Starkbiersaison:Das wären die Fastenpredigten gewesen

Starkbiersaison: Die App für virtuelles Anzapfen, virtuelles Anstoßen und virtuellen Biergenuss gibt es noch nicht. Nur aus dem Kleinen Theater in Haar wird in diesem Jahr eine Fastenpredigt online gestreamt.

Die App für virtuelles Anzapfen, virtuelles Anstoßen und virtuellen Biergenuss gibt es noch nicht. Nur aus dem Kleinen Theater in Haar wird in diesem Jahr eine Fastenpredigt online gestreamt.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Ritter Blech und Co.: Die SZ hat vier Lokalmatadore gebeten, ihre ausgefallenen Starkbierreden zu halten.

Von Iris Hilberth

Der März ist normalerweise die Zeit des Starkbiers, der Feste und des Derbleckens. Wie am Münchner Nockherberg prosten sich auch im Landkreis in vielen Gemeinden bei diesen Zusammenkünften zwischen Fasching und Ostern die Leute zu und nach dem Anzapfen steht vorne einer, der über die "Großkopferten" spottet, dass es eine Gaudi ist. In Corona-Zeiten geht das alles natürlich nicht. Getrunken werden darf eh nur zu Hause und die Reden bleiben - so sie überhaupt geschrieben wurden - in den Schubladen.

Das ist natürlich schade, aber eben nicht zu ändern. Es sei denn, man versucht es mit einer digitalen Form des Starkbierfestes wie in Haar. Dort wird kommenden Donnerstag im Kleinen Theater wie gehabt Bezirkstagspräsident Josef Mederer das erste Fass anzapfen und "Bruder Jürgen Kirner" die Politprominenz mit gewohnter Schärfe aufs Korn nehmen. Allerdings ohne Publikum. Das kann sich lediglich von zu Hause aus in den Live-Stream einloggen und auf dem heimischen Sofa statt auf der Bierbank auf die Schenkel klopfen, wenn's lustig wird. Auch das Bier muss man sich selbst zapfen. Es gibt kein Click and Collect.

Was bei einem solchen virtuellen Derblecken natürlich fehlt, ist der direkte Kontakt zum Publikum, der ja den eigentlichen Reiz der Fastenpredigt ausmacht. Wie reagiert der Derbleckte? Kann er ehrlich darüber lachen oder tut er nur so? Was ist mit denen, die sich selbst sehr wichtig in der Ortschaft nehmen, dann aber glatt in der Ansprache nicht mal erwähnt werden? Womöglich verlässt so einer dann einfach diese Videokonferenz.

Die meisten Fastenprediger und Krüglredner lassen es dieses Jahr einfach sein mit dem Derblecken. Dabei hatten sie sicher viele Ideen gesammelt und schon den Bleistift kräftig gespitzt, in einem Jahr, in dem Corona über uns kam und die Kommunalwahl stattgefunden hat. Nun müssen sie ihre nie gehaltenen Reden entweder in die Tonne treten oder in der Ablage bis nächstes Jahr aufbewahren - in der Hoffnung, dass es dann wieder Starkbierfeste gibt und die eine oder andere Pointe sich aufwärmen lässt.

Einige von ihnen haben der SZ verraten, welche verbalen Pfeile sie schon in ihrem Köcher hatten und ob sie vielleicht doch auf eine Doppelausgabe im kommenden Jahr hinarbeiten.

Pandemie-Bekämpfung nach boarischem Dreisatz: Der Ayinger Brauereidirektor Helmut Erdmann würde am liebsten das Coronavirus selbst verbal aufs Korn nehmen

Starkbiersaison: Helmut Erdmann zapft an und teilt aus.

Helmut Erdmann zapft an und teilt aus.

(Foto: Claus Schunk)

An anderen Orten ist der Ayinger Brauereidirektor in normalen Zeiten meist für den Starkbieranstich zuständig, im Ayinger Bräustüberl aber hält Helmut Erdmann die Krüglrede selbst.

SZ: Hatten Sie für Ihre Krüglrede schon einiges an Schmähmaterial gesammelt?

Helmut Erdmann: Die heiße Phase beginnt mit dem Sammeln normalerweise im November. Damals konnte ich mich aber schon hundertprozentig auf unseren Ministerpräsidenten verlassen und mir war sofort klar - so entschlossen, wie Selbiger seine Maßnahmen vertrat -, dass ich gar nicht anfangen brauche: Gastronomie und Veranstaltungen wird es definitiv nicht geben.

