Stadtentwicklung:Ein Masterplan für den Unterschleißheimer Rathausplatz

Stadtentwicklung: Rolltreppe abwärts: Das Einkaufszentrum IAZ hat seine besten Zeiten hinter sich.

Rolltreppe abwärts: Das Einkaufszentrum IAZ hat seine besten Zeiten hinter sich.

(Foto: Robert Haas)

In einem städtebaulichen Wettbewerb werden das Einkaufszentrum IAZ, das Postgelände und ein Erweiterungsbau für die Stadtverwaltung verknüpft

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Völlig neu gedacht werden soll der Unterschleißheimer Rathausplatz - insbesondere sein westlicher Teil mit dem darbenden Einkaufszentrum IAZ und dem zur Disposition stehenden Postgelände. Die Stadt will einen städtebaulichen Wettbewerb ausschreiben, um frische Ideen für eine neue Gesamtplanung zu bekommen. Damit wolle man "zügig zu einer Erneuerung an diesem Standort kommen", sagte Bürgermeister Christoph Böck (SPD). Gegen erbitterten Widerstand von Grünen, Freien Bürgern (FB) und ÖDP haben CSU und SPD im Bauausschuss des Stadtrats dieses Vorgehen mit neun zu drei Stimmen durchgesetzt.

Spätestens seit der Schließung des Lebensmittelmarktes im IAZ zum Jahresanfang hat das einstige Einkaufszentrum rapide an Relevanz verloren. Das riesige Postgebäude gegenüber steht teilweise leer. Und im Gefolge leidet auch der Rathausplatz, dessen Aufenthaltsqualität angesichts des mauen Geschäftslebens am Westende ebenfalls stetig sinkt. Gleichzeitig muss das Rathaus erweitert werden, dessen Platzbedarf zuletzt durch Auslagerungen gedeckt werden musste.

All das will die Stadt nun gemeinsam anpacken. Gegenüber den bereits 2010 diskutierten Planungsansätzen hat man als neu ernanntes Mittelzentrum mittlerweile auch andere Planungshebel, um kommerzielle Nutzungen einzurichten. Und im IAZ hat sich die Situation so verändert, dass die mehr als 70 Einheiten nun von einem Investor zusammengekauft wurden, der aktuell bis auf eines alle Objekte in dem Gebäudekomplex besitzt. Damit sei "ein Ansprechpartner da, mit dem man verbindlich was abstimmen kann", betonte Böck. Schon 2012 war eine Revitalisierung des Einkaufszentrums geplant, was dann aber wegen der zersplitterten Eigentumsverhältnisse im Sande verlief.

Grüne, FB und ÖDP verwahren sich schon seit geraumer Zeit gegen einen Lösungsansatz im Paket. Das Postgelände hätte schon längst alleine entwickelt werden können, so ihre Argumentation, um zumindest an dieser Ecke die nötigen neuen Impulse setzen zu können. Grüne und ÖDP haben dazu bereits einen Antrag eingebracht, der durch den aktuellen Beschluss obsolet ist. Einen Wettbewerb zur Gesamtplanung kritisierten alle drei Gruppen unisono als Spiel auf Zeitgewinn des Bürgermeisters. "Das wirkt nach außen sehr hilflos", rügte Martin Reichart (FB).

Er hält einen Gestaltungswettbewerb für den Platz für "absolut sinnlos". Alle relevanten Koeffizienten wie die Wegeführung oder die Situierung der Gebäude würden sich nicht signifikant ändern und stellten auch nicht das Problem dar. "Den Platz brauchen wir nicht neu erfinden", sagte er, nötig sei nur die Belebung der beiden dominanten Gebäude. "Wenn Plätze nur gesamt geplant werden könnten, gäbe es in alten Ortskernen keine funktionierenden Plätze", argumentierte er, vielmehr müssten sich Einzelmaßnahmen aufeinander beziehen und so den Platz entwickeln.

Auch die Notwendigkeit einer gemeinsamen Erschließung von IAZ, Postgebäude und Rathaus, die mit der Planung geregelt werden soll, stritten die Kritiker ab. Für jedes Projekt könne mit einer eigenen Tiefgarage die nötige Infrastruktur geschaffen werden. Für die Rathauserweiterung gebe es schon "ansprechende Pläne", sagte Jürgen Radtke (Grüne), für die Nutzung des Postgrundstücks habe der Eigentümer Vorschläge eingebracht. All das könne man unverzüglich realisieren. Durch die vorgeschaltete Gesamtplanung erwarten die Kritiker nun aber unverantwortliche Verzögerungen. Mindestens zehn Jahre bis zu einer Realisierung prognostizierte Reichart. "Wir haben das IAZ sehenden Auges kaputt gehen lassen", schimpfte er, "und jetzt sehen wir zu, wie der teuer sanierte Platz stirbt."

SPD und CSU verteidigten die Notwendigkeit einer Gesamtschau. "Wir wollen eine Situation schaffen, wo alle Pläne ineinander greifen", sagte Katharina Bednarek (SPD). Dem Ort sei nicht damit geholfen, "eine IAZ-Ruine zu haben und daneben ein kleines Lebensmittelgeschäft", sagte Böck. Die Stadtverwaltung soll nun ein Architekturbüro vorschlagen, das den Wettbewerb vorbereitet und dann fachlich begleitet.

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