Süddeutsche Zeitung

Kreis und quer:Ein Simsalabim auf den Investor

Unterhaching ist klamm. Der örtliche Fußballklub will Millionen fürs Stadion zahlen. Klingt perfekt. Und doch wären jetzt Zauberkräfte gerade recht.

Kolumne von Stefan Galler

Es könnte so einfach sein: Die Gemeinde Unterhaching braucht Geld, um Volkshochschule, Nachbarschaftshilfe oder Musikschule zu unterstützen. Die Spielvereinigung Unterhaching wiederum würde der Kommune gerne den Sportpark abkaufen. Und zwar, um die Existenz zu sichern, durch die Untervermietung von Bürogebäuden oder eine Kooperation mit einem American-Football-Verein. Es geht um jenes Areal, das der Gemeinde seit Jahren ein Klotz am Bein ist, weil es viel Geld kostet und wenig einbringt. Eigentlich passt alles. Ein Vier-Millionen-Kredit müsste laut Verein nur abgerufen werden. Und doch hakt es - obwohl ein Scheitern des Deals beide Seiten teuer zu stehen kommen könnte.

Nun ja, die goldenen Zeiten der SpVgg sind vorbei, vor gut 20 Jahren hat der Vorstadtverein mal die Deutsche Meisterschaft entschieden, mittlerweile wurde er durchgereicht in die vierte Liga. Offenbar sind die Fußball-Nostalgiker im Gemeinderat in der Unterzahl, die Grünen etwa argumentieren mit voller Kraft gegen den Verkauf und erst recht gegen eine Nutzung durch die Footballer der Munich Ravens. Dass sie damit einen Sportverein gefährden, der soziale Aufgaben erfüllt, indem er Hunderten Kindern die Möglichkeit zu einer gesunden Freizeitgestaltung bietet - geschenkt.

Wer kauft das Stadion? Manchester City, PSG oder doch die Bayern?

Und wenn es dann so weit ist, in der Geschäftsstelle die Lichter ausgehen und die SpVgg abgewickelt ist, finden die Gemeinderäte bestimmt eine sinnvolle Nachnutzung. So wie in Katar, wo die Fußballstadien nach der WM auch nicht mehr benötigt werden. So soll sich eine Arena - Simsalabim! - in ein Fünf-Sterne-Hotel verwandeln, inklusive Einkaufszentrum, Food-Court und Fitnessstudio. Eine andere wird künftig als Sportklinik genutzt und das aus lauter Schiffscontainern bestehende Stadion 974 einfach wieder abgebaut.

So weit muss es mit dem Sportpark nicht kommen - im Gemeinderat wurde jetzt sowieso eine neue Idee geboren: Warum nicht das Stadion an einen anderen "fußball-affinen Investor" verscherbeln? Da fallen einem spontan die stinkreichen Scheichklubs Manchester City und Paris Saint-Germain ein, wobei sich die Frage stellt, was die mit einem Sportplatz in Haching wollen. Die Münchner Löwen wären noch eine Option, schließlich haben die ja sowieso ständig ein Stadionproblem. Dummerweise aber auch nie Geld. Und der FC Bayern? Der strebt mit Büros in China, Thailand und den USA nach totaler Globalisierung - weißer Fleck auf der Landkarte ist allerdings noch der südliche Landkreis München - na dann!

Wäre schon befremdlich, wenn ein fremder Investor willkommener wäre als der Klub aus der eigenen Kommune. Aber das haben der Fußball und die Gemeindepolitik bisweilen gemeinsam: Man muss nicht immer alles verstehen, was da so passiert.

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