Das öffentliche Leben ruht weitgehend seit einem Jahr. Aus welchen Quellen schöpft man jetzt Verwertbares für ein Derblecken?

Meine Starkbier-Reden gehen weniger auf Verfehlungen von Personen ein, sondern sind allgemeiner gehalten und beschäftigen sich mit den tagtäglichen Sorgen von uns allen: Klimakrise, Bundes- und Landespolitik, Genderwahnsinn, rückläufiger Bierkonsum und Aufstiegshoffnungen der Münchner Löwen. Und hier bietet das Internet allen voran Twitter, Facebook und Ähnliches eine unerschöpfliche Quelle.

Können sich die üblichen Verdächtigen jetzt entspannt zurücklehnen, weil sie heuer nicht durch den Kakao gezogen werden, oder werden ihre "Verfehlungen" bei Ihrer Krüglrede 2022 in einer Zwei-Jahres-Abrechnung gewürdigt?

Ich bin mir sicher, dass vieles, was in diesem außergewöhnlichen Jahr 2020 passiert ist, sehr gut in eine Rede 2022 hineinpasst und gerade was die Corona-Pandemie und deren Maßnahmen und Akteure betrifft, wird man im Nachhinein bekannterweise ja immer schlauer sein und kann dann auch dementsprechend "g'scheid daherred'n".

Wer hätte heuer das größte Potenzial für ein Derblecktwerden gehabt und weswegen?

Das Coronavirus Sars-CoV-2 selbst.

Verfassen Sie doch bitte ein kurzes Derblecken darauf.

Vor einem Jahr dachte ich bei Corona noch an ein Maisbier aus Mexiko, bei Sars-CoV-2 an einen entfernten Verwandten von R2D2 aus Starwars und einen Lockdown hätte ich bestenfalls im American Football zwischen einem "Fieldgoal" und einem "Touchdown" angesiedelt. Obwohl nach dem ersten Bekanntwerden im Januar 2020 gemäß dem boarischen Dreisatz gehandelt wurde: "Erst dean ma amoi nix, dann miaß ma moi schaung und dann wean ma scho seng!" hat unser Ministerpräsident schon sehr schnell g'seng, dass ma wos dean miassn, ohne lang schaun. Zua g'schaut hod unsere Bundesregierung bei der Impfstoffbesorgung und auch bei der Impfung der Bevölkerung miassen's erst moi schaun und wenn sie hier so weitermachen und die Impfungen so langsam voran kommen, können wir sicher sein, dass bald alle Deutschen alt genug sind, um einen Impftermin zu bekommen.

Die Krise hat aber auch gute Seiten. Scrabblefreunde freuen sich über neue Möglichkeiten mit Höchstpunktgefahr: Inzidenzwert - 18 Punkte, Impfzentren - 21 Punkte, Impfchaos - 22 Punkte und der Impfgipfel sogar 26 Punkte.

Ich persönlich konnte erstmals seit vielen Jahren einen meiner Silvester-Vorsätze durchhalten: Ich habe mir vorgenommen, weniger ins Wirtshaus zu gehen

Und die "Fridays for Future"-Aktionen der schulschwänzenden Bildungsverweigerer sind auch rückläufig. Zu deren Ehrenrettung sei aber auch gesagt, dass ein Schulstreik bei geschlossenen Schulen sich durchaus schwierig gestaltet.

Schmuser im Rathaus: Der "Knaller Max" weiß, wo in Ismaning die Missgunst herrscht

Starkbiersaison: Der "Knaller Max" hätte einen Einakter parat.

Der "Knaller Max" hätte einen Einakter parat.

(Foto: privat/oh)

Wenn er ans Rednerpult tritt, schnauft die Ismaninger Kommunalpolitik noch einmal tief durch: Seit Jahrzehnten ist der "Knaller Max" alias Max Eisenreich als scharfzüngiger Autor bei den Bierfesten der Gemeinde unterwegs, lange Jahre als Gast bei den Freien Wählern, seit einiger Zeit bei der CSU. Wer sich in seinen Singspielen - hochkarätig besetzt mit Talenten aus dem Bauerntheater - wiedererkennt, der weiß, er ist wer im Ort.

