Kreis und quer:Klammer Sonnenkönig

Die Spielvereinigung Unterhaching bestreitet nach langem Hin und Her nun doch die Drittliga-Aufstiegsspiele. Die zögerliche Haltung von Klubpräsident Manfred Schwabl kam nicht überall gut an.

Von Stefan Galler

Als der wahre Sonnenkönig regierte, wusste man noch nichts von Relegationsspielen und Lizenzauflagen. Zwar ist von Ludwig XIV. überliefert, er habe sich für Ballspiele begeistert, doch diese wurden damals noch nicht im Modus elf gegen elf ausgetragen. Beim doch eher körperbetonten Fußball wäre dem Monarchen womöglich die Perücke verrutscht, was damals leicht in eine Staatskrise hätte münden können.

Manfred Schwabl trägt gar keine Perücke. Und eine Staatskrise kann er als Präsident der Spielvereinigung Unterhaching auch nicht auslösen. Und trotzdem haftet neuerdings das Etikett Sonnenkönig an ihm. Die Anhänger der Würzburger Kickers haben ihn in Internet-Foren zuletzt als solchen bezeichnet, sie sind wie die Fans von Energie Cottbus nämlich nicht gut auf Schwabl zu sprechen.

Was daran liegt, dass sich der Präsident, der den Klub zugegeben etwas absolutistisch führt, sehr viel Zeit mit der Entscheidung ließ, ob Unterhaching überhaupt antreten würde zu den Aufstiegsspielen in die dritte Liga. Der Grund ist natürlich weniger die Wankelmütigkeit des Chefs als vielmehr das liebe Geld - die Hachinger sind mangels Fernseh- und Sponsorenzahlungen genauso klamm wie Frankreich unter Louis Quatorze nach den Spanischen Erbfolgekriegen.

Und weil Würzburg, Vizemeister der Regionalliga, für Haching nachgerückt wäre als Teilnehmer an der Relegation, fühlen sich die Unterfranken jetzt ausgebootet. Erst recht, weil die Möglichkeit im Raum steht, dass Haching sogar nach einem Erfolg gegen Cottbus auf den Aufstieg verzichtet. Würzburg wäre dann raus. Die Lausitzer dagegen mäkeln, weil so lange unklar war, gegen wen sie antreten müssen.

Vom politischen Gezänk ganz abgesehen, geht es beim Aufstiegsspiel zunächst um den Sport: Der scheidende Trainer Sandro Wagner und die Unterhachinger Spieler müssen sich am kommenden Mittwoch im Cottbuser Stadion der Freundschaft und beim Rückspiel am Sonntag in acht Tagen im Sportpark durchsetzen, um das große Ziel zu erreichen: Die dritte deutsche Fußballliga mit Derbys gegen 1860 München, Ingolstadt und Regensburg. Schließlich sind ja auch die Hachinger Handballer erstmals in ihrer Geschichte in die dritthöchste Spielklasse aufgestiegen. Da will man doch nicht abstinken.

Es rührt sich also was im Vorort, nicht zuletzt wird dort nun auch noch Football gespielt, am Wochenende treten die Munich Ravens zu ihrem ersten Saisonspiel in der European League of Football im Sportpark an. Zu schön wäre es also, wenn der Spielvereinigung auch noch das Geld reichen würde, um den Schritt zurück in den Profifußball zu machen. Manfred Schwabl pflegt übrigens eher das Image eines bodenständigen Präsidenten als das eines Sonnenkönigs. Und Savoir-vivre, prunkvolle Paläste und venezianische Spiegel kann er sich sowieso nicht leisten.

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