Euro - (fast) nur für Tiere

Menschen dürfen die Autobahnunterführung bei Grasbrunn zwar auch nutzen. Doch weder die örtlichen Landwirte noch die Feuerwehr haben Verständnis dafür, dass der Tunnel für sie gesperrt bleiben soll.

Von Stefan Galler

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