Stammzellenspender in Aschheim:Fürs Leben gerne

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Marisa Kellermann ist studentische Hilfskraft bei der Stiftung Aktion Knochenmarkspende. Hier nimmt sie eine Speichelprobe entgegen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Bei einer Typisierungsaktion am Rande eines Fußballspiels in Dornach lassen sich potenzielle Stammzellenspender in eine Datei aufnehmen. Ein 19-Jähriger denkt dabei an einen Freund, der mit Leukämie im Krankenhaus liegt.

Von Claudia Wessel, Aschheim

Ein 19-Jähriger ist der erste Spender am Dienstagvormittag am Stand der Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB) auf der Sportanlage des SV Dornach. Er hat von der Typisierungsaktion im Radio gehört und ist eigens von München nach Dornach gekommen, um sich in die Stammzellspenderdatei aufnehmen zu lassen. Dafür hat er einen sehr persönlichen Grund: Ein Freund von ihm liegt gerade mit Leukämie im Klinikum Großhadern.

Dass er genau diesem Freund mit seiner Spende wird helfen können, ist sehr unwahrscheinlich, sagt die Biologin Cornelia Kellermann, Koordinatorin der Stiftung und mit ihrer Tochter Marisa gemeinsam am Stand, der an diesem Maifeiertag am Rande der Sportanlage steht, auf der ein Amateurfußballturnier des Bayerischen Fußballverbandes stattfindet. Aber jemand, der einen Betroffenen kennt, dem er gerne helfen würde, ist einfach besonders motiviert für eine Spende, weiß Kellermann. Das sei auch der Grund, warum die Stiftung oftmals Typisierungsaktionen für bestimmte Menschen ausrufe. So wie erst vergangene Woche in Bruckmühl, wo für einen Jungen gesucht wurde, der Mitglied im Trachtenverein war. Es ließen sich 1377 Personen registrieren. Sie alle wollten dem kleinen Benedikt gerne helfen. Vermutlich aber wird dessen Spender nicht bei den Hilfsbereiten sein.

Jedoch könnte dieser Spender unter den inzwischen rund 32 Millionen weltweit Registrierten gefunden werden, so Kellermann. Sinn jeder Typisierungsaktion sei einfach, diese Anzahl und damit die Wahrscheinlichkeit einer Übereinstimmung für Betroffene zu erhöhen.

Die Daten landen in der weltweiten Datei

Wer also am Stand der AKB in Dornach einen Wangenabstrich machen lässt, kann nicht beeinflussen, wem er helfen wird. Seine Daten landen in der weltweiten Datei. Gibt es dort einen Treffer, also eine Übereinstimmung der "Oberflächenmoleküle der Blutzellen", so Kellermann, mit denen des Patienten, dann wird er informiert. Die Stammzellengewinnung findet dann in Gauting in der Asklepiosklinik statt. In 20 Prozent der Fälle wird Knochenmark in den dortigen OP-Sälen entnommen, in allen anderen werden die Stammzellen anders gewonnen: Dann braucht der Spender nur drei bis fünf Stunden dazuliegen wie bei einer Blutspende. Während das Blut aus einem Zugang heraus- und in den anderen wieder hineinfließt, werden die Stammzellen entnommen.

Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Denn vorher muss sich der Spender fünf Tage lang einen Botenstoff spritzen, der eine Infektion simuliert, erklärt Kellermann. Denn bei jeder Infektion würden Stammzellen überproduziert - ein Überschuss, der dann gespendet wird. "Man kann sich dabei durchaus ein paar Tage krank fühlen, manche Menschen bekomme auch Fieber", sagt Kellermann. "Doch das klingt sofort nach Ende der Spende wieder ab." Die meisten Menschen würden auch sagen, dass sie diese kleine Last gerne auf sich nehmen, um ein Leben zu retten. Was in 50 bis 75 Prozent der Fälle erfolgreich sei, weiß die Koordinatorin.

Markus Kubick, 35, möchte Spender werden. (Foto: Sebastian Gabriel)

Die Schiedsrichter gehen mit gutem Beispiel voran

An diesem Maifeiertag fragt jedoch niemand nach solchen Nebenwirkungen, es geht zunächst einfach ums Helfen. Eine 19-Jährige, die mit ihren Eltern kommt - die leider zu alt sind, um zu spenden, denn das Höchstalter ist 45 Jahre - lässt sich einen Wangenabstrich machen. Danach tritt erst einmal eine kleine Flaute ein, bis die Schiedsrichter mit gutem Beispiel vorangehen und sich am Stand registrieren lassen. Dann sieht man immer mehr Fußballtrikots an dem Stehtisch, und es bildet sich eine Schlange.

Die Kooperation zwischen dem Bayerischen Fußballverband und der Stiftung war eine sehr gute Idee, versichert Bernhard Slawinski, der Kreisvorsitzende der Region München. Seit Ende 2017 arbeiten sie zusammen, bei Turnieren steht ein Stand der AKB. So wurden in den wenigen Monaten bereits mehr als 500 Spender gewonnen. "Fußball ist etwas, das verbindet", sagt Slawinksi. Und das fördere auch Hilfsbereitschaft.

Aus diesem Grund gibt es übrigens in Dornach auch einen Stand, an dem die Benutzung eines Defibrillators gezeigt wird. Denn: "Vergangenen Montag ist bei einem Spiel der Senioren in Lochhausen ein Mann mit Herzstillstand auf dem Platz gestorben." Einen Defibrillator hatte man an dem Tag nicht, die Herzmassage per Hand war leider nicht erfolgreich.

© SZ vom 02.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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