Steigende Baukosten:Lehrstück Bürgerhaus-Sanierung

Steigende Baukosten: Das Garchinger Bürgerhaus wurde in den vergangenen drei Jahren saniert. Während der Arbeiten tauchten immer wieder Probleme auf.

Das Garchinger Bürgerhaus wurde in den vergangenen drei Jahren saniert. Während der Arbeiten tauchten immer wieder Probleme auf.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Arbeiten dauern deutlich länger als geplant und kosten die Stadt Garching am Ende statt gut vier Millionen beinahe zwölf Millionen Euro

Von Patrik Stäbler, Garching

"Das Bürgerhaus wird hoffentlich zum Jahreswechsel komplett fertig sein." Das hat Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) in der Stadtratssitzung gesagt - worauf Manfred Kick (CSU) lächelnd anmerkte: "Sie haben das Jahr nicht gesagt, wann's fertig wird." Diese Replik war natürlich ein Scherz, hat jedoch einen ernsten Hintergrund. Denn eigentlich sollte die Renovierung des im Jahr 1979 erbauten Bürgerhauses längst abgeschlossen sein.

Doch zunächst gingen die Arbeiten 2017 mit Verspätung los, nachdem die Stadt bei einer ersten Ausschreibungsrunde keine Handwerksbetriebe gefunden hatte. Und danach verzögerten sich die Arbeiten wieder und wieder, weil immer neue Probleme auftauchten. Parallel dazu kletterten die Baukosten in die Höhe: Ging eine erste Planung 2015 noch von 4,4 Millionen Euro aus, verdoppelte sich diese Summe bald, weshalb der Stadtrat 2016 ein Budget von 8,9 Millionen Euro freigab. Doch recht schnell zeigte sich, dass das nicht reichen wird: Im Juli 2017 erhöhte das Gremium die Summe auf 9,3 Millionen, Ende 2018 auf 10,7 Millionen und im Juni 2019 auf 11,6 Millionen Euro.

Und auch damit ist das Ende der Fahnenstange nicht erreicht, wie sich nun zeigt. So geht das Bauamt im Rathaus inzwischen davon aus, dass die Gesamtkosten bei fast 11,9 Millionen Euro liegen werden. Die entsprechende Aufstockung des Budgets soll der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung beschließen. Dabei sei es diesmal nicht zu Kostensteigerungen bei den beauftragten Maßnahmen gekommen, erläuterte Bauamtsmitarbeiterin Nadine Peters im Bauausschuss. Die Ursache seien "Anforderungen, die zusätzlich hinzugekommen sind". Größter Brocken sei dabei die Schließanlage, die entgegen den ursprünglichen Plänen komplett ausgetauscht wird. Zum einen, weil sie aus Altersgründen nicht mehr funktioniere, sagte Nadine Peters. Zum anderen seien in der Vergangenheit Schlüssel abhanden gekommen, und es habe auch mehrere Einbrüche gegeben.

Die Mitglieder des Bauausschusses empfahlen dem Stadtrat einstimmig, das Budget wie beantragt zu erhöhen. Jedoch gab Bastian Dombret (FDP) auch mit Blick auf den parallelen Umbau der Gaststätte im Bürgerhaus zu bedenken: "Beim Restaurant haben wir Kostensteigerungen um 55 Prozent, beim Bürgerhaus um 33 Prozent gegenüber der ursprünglichen Freigabe." Und in beiden Fällen sei der Stadtrat in der Situation gewesen, dass er die Erhöhungen nur habe abnicken können, nachdem die Arbeiten einmal begonnen hatten, sagte Dombret und fragte: "Haben wir irgendwelche Chancen, aus der Baumaßnahme Bürgerhaus zu lernen?"

Hierauf entgegnete Bürgermeister Gruchmann: "Bei einer Generalsanierung eines über 30 Jahre alten Gebäudes erlebt man immer Überraschungen." Zumal die baulichen Gegebenheiten im Bürgerhaus mitunter nicht so gewesen seien, wie man es anhand der Dokumentation und der alten Abnahmen erwartet habe.

Dass die Sanierung zugunsten einer Kultur-Spielzeit unterbrochen wurde, "das war ein Fehler", räumte Gruchmann allerdings ein. Davon abgesehen könne man aus der Bürgerhaus-Renovierung sicher für künftige Bauprojekte lernen - "zum Beispiel, wenn sich bei der Grundschule Ost die Frage stellt, Neubau oder Sanierung", sagte der Bürgermeister. Wiewohl er betonte: "Für den Preis, den wir jetzt bezahlen, hätten wir kein neues Bürgerhaus bekommen."

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