Standortdebatte:Kreistag erwägt Umzug des Landratsamts

Standortdebatte: Wenn es nach der SPD geht, würde am Mariahilfplatz dereinst für immer zugesperrt.

Wenn es nach der SPD geht, würde am Mariahilfplatz dereinst für immer zugesperrt.

(Foto: Stephan Rumpf)

Im Gespräch ist eine Zusammenlegung der verschiedenen Behördenteile in der Messestadt-Riem, im Werksviertel oder am Candidplatz. Aber auch eine Erweiterung der Zentrale am Mariahilfplatz bleibt eine Option.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Einmal im Jahr tritt der Kreistag im Landratsamt zusammen. Dann drängen sich die 60 Kreisräte, die Mitarbeiter der Verwaltung und Landrat Christoph Göbel im viel zu kleinen Festsaal am Mariahilfplatz wie Ölsardinen in der Dose.

Die Beschäftigten der Behörde leiden das ganze Jahr über unter der Enge im Landratsamt. Nun will der Landkreis ihr entgegenwirken: mit einer Erweiterung des bestehenden Gebäudekomplexes samt Anbau - oder einem kompletten Umzug aller Mitarbeiter an einen neuen Standort innerhalb der Landeshauptstadt.

Über beide Varianten werden die Kreisräte am kommenden Montag, 19. März, von 14 Uhr an im deutlich geräumigeren und komfortableren Kultur- und Kongresszentrum in Taufkirchen erstmals öffentlich beraten. Landrat Göbel wird in der Kreistagssitzung über die "Standortentwicklung" informieren. Der Beschluss samt der Aufforderung an den Landrat und die Verwaltung, "in Verhandlungen mit den jeweiligen Eigentümern einzutreten", wurde bereits im November 2016 vom Finanzausschuss des Kreistags hinter verschlossenen Türen gefasst - das ist grundsätzlich üblich.

Mehr als zehn Optionen geprüft

Nun aber kristallisiert sich heraus, wohin die Reise für die allermeisten der mehr als tausend Mitarbeiter der Behörde gehen könnte: Mehr als zehn Objekte und Grundstücke in der Landeshauptstadt haben die Kreisräte und Landrat Göbel in den vergangenen zwei Jahren besichtigt, ein Planungsbüro hatte diese ermittelt. Übrig geblieben sind drei Varianten: ein Umzug des Landratsamtes in das Werksviertel in der Anzinger Straße am Ostbahnhof, auf ein Grundstück am Candidplatz unterhalb des Sechzger-Stadions oder auf ein Areal an der Olof-Palme-Straße in der Messestadt, die von der Autobahn kommend direkt auf die Riem-Arcaden zuläuft. Letzteres war in den vergangenen Jahren immer wieder als Standort für ein Ersatzquartier der Münchner Philharmoniker diskutiert worden; diese kommen während der Sanierung des Gasteigs nun aber im Werksviertel unter.

Landratsamt München, 2012

Das Landratsamt am Mariahilfplatz in München ist schon lange zu klein. Teile der Behörde sind deshalb in andere Gebäude in der Stadt ausgelagert worden.

(Foto: Stephan Rumpf)

Nicht mehr zur Debatte steht ein Standort im Landkreis, wie ihn die SPD-Fraktion noch 2014 gefordert hatte. "Für uns ist aber klar, dass ein Standort für alle Mitarbeiter des Landratsamtes am besten wäre", sagt die stellvertretende Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche (SPD). "Alles unter einem Dach wäre auch für die Bürger im Landkreis die sinnvollste Lösung."

Bisher sind die Mitarbeiter der Behörde auf acht Standorte in der Landeshauptstadt und im Landkreis verteilt. Die Kfz-Zulassungsstelle etwa befindet sich in Grasbrunn, das staatliche Schulamt in der Chiemgaustraße in Giesing, die Asylbehörde in der Ludmillastraße, die Eltern- und Jugendberatungsstelle am Orleansplatz in Haidhausen. Die allermeisten Mitarbeiter, etwas mehr als 650, aber arbeiten direkt in der Zentrale am Mariahilfplatz.

Grünen-Fraktionschef Christoph Nadler verweist darauf, dass der Kreistag jenen Posten im Haushalt 2018, der eigentlich für den Neubau eines Landratsamtes vorgesehen war, gestrichen hat. "Wir wissen, dass es am Mariahilfplatz eng ist, müssen aber auch abwarten, wie sich die Personalsituation entwickelt", sagt Nadler.

Landrat Christoph Göbel (CSU) bestätigte der SZ am Mittwoch, dass es auch mit der Landeshauptstadt Verhandlungen über mögliche Grundstücke gibt. Aber auch eine Erweiterung der Behörde, etwa auf einem landkreiseigenen Grundstück in unmittelbarer Nähe des Mariahilfplatzes sei möglich.

"Derzeit sind alle Mitarbeiter untergebracht", sagt Göbel. Es bestehe kein Grund zu übereiltem Handeln. Er selbst sei dem Mariahilfplatz und dem Landratsamt "sehr verbunden". "Aber es geht bei einer Erweiterung oder einem Umzug auch um logistische und vor allem ökonomische Betrachtungen."

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