Standortentscheidung:Kirchheimer Rathaus entsteht zwischen den Ortsteilen

Rathaus Kirchheim

Das Kirchheimer Rathaus soll durch einen Neubau ersetzt werden.

(Foto: Florian Peljak)

Der Gemeinderat einigt sich darauf, das neue Rathaus zwischen Kirchheim und Heimstetten zu bauen. Der Streit in dem Gremium ist damit aber noch nicht ausgestanden.

Von Verena Fücker, Kirchheim

Lange hat es gedauert, doch jetzt steht fest, wo das neue Kirchheimer Rathaus entstehen soll. Die Gemeinderäte haben am Montagabend einstimmig für einen Standort zwischen den beiden Ortsteilen Kirchheim und Heimstetten und somit der Ortsentwicklungsmaßnahme gestimmt. "Na also, geht doch", kommentierte Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) die Entscheidung.

Der von Böltl im Sommer vorgeschlagene Standort "alte Schule" im Kirchheimer Ortskern ist damit endgültig vom Tisch. Böltl hatte bereits am Freitag erklärt, dass dieser Standort zu teuer sei, weil dann Pachtzahlungen an die Erzdiözese München und Freising nötig geworden wären. Um die Umzugspläne realisieren zu könnten, hätte die Gemeinde auch auf ein Kirchengrundstück zurückgreifen müssen.

"Wir hätten es viel einfacher haben können"

Marcel Prohaska (SPD) bekräftigte im Gemeinderat seine Kritik an Böltl: "Wir hätten es viel einfacher haben können. Ich habe bereits im Juli auf die Rechte der Kirche hingewiesen. Zukünftig sollten wir sachlicher und ruhiger entscheiden, besonders bei Standortfragen." Prohaska bekam dafür Unterstützung, unter anderem von Susanne Merten-Wente (Grüne). Thomas Heinik (CSU) bat jedoch energisch darum, "dieses ständige Nachtreten in Zukunft zu lassen".

Obwohl der Standort nun geklärt ist, dürfte es um das Rathaus nicht ruhiger werden. Wirtschaftsgeograf Ralf Popien stellte den Gemeinderäten seine Untersuchung vor, wonach der Wegzug des Rathauses den alten Kirchheimer Ortskern schwächen könnte. "Nach der Post und den beiden Bäckereien ist das Rathaus der größte Frequenzbringer", so Popien. Für Bürgermeister Böltl war dies Ansporn, sich bald um Gegenmaßnahmen zu kümmern. So will er sich mit den Kirchheimer Einzelhändlern und Dienstleistern zusammensetzen, um den Ortskern zu stärken. Potenzial sei auf jeden Fall gegeben, so Popien: "Die Einzelhändler und Dienstleister haben einige gute Ideen, zum Beispiel mehr Veranstaltungen, eine gemeinsame Vermarktung in Kooperation mit der Gemeinde oder größere Außenflächen für die Gastronomie."

Popien machte auch klar, dass keiner der Unternehmer allein von Kirchheimern oder Heimstettenern leben kann. Um die Geschäfte zu stärken soll die Gastronomie ausgebaut werden. Er hält es für möglich, die Parkplätze vor dem Gasthof "Neuwirt" zur Gastronomiefläche umzubauen. "Parkplätze müssten dadurch nicht verloren gehen, wenn die Gemeinde gleichzeitig die Parkplätze gegenüber für Dauerparker sperrt und parken nur noch für einen beschränkten Zeitraum erlaubt", sagte Popien. "Momentan steht dort ja zum Beispiel ein Wohnmobil."

Viele Gemeinderäte haben Angst, dass der Neubau schon bald zu klein ist

Sandra Gerbert vom Architektur- und Stadtplanungsbüro Schober hat im Gemeinderat einen Raumplan vorgestellt, auf dessen Grundlage ein Architektenwettbewerb für den Rathausneubau ausgeschrieben werden soll. Viele Gemeinderäte befürchten jedoch, dass die Planung nicht weit genug in die Zukunft reiche. Zwar wurde bereits darauf geachtet, welche Bedürfnisse die Gemeindeverwaltung nach der Ortsentwicklungsmaßnahme, also mit rund 16 000 Einwohnern hat. Auf insgesamt 3420 Quadratmetern sollen dann 82 Mitarbeiter arbeiten. Allerdings fragte Franz Graf (CSU) auch, was passiert, wenn Kirchheim noch weiter wächst: "Wir wollen ja nicht nach zehn Jahren wieder ein neues Rathaus bauen." Gerbert erklärte, dass es ausreichend Zimmer mit einer Größe von 25 Quadratmetern gibt, die bisher für eine Person eingeplant sind, in denen aber auch zwei Personen arbeiten können.

Wie angespannt die Stimmung trotz der Einigung in der Standortfrage bleibt, zeigte die Reaktion von Stephan Keck (SPD). Er sprach dem Planungsbüro Schober offen sein Misstrauen aus: "Ich habe kein Vertrauen mehr in die Neutralität des Planungsbüros. Dafür ist im letzten halben Jahr zu viel gelaufen. Es war bereits im Juli offensichtlich, dass das Planungsbüro eindeutig für den Standort in der alten Schule ist." Deswegen schlug Keck vor, dass das Büro sich zwar weiter um das Raumkonzept, nicht aber um den ausstehenden Architektenwettbewerb kümmern soll. Böltl sagte, dass das wieder zu Verzögerungen in der Planung führen würde. Kecks Vorschlag wurde vom Gemeinderat abgelehnt.

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