SZ: Hatten Sie für Ihre Krüglrede schon einiges an Schmähmaterial gesammelt?

Max Eisenreich: Nein, weil es dann doch sehr enttäuschend ist, wenn es nichts wird und es braucht viel Zeit, wenn es etwas Gescheites werden soll.

Das öffentliche Leben ruht weitgehend seit einem Jahr. Aus welchen Quellen schöpft man jetzt Verwertbares für ein Derblecken?

Bei den Gemeinderäten und Bürgermeistern, wo Missgunst und Ausbremsen sehr gepflegt wird. Besonders in Ismaning unter den konservativen Fraktionen gibt es immer etwas zum Grinsen und Ausspielen.

Welchen Scherz hätten Sie heuer zu gerne gemacht?

Das Schmuse-Verhältnis zwischen dem Ersten und Zweiten Bürgermeister, das warme Umgehen der Fraktionen von SPD und Freien Wählern schreit nach einem Einakter!

Können sich die üblichen Verdächtigen jetzt entspannt zurücklehnen, weil sie heuer nicht durch den Kakao gezogen werden, oder werden ihre Verfehlungen bei Ihrer Krüglrede 2022 in einer Zwei-Jahres-Abrechnung gewürdigt?

Meistens sammelt sich in zwei Jahren eine Menge Stoff an "Verfehlungen" an. Die Gemeinderäte stehen fast alle im öffentlichen Leben, bekleiden Posten in den Vereinen und wo gehobelt wird, da fallen Späne. Beim Derblecken ist es aber wichtig, dass keine altbackenen Themen immer wieder aufgewärmt werden.

Wer hätte heuer das größte Potenzial für ein Derblecktwerden gehabt und weswegen?

Wie gesagt, der erste und zweite Bürgermeister, der greise Professor Druide, die jungen Räte und eventuell Personen aus der Verwaltung.

Verfassen Sie doch bitte ein kurzes Derblecken auf diese Person.

Auffallend ist, dass die jetzige Führung nicht den Tatendrang der Neunzigerjahre besitzt. Damals schoben Bürgermeister und Bauamtsleiter enorm an! Darum geht es uns Ismaningern heut sehr gut. Aber warum sollen die sich heute den Haxen ausreißen, wenn sich dann doch der alte Druide mit erhobenem Zeigefinger gegen jeden Schwung und Elan dagegen einbringt.

Unterschätzer Uli: Ritter Blech hätte in Taufkirchen gerne die Wahl aufgegriffen

Starkbiersaison: Ritter Blech kennt sich aus mit der "Stoiberfalle".

Ritter Blech kennt sich aus mit der "Stoiberfalle".

(Foto: Claus Schunk)

Michael Müller derbleckt als Ritter Blech von Hilprandingen beim Starkbierfest der Freunde des Wolfschneiderhofs im Ritter-Hilprand-Hof in Taufkirchen. Er ist dafür bekannt, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt und im Ritter-Gewand die örtlichen Kommunalpolitiker kräftig abwatscht und auch die Amtsträger aus dem Landkreis nicht verschont, die stets in großer Zahl im Publikum sitzen. Für Müller wäre es heuer der 8. Starkbieranstich gewesen.

SZ: Hatten Sie für Ihre Krüglrede schon einiges an Schmähmaterial gesammelt?

Michael Müller: Sobald der jeweilige Starkbieranstich gelaufen ist, sammle ich Stichworte für das laufende Jahr. Für heuer habe ich das nicht weiter verfolgt, da bereits im vergangenen Herbst die Absage für 2021 absehbar war.

Das öffentliche Leben ruht weitgehend seit einem Jahr. Aus welchen Quellen schöpft man jetzt Verwertbares für ein Derblecken?

Zum einen natürlich weiterhin aus Veröffentlichungen, zum Beispiel aus der Süddeutschen Zeitung. Zum anderen aus den Erzählungen von Personen, die in der Kommunalpolitik tätig sind und Hinweisen aus dem "Netzwerk" in der Gemeinde, das man sich aufgebaut hat.

Welchen Scherz hätten Sie heuer zu gerne gemacht?

