Süddeutsche Zeitung

Stammzellenspende:Kumpel, die Mut machen

Freunde organisieren Typisierung für den kranken Florian Kettner

Die Diagnose Blutkrebs war ein Schock, doch jetzt machen die Freunde des 30-jährigen Florian aus Fahrenzhausen (Landkreis Freising) mobil. Am Sonntag, 8. November, veranstalten sie eine Typisierungsaktion, um einen Stammzellenspender für Florian Kettner zu finden. Schirmherr ist Bürgermeister Heinrich Stadlbauer, die Gemeinde stellt auch die Aula der Grundschule zur Verfügung. Florians Freunde hoffen auf rege Teilnahme, auch aus dem benachbarten Unterschleißheim.

"Wenn du selber so was bräuchtest, wärst du auch froh, wenn jemand das für dich macht", beschreibt Rainer Pflügler die Motivation der Initiatoren, allesamt Freunde des Erkrankten. Zusammen mit dem Arbeitgeber von Florian Kettner haben sie die Organisation übernommen, unterstützt von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei DKMS. Für die Typisierungsaktion, die von 11 bis 16 Uhr läuft, braucht es nicht nur medizinisches Personal, das zur Blutabnahme befugt ist, sondern auch Geld; 40 Euro kostet eine Typisierung, die Helfer sammeln dafür Spenden. Bis jetzt, erzählt Christian Dill-Köppl, einer der Initiatoren, sei die Hilfsbereitschaft überwältigend. Metzger versprachen Grillwürstl, Geschäftsleute wollen Getränke zum Verkauf spenden, der Burschenverein ist dabei, der Sportverein und der Maschinenring.

Bei der Typisierung mitmachen kann, wer zwischen 17 und 55 Jahre alt ist, nicht unter 50 Kilogramm wiegt, aber auch nicht stark übergewichtig ist. Außerdem sind Krankheiten wie Rheuma, Diabetes oder Krebs ein Ausschlusskriterium. Wer sich fünf Milliliter Blut abnehmen lässt, sollte sich bewusst sein, dass er nicht nur ein potenzieller Stammzellenspender für Florian Kettner ist. Vielmehr sind die Spenderdateien weltweit vernetzt. Aus dem Grund sollte man sich nur einmal typisieren lassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Gewebemerkmale zweier Menschen übereinstimmen, ist gering, Yvonne Renz von der DKMS beziffert sie mit einem Prozent.

Stammzellenspende sei ein Thema, zu dem viele Falschinformationen im Umlauf seien, betont sie. Viele Menschen fürchten, dass ihnen Stammzellen aus dem Rückenmark entnommen werden. Das sei aber nicht der Fall. Zu 80 Prozent würden diese peripher gewonnen. Dazu bekommt der Spender ein Medikament. Der Körper schüttet dann Stammzellen in das Blut aus, das ambulant entnommen wird. Nur 20 Prozent der Stammzellen werden noch direkt entnommen, aus dem Beckenkamm. Das geschieht unter Vollnarkose, der Spender bleibt drei Tage im Krankenhaus. Dort ist zurzeit auch Florian Kettner und muss Bestrahlungen über sich ergehen lassen. Dass seine Freunde so leidenschaftlich für seine Heilung kämpfen, wird ihm dabei sicher gut tun.

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Quelle:
SZ vom 15.10.2015 / av
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