Dass es so kommen würde, hatte sich seit vielen Wochen abgezeichnet. Mit der 0:3-Niederlage der Spielvereinigung Unterhaching beim SV Wehen Wiesbaden ist es nun auch rechnerisch klar: Der ehemalige Bundesligist muss die dritte Liga nach zwei Jahren wieder verlassen. Das abgeschlagene Tabellenschlusslicht hat erst 23 Zähler auf dem Konto und noch fünf Spiele zu absolvieren, der Rückstand auf den Tabellen-Sechzehnten ist nicht mehr aufzuholen.
Letztlich hat sich der personelle Aderlass vor der Saison – ein halbes Dutzend Leistungsträger der vorherigen Spielzeit verließen den Verein – nicht kompensieren lassen. Nun muss Präsident Manfred Schwabl also für die viertklassige Regionalliga Bayern planen. „Es geht jetzt darum, herauszufinden, was wir wollen und was wir uns leisten können“, sagt der Klub-Boss und vermittelt den Eindruck, dass er sich nicht in die Karten schauen lassen will. Klar ist, dass für den Profibetrieb weniger Geld zur Verfügung stehen wird.
Die wichtigen Einnahmen aus dem Nachwuchsfördertopf des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), von dem Haching mit seinen zahlreichen eingesetzten Talenten in der dritten Liga am meisten profitiert hat, brechen ebenso weg wie die Fernsehgelder. Gab es bislang zumindest einen überschaubaren Obulus für die Übertragungen im BR-Fernsehen oder bei Magentasport, so ist dieser Posten jetzt komplett zu streichen, wie Schwabl bestätigt.
Klar ist wohl, dass man auch weiterhin viel in Talente investieren wird: „Dass wir im Nachwuchsleistungszentrum nicht extrem kürzen werden, darüber sind sich alle Gremien in Klub einig“, sagt der Präsident, der zudem hofft, eine Vielzahl der aktuellen Stammspieler halten zu können: „Wir fangen sicher nicht bei null an, das Gerüst der Mannschaft würde stehen. Allerdings wissen wir noch nicht, ob es Spieler gibt, die sagen, dass sie sich die Regionalliga nicht antun wollen.“
Dass der frühere Nationalspieler Sven Bender die Wunschlösung für den Trainerposten ist, daraus macht Schwabl kein Hehl. Dem 35-Jährigen fehlt die für die dritte Liga notwendige Uefa-Pro-Lizenz, deshalb ist in der nun zu Ende gehenden Saison der bisherige U16-Coach Vitali Matvienko zum Cheftrainer befördert worden, der aktuell diesen Schein bei einem Lehrgang in Georgien erwirbt. Es ist davon auszugehen, dass Bender im kommenden Spieljahr wieder in die Verantwortung rückt. Das Ziel direkter Wiederaufstieg will Schwabl vorerst nicht ausgeben: „Die Regionalliga ist kein Kindergarten und auch keine Durchlaufstation, wir müssen demütig an die Aufgabe herangehen.“
„Der Ball liegt bei uns, was nun passiert, wird man sehen“
Trotz des sportlichen und damit auch finanziellen Rückschlags soll nach SZ-Informationen das Thema Stadionkauf keineswegs vom Tisch sein, sondern vielmehr erste Priorität haben. Die Zeit drängt jedoch, bis 30. Juni hat der Verein Zeit, das vorliegende Angebot der Gemeinde anzunehmen. Stadion, Nebenplätze und Grundstück können für 7,56 Millionen erworben werden, angeblich wird weiterhin mit Investoren verhandelt. Schwabl will das nicht bestätigen, räumt aber ein, dass man durch das Angebot der Gemeinde und deren Ankündigung, den Pachtzins um mehr als das Vierfache zu erhöhen, unter Zugzwang steht: „Der Ball liegt bei uns, was nun passiert, wird man sehen.“
Keine Probleme dürfte es in der Regionalliga auf dem Gebiet Sicherheit geben. Nachdem man zuletzt verspätet ein überarbeitetes Konzept für Risikospiele beim DFB eingereicht hat, können die verbleibenden Heimspiele in der dritten Liga ordnungsgemäß ausgetragen werden. Und in der Regionalliga gibt es allenfalls gegen wenige Mannschaften mit einer etwas größeren Anhängerschaft einen erhöhten Sicherheitsbedarf. „Da erfüllen wir alle Kriterien, aber das aktualisierte Konzept hilft uns natürlich auch bei anderen Veranstaltungen und kann für die Zukunft wichtig werden“, sagt Schwabl. Denn klar ist: Falls der Stadionkauf tatsächlich realisiert werden kann, soll die Sportstätte auch für andere Events gebucht werden können – auf diese Weise hofft man bei der Spielvereinigung, Einnahmen zu generieren.
Aufgeben will der Präsident jedenfalls auch nach dem Abstieg auf gar keinen Fall, erst recht nicht im hundertsten Jahr des Klub-Bestehens: „Wir jammern nicht, sondern krempeln die Ärmel hoch und packen weiterhin an. Der Verein ist ein wertvolles Gut, von seiner Tradition her, aber auch, was die Jugendarbeit, unsere sozialen Projekte und nicht zuletzt unsere Gastronomie angeht.“