Markus Söder rast mit Vollgas in die berüchtigte "Stoiberfalle". Übernimmt er die Kanzlerkandidatur, muss er auch "springen" und nach Berlin gehen, wenn es nix wird mit Kanzler. Kandidiert er nicht, ist die Luft aus den "dicken Backen" raus. Man spricht hier von der "boarischen Zwickmühl".

Können sich die üblichen Verdächtigen jetzt entspannt zurücklehnen, weil sie heuer nicht durch den Kakao gezogen werden, oder werden ihre "Verfehlungen" bei Ihrer Krüglrede 2022 in einer Zwei-Jahres-Abrechnung gewürdigt?

Das eine oder andere lässt sich vielleicht mit neuen Geschehnissen verbinden. Ansonsten ist der zeitliche Abstand bei den meisten Themen vermutlich zu groß.

Wer hätte heuer das größte Potenzial für ein Derblecktwerden gehabt und weswegen?

Unsere Bürgermeisterkandidaten, denn das Rennen lief anders als erwartet.

Verfassen Sie doch bitte ein kurzes Derblecken auf sie.

Da rechnen alle fest mit einer Stichwahl. Und dann macht uuU - unser unterschätzter Uli - bereits im ersten Streich den Stich. Und die beiden jungen Stimmenwuiderer von SPD und Grünen stehen blass vor den Rathaustreppen - aber dieses Mal kann man sich ja geschickt hinter Corona verstecken.

Alfons Hofstetter, der ehemalige Zweite Bürgermeister von Unterhaching, hat schon viele Starkbierreden gehalten. Von 2002 bis 2019 sind da seitenweise Papier, jede Menge Pointen und auch ein paar Weisheiten zusammengekommen. Vergangenes Jahr hat der 82-jährige Professor für Urologie seine Ansprachen, mit denen er als Krüglredner der CSU-Veranstaltung den Politiker die Leviten gelesen hatte, zu einem Buch binden lassen. Schon die Rede aus 2020, die er erstmals bei den Freien Wähler halten wollte, blieb ungehört. Jetzt fällt sie zum zweitem Mal aus.

Die grüne Witwe: Alfons Hofstetter bedient sich in Unterhaching der Biologie

Starkbiersaison: Alfons Hofstetter hat einen "besonderen Freund".

Alfons Hofstetter hat einen "besonderen Freund".

(Foto: Claus Schunk)

SZ: Hatten Sie für Ihre Krüglrede schon einiges an Schmähmaterial gesammelt?

Alfons Hofstetter: Ja.

Das öffentliche Leben ruht weitgehend seit einem Jahr. Aus welchen Quellen schöpft man jetzt Verwertbares für ein Derblecken?

Aus Presse, Fernsehen und aus eigenen, leidvollen Erfahrungen.

Welchen Scherz hätten Sie heuer zu gerne gemacht?

Der Scherz wird nicht verraten, nur so viel: Er könnte die Freien Wähler treffen.

Können sich die üblichen Verdächtigen jetzt entspannt zurücklehnen, weil sie heuer nicht durch den Kakao gezogen werden, oder werden ihre "Verfehlungen" bei Ihrer Krüglrede 2022 in einer Zwei-Jahres-Abrechnung gewürdigt?

Eine Zwei-Jahres-Abrechnung ist geplant, was den einen oder anderen Politiker nicht stören wird, da dann die meisten und wichtigsten Wahlen vorbei sind.

Wer hätte heuer das größte Potenzial für ein Derbleckt werden gehabt und weswegen?

Ein übergroßes Potenzial für ein Derblecktwerden haben viele, angefangen von Ursula von der Leyen, die hervorragenden Pandemie-Manager im Bund und Land, die Weltuntergangsprediger aus dem Robert-Koch-Institut, der Mann mit der weinenden Stimme und Gesundheitsexperte der SPD, Lauterbach, der Einfamilienhausbesitzer-Schreck Anton Hofreiter - mein besonderer Freund - sowie die Grün-Schwarze Allianz im Unterhachinger Gemeinderat.

Verfassen Sie doch bitte ein kurzes Derblecken auf ihn oder sie.

Für letztere gilt eine Erfahrung aus der Biologie: Schwarze Witwe, in diesem Fall, grüne Witwe, frisst ihr eigenes Männchen. Nach Jutta Schneider, Spinnen-Forscherin an der Uni Hamburg, machen dies die Spinnenweibchen, damit sich die Männchen nicht mit anderen Weibchen paaren und sie ihre Überlegenheit unter Beweis stellen können. Davon abgesehen sollen die Weibchen, die ihre Männchen gefressen haben, größere Eier legen!

