Start-up-Projekt:Feuerprobe für den Hotspot

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Bisher haben Marc Rodig und Alexander Wolters (von links mit Lehrerin Daniela Schulla) nur ein Designmodell ihres Brandmelders gebaut. (Foto: Claus Schunk)

Mit ihrer Idee eines Brandmelders für Waldbesitzer war eine Gruppe von Ottobrunner Abiturienten bei zwei Schülerwettbewerben erfolgreich. Nun wollen sie ihre Erfindung tatsächlich umsetzen

Von Tatjana Tiefenthal, Ottobrunn

Ein Start-up gründen und erfolgreich durch die ersten acht Unternehmensjahre führen - ein sechsköpfiges Team von Abiturienten des Gymnasiums Ottobrunn hat dies im Planspiel "Jugend gründet" erfolgreich geschafft. Im Bundesfinale erreichten die Schüler den siebten Platz mit einem Brandmelder für Wälder. Nun arbeiten sie daran, ihre Idee in die Wirklichkeit umzusetzen.

Alexander Wolters, der gemeinsam mit Marc Rodig die Leitung des Teams übernommen hat, stellt das Produkt "HTSPT", ausgesprochen Hotspot, vor: "Das Gerät misst verschiedene Gaswerte, unter anderem Luftfeuchtigkeit, Wasserstoff und andere Brandgase." Anhand der Konzentrationen könne dann bestimmt werden, ob ein Waldbrand ausgebrochen ist - und das früher als die anderen Melder auf dem Markt.

"Bisher gibt es hauptsächlich Kamerasysteme, die visuell prüfen, ob es brennt. Diese sind teuer und eignen sich daher nur für Großwaldbesitzer", erklärt Wolters die Marktlücke, in die die Abiturienten stoßen wollen. Ihr System sei ideal für Waldbesitzer mit wenigen Hektar Wald, da die Brandmelder in kleinen Packungen gekauft und miteinander gekoppelt werden können. "Vier Hotspots sind für den Anfang gut geeignet", erläutert Rodig. Für einen Hektar bräuchte man mindestens einen Brandmelder. Je mehr Hotspots installiert sind, desto genauer lasse sich der Brand lokalisieren. Momentan gibt es von dem Gerät jedoch nur ein Designmodell. Einen funktionierenden Brandsensor hat das Team noch nicht entwickelt - in dem Wettbewerb stand schließlich die betriebswirtschaftliche Komponente im Vordergrund.

Die Idee zu dem Brandmelder hatten die Abiturienten schon vor der Teilnahme an "Jugend gründet". Zuvor nahmen sie bereits an Business@School teil, der Bildungsinitiative einer Unternehmensberatung, die zunächst in Seminaren praxisorientierte BWL vermittelt, und anschließend in einen Wettbewerb übergeht. "Zunächst haben wir die wirtschaftlichen Grundlagen erlernt, von der Unternehmensanalyse bis zur eigenen Geschäftsidee inklusive Businessplan", erläutert Wolters. Zum Abschluss des Seminars sind die Schülergruppen dann mit ihrer Geschäftsidee gegeneinander angetreten. "Wir waren sehr erfolgreich und sind bis ins Deutschlandfinale gekommen", berichtet Wolters. Vom Erfolg und Spaß getrieben, entschied sich die Gruppe, auch noch bei "Jugend gründet" anzutreten. "Wir wollten mit unserer Idee einfach noch in einem anderen Projekt weiter machen", erzählt Rodig.

Allerdings bedeutete diese Entscheidung eine zusätzliche Belastung. "Es war schon stressig, neben dem Abitur an dem Wettbewerb teilzunehmen. Zum Glück hatten wir Vorwissen aus dem Projekt Business@School", sagt Wolters.

Das Finale von "Jugend gründet" fand ausgerechnet in derselben Woche statt, wie einige Abiturprüfungen. Die finale Präsentation vor der Jury mussten daher zwei Mitglieder des Teams alleine bestreiten. Wolters machte dies jedoch nichts aus: "Letztendlich arbeiten wir seit über einem Jahr an dem Projekt. Die Präsentation war nur noch ein kleiner Teil und gut machbar." Bezüglich ihrer Platzierung sind die Abiturienten ehrlich: "Wir haben uns im Vorhinein mehr erhofft", gesteht Rodig, "aber im Finale waren alle Teams auf einem Top-Niveau, sodass die Plätze schon gerecht verteilt worden sind." Mit "Jugend gründet" ist das Projekt noch nicht abgeschlossen. Im Gegenteil: Es geht jetzt erst richtig los. "Wir haben ein Stipendium von der Hans-Sauer-Stiftung bekommen, im Wert von 2000 Euro", berichtet Wolters.

Mit dem Stipendium bekommt das mittlerweile auf vier junge Leute geschrumpfte Team auch Zugang zum Maker-Space, einer Werkstatt der Technischen Universität München, in der sie den Brandmelder entwickeln und bauen können. Außerdem stehen ihnen Experten zur Seite, damit der Brandmelder "HTSPT" auch Realität wird. Auch die freie Zeit nach dem Schulabschluss wollen sie in das Projekt investieren. "Wir können dann erstmals testen, ob alles so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben", sagt Rodig. "Jugend gründet" habe das Interesse für die Start-up-Welt erst richtig geweckt.

Durch die in den Wettbewerben gesammelte Erfahrung und die geknüpften Kontakte, ist den beiden nun klar, in welche berufliche Richtung sie gehen wollen. "Wir beide interessieren uns für die Verbindung von Management und Technologie", erzählt Wolters. Daran haben die beiden auch ihre Studienwahl orientiert. Rodig wird im Herbst das Betriebswirtschaftsstudium "Management and Technology" an der Technischen Universität München beginnen. Wolters möchte ebenfalls an der TU München Elektroinformationstechnik studieren. Nebenbei wolle er seine BWL-Kenntnisse vertiefen.

An der Uni steht schon die nächste Herausforderung auf dem Programm: Rodig und Wolters wurden mit "HTSPT" für die "Corporate Campus Challenge" angenommen. In der arbeiten sie sechs Wochen lang mit Partnerunternehmen der Universität zusammen. "Unternehmen aus der realen Wirtschaft stellen ein bei ihnen bestehendes Problem vor, mit dem die Teams sich dann beschäftigen", erläutert Wolters, "das ist eine gute Grundlage, um später vielleicht selbst ein Start-up zu gründen."

© SZ vom 23.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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