Städtebau:Büros sollen Abstand zu Schulcampus halten

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Dem Bauausschuss zu massiv: ein Bürokomplex der Lechner Immo KG gegenüber dem neuen Schulcampus (links). (Foto: WEP Effinger Partner Architekten BDA)

Direkt neben dem künftigen Unterföhringer Gymnasium will der Eigentümer des angrenzenden Grundstücks einen großen Gewerbekomplex errichten. Auch die abgespeckte Version ist den Gemeinderäten zu massiv

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Der Unterföhringer Gemeinderat war schon Mitte März nicht zu überzeugen - und verwies den Antrag der Lechner Immo KG, gegenüber dem neuen Schulcampus einen großen Bürokomplex zu errichten, an den Bauausschuss. Doch auch dieser zeigte sich in seiner jüngsten Sitzung nicht willens, die Entwürfe durchzuwinken und sein Plazet zur Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes geben. Dass der Antragsteller die Pläne auf Wunsch von Rathaus und Kommunalpolitikern abgespeckt hatte, wurde im Gremium zwar begrüßt, trotzdem seien noch zu viele Fragen offen. Nach einstimmigem Beschluss soll die Verwaltung nun die Umgebungsbebauung im Gewerbegebiet unter die Lupe nehmen und weitere Punkte klären - zum Beispiel, ob ein neues Verkehrsgutachten nötig ist.

Das fragliche Grundstück der Lechner Immo KG ist knapp 27 400 Quadratmeter groß und liegt direkt gegenüber dem Schulcampus mit Gymnasium, Grundschule, Hort und Mensa, der gerade entsteht. Ein sensibler Bereich, wie es bereits im Gemeinderat hieß, als der Plan für einen großen Bürokomplex zum ersten Mal öffentlich vorgestellt wurde. Angelehnt an den Bau von Gymnasium und Grundschule und ähnlich gestaltet, soll ein hochwertiger Bürokomplex mit Tiefgarage errichtet werden.

Nach der Debatte im Gemeinderat hatte das vom Investor beauftragte Münchner Büro, die WEP Effinger Partner Architekten, die Entwürfe noch einmal überarbeitet. So wurden etwa die Gebäudehöhen zur Mitterfeldallee hin analog zum Schulbau auf drei Geschosse reduziert und die zwischen den Baukörpern liegenden Gebäudeteile sollen nurmehr vier Geschosse haben, wobei das oberste nach hinten versetzt ist.

Der aus sechs Bauteilen bestehende Komplex sieht zudem eine Ellipse mit sechseinhalb Stockwerken vor, die direkt am Kreisel von Dieselstraße und Mitterfeldallee emporragen soll; zur Schule hin ist ein viergeschossiger Baukörper geplant, wie Architekt Edwin Effinger im Bauausschuss sagte. Alles in allem würde der Schulcampus keinen Nachteil durch das Gebäude und die durchlässig entworfenen Freiflächen erfahren, versicherte Effinger.

Dieser Auffassung wollten die Kommunalpolitiker nicht ganz folgen. Zweite Bürgermeisterin Betina Mäusel (CSU) hielt eine deutliche Abgrenzung zum Gymnasium hin für absolut notwendig, allein schon aus Gründen der Aufsichtspflicht, wie sie sagte. Eine Böschung sei ohnehin vorgesehen. Während Dritter Bürgermeister Johann Zehetmair von der Parteifreien Wählerschaft (PWU) sich beruhigt zeigte, "dass unsere Bedenken ernstgenommen wurden" und der Entwurf nun verträglicher sei, äußerte Johannes Mecke (Grüne) weiterhin große Bedenken. Er könne zwar den Bauwerber verstehen, dass er das Grundstück verwerten wolle, ihm aber tue es in der Seele weh, an ein solch "massives Gebäude" zwischen Schulcampus und neuem Sportpark zu denken. Mecke regte an, dass die Gemeinde Unterföhring versuchen sollte, das fragliche Areal zu kaufen. Anton Lechner verneinte das im Bauausschuss. Daran bestehe kein Interesse, sagte er in der Sitzung.

Mäusel lobte die abgespeckten Pläne als Schritt in die richtige Richtung, plädierte allerdings dafür, dass das Bauamt im Unterföhringer Rathaus vom Landratsamt prüfen lässt, inwieweit ein solches Projekt in diesem Bereich überhaupt zulässig sei. Der Ausschuss folgte ihrer Anregung und bat erneut darum, die Baukörper zu reduzieren. Zudem sollen die Baudichte im umliegenden Gewerbegebiet detailliert erforscht werden. Erst danach wird sich zuerst der Bauausschuss und anschließend der Gemeinderat noch einmal mit dem Vorhaben beschäftigen.

Für die Lechner Immo KG heißt es nun abwarten. Und für die Kommune auch, wie Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (PWU) am Montag sagte. Die Gemeindeverwaltung wird versuchen, möglichst schnell die geforderten Informationen zur Baudichte auf benachbarten Gewerbearealen wie etwa dem Allianz-Campus oder Pro Sieben Sat 1 zu liefern. Ob der Antrag bereits in der nächsten Bauausschusssitzung am 23. Mai wieder auf der Tagesordnung steht, ist noch nicht klar.

© SZ vom 07.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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