An anderen Orten ist der Ayinger Brauereidirektor in normalen Zeiten meist für den Starkbieranstich zuständig, im Ayinger Bräustüberl aber hält Helmut Erdmann die Krüglrede selbst.

SZ: Hatten Sie für Ihre Krüglrede schon einiges an Schmähmaterial gesammelt?

Helmut Erdmann: Die heiße Phase beginnt mit dem Sammeln normalerweise im November. Damals konnte ich mich aber schon hundertprozentig auf unseren Ministerpräsidenten verlassen und mir war sofort klar - so entschlossen, wie Selbiger seine Maßnahmen vertrat -, dass ich gar nicht anfangen brauche: Gastronomie und Veranstaltungen wird es definitiv nicht geben.

Das öffentliche Leben ruht weitgehend seit einem Jahr. Aus welchen Quellen schöpft man jetzt Verwertbares für ein Derblecken?

Meine Starkbier-Reden gehen weniger auf Verfehlungen von Personen ein, sondern sind allgemeiner gehalten und beschäftigen sich mit den tagtäglichen Sorgen von uns allen: Klimakrise, Bundes- und Landespolitik, Genderwahnsinn, rückläufiger Bierkonsum und Aufstiegshoffnungen der Münchner Löwen. Und hier bietet das Internet allen voran Twitter, Facebook und Ähnliches eine unerschöpfliche Quelle.

Können sich die üblichen Verdächtigen jetzt entspannt zurücklehnen, weil sie heuer nicht durch den Kakao gezogen werden, oder werden ihre "Verfehlungen" bei Ihrer Krüglrede 2022 in einer Zwei-Jahres-Abrechnung gewürdigt?

Ich bin mir sicher, dass vieles, was in diesem außergewöhnlichen Jahr 2020 passiert ist, sehr gut in eine Rede 2022 hineinpasst und gerade was die Corona-Pandemie und deren Maßnahmen und Akteure betrifft, wird man im Nachhinein bekannterweise ja immer schlauer sein und kann dann auch dementsprechend "g'scheid daherred'n".

Wer hätte heuer das größte Potenzial für ein Derblecktwerden gehabt und weswegen?

Das Coronavirus Sars-CoV-2 selbst.

Verfassen Sie doch bitte ein kurzes Derblecken darauf.

Vor einem Jahr dachte ich bei Corona noch an ein Maisbier aus Mexiko, bei Sars-CoV-2 an einen entfernten Verwandten von R2D2 aus Starwars und einen Lockdown hätte ich bestenfalls im American Football zwischen einem "Fieldgoal" und einem "Touchdown" angesiedelt. Obwohl nach dem ersten Bekanntwerden im Januar 2020 gemäß dem boarischen Dreisatz gehandelt wurde: "Erst dean ma amoi nix, dann miaß ma moi schaung und dann wean ma scho seng!" hat unser Ministerpräsident schon sehr schnell g'seng, dass ma wos dean miassn, ohne lang schaun. Zua g'schaut hod unsere Bundesregierung bei der Impfstoffbesorgung und auch bei der Impfung der Bevölkerung miassen's erst moi schaun und wenn sie hier so weitermachen und die Impfungen so langsam voran kommen, können wir sicher sein, dass bald alle Deutschen alt genug sind, um einen Impftermin zu bekommen.

Die Krise hat aber auch gute Seiten. Scrabblefreunde freuen sich über neue Möglichkeiten mit Höchstpunktgefahr: Inzidenzwert - 18 Punkte, Impfzentren - 21 Punkte, Impfchaos - 22 Punkte und der Impfgipfel sogar 26 Punkte.

Ich persönlich konnte erstmals seit vielen Jahren einen meiner Silvester-Vorsätze durchhalten: Ich habe mir vorgenommen, weniger ins Wirtshaus zu gehen

Und die "Fridays for Future"-Aktionen der schulschwänzenden Bildungsverweigerer sind auch rückläufig. Zu deren Ehrenrettung sei aber auch gesagt, dass ein Schulstreik bei geschlossenen Schulen sich durchaus schwierig gestaltet.

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