Stadtgeschichte:Durch die Brandschutztür in die Zukunft

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Das Unterschleißheimer Stadtmuseum war lange ein heimatkundliches Sammelsurium. Nun soll es modernen Ansprüchen genügen - und gleichzeitig den behördlichen Auflagen

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Wenn der Besucher demnächst zum Museum emporsteigt, folgt er dem Weg des Lichts. Oben am Ende des schmalen Treppenaufgangs strahlt es ihm goldfarben entgegen. Ein Oberlicht und hell gestaltete Wände lassen den Eingangsbereich einladend wirken und signalisieren: Das soll ein erhellender Ort sein. Das Farbkonzept in dem neu gestalteten und konzipierten Stadtmuseum in Unterschleißheim ist wohl durchdacht. In dem Museum soll nicht mehr viel an die heimatgeschichtliche Sammlung erinnern, die dort über Jahre angehäuft worden war. Doch beinahe wäre alles wegen des Brandschutzes zunichte gemacht worden.

Kulturamtsleiterin Daniela Benker will sich den Raumeindruck mit offenen Durchgängen nicht durch Brandschutzauflagen zerstören lassen. (Foto: Stephan Rumpf)

Unterschleißheim ist eine aufstrebende Stadt mit wachsenden Gewerbegebieten und vielen Jobs für Hochqualifizierte. Entsprechend will man sich präsentieren. Doch dazu fehlt derzeit noch einiges. Das Bürgerhaus ist sanierungsbedürftig. Das neue Stadtzentrum existiert bisher nur auf dem Papier. Und auf der Eingangstür neben dem Café Cupcake ist noch auf einem Schild altbacken "Museumsstüberl" zu lesen. Doch schon bald soll dort der Eingang zum neuen Stadtmuseum führen, einem Lernort, den sich Kulturamtschefin Daniela Benker seit Monaten sehnlich herbeiwünscht: "ein Stadtmuseum, das modernen Standards standhält".

Das Museum soll "modernen Ansprüchen" genügen. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Räume sind weitgehend fertiggestellt. Von den beiden ehemaligen Wohnungen für städtische Angestellte, in denen lange ein Durcheinander zusammengesuchter alter Gegenstände präsentiert wurde, ist nichts mehr zu erahnen. "Hier standen 20 Dreschflegel", sagt Benker beim Gang durch die Räume, dort zig Milchkannen. Man habe kräftig ausgemistet. Künftig sollen wenige Gegenstände gezeigt werden, an denen sich Geschichten festmachen lassen. Eine moderne "Museumsmaschine", so Benker, soll aufgestellt werden, an der sich Besucher an einem interaktiven Screen in die Stadtgeschichte hineinzoomen und Filme abrufen können. Es soll die Geschichte des Aufstiegs zur Hightechstadt und die es Umlands vermittelt werden. Das Torfstechen wird ein Thema sein. "Sie brauchen da eine Erzählung", sagt Benker. Und: "Wir haben versucht, den Eindruck eines Raums zu schaffen."

Für das Museum gibt es ein außergewöhnliches Konzept. Die Räume werden umfassend umgestaltet. (Foto: Stephan Rumpf/)

Genau dieser Museumsraum, der aus dem in goldener Farbe gestrichenen Eingangsbereich und dem roten Bereich der Stadtgeschichte und dem blauen Bereich der Kunstgeschichte bereits geschaffen worden ist, war aber zur großen Verzweiflung der Museumsmacher plötzlich in Gefahr. Die Türen der beiden Wohnungen waren entfernt, ein sorgsam komponiertes Museums-Gebilde war geschaffen, als das Bauamt damit beginnen wollte, nach einem 2007 erstellten Brandschutzkonzept zwei Brandschutztüren einzubauen. Die hätte man voll "reingeknallt", sagt Benker, "das ist brutal". Und sie beschreibt, wie mit einem alternativen Brandschutzgutachten im letzten Moment die Situation gerettet worden sei. Nun soll nur im Eingangsbereich das Oberlicht ausgebaut werden, um dort den Rauchabzug zu ertüchtigen. Das soll dann reichen.

Der Bauausschuss des Stadtrats hat das am Montagabend beschlossen. Nun soll möglichst bald der Einbau der Museums-einrichtung erfolgen, die weitgehend fertig bereitsteht. Im roten Bereich werden Gegenstände in die Vergangenheit zurückführen. Im blauen Bereich sollen 32 Werke aus der Sammlung an Landschaftsgemälden gezeigt werden, die Manfred Graf der Stadt geschenkt hat. Dort sind auch Lesungen geplant. Zwei Türen führen auf eine Terrasse, die sich für Kulturveranstaltungen nutzen ließe. Im Juni war bereits ein Eröffnungstermin angesetzt, ein zweiter verstrich ebenfalls. Einen weiteren Termin will Benker nicht nennen. Aber es werde Zeit, sagt sie, aus der Stüberlphase herauszukommen. Auch der Eingangsbereich vom Rathausplatz soll umgestaltet werden. Die Arbeit geht weiter.

© SZ vom 20.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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