Sprachkurse:Arabisch liegt im Trend

Sprachkurse: Hakima Toumiat lernt mit Kindern: "Sie sollen nicht nur den Dialekt aus ihrem Heimatland können, sondern Hocharabisch lernen", sagt die Lehrerin zur Motivation der Eltern.

Hakima Toumiat lernt mit Kindern: "Sie sollen nicht nur den Dialekt aus ihrem Heimatland können, sondern Hocharabisch lernen", sagt die Lehrerin zur Motivation der Eltern.

(Foto: Claus Schunk)

Bis vor Kurzem boten die Volkshochschulen im Landkreis nur sporadisch Kurse an, in den vor allem einfaches Reisevokabular vermittelt wurde. Mittlerweile wollen mehr Menschen die Sprache lernen, um die Kultur besser zu verstehen. In Haar gibt es sogar ein Angebot für Kinder.

Von Laura Zwerger

Arabisch zählt in Deutschland häufig noch zu den exotischen Lehrsprachen. So listen auch die Volkshochschulen im Münchner Umland Hocharabisch zusammen mit Chinesisch oder Japanisch unter Kategorien wie "diverse" oder "sonstige Sprachen" auf. Doch die Kurse werden immer beliebter.

Die Volkshochschule Pullach bietet beispielsweise seit zehn Jahren Sprachkurse in Arabisch an. In den ersten Semestern beschränkte sich das Kursangebot noch auf zwei Kurse pro Semester, seit gut fünf Jahren hat sich die Anzahl nun verdoppelt. Verglichen mit anderen in Pullach angebotenen Randsprachen wie Portugiesisch oder Griechisch sei die Anfrage bei Arabischkursen mittlerweile weitaus höher, so die örtliche Fachbereichsleiterin für Sprachen, Regina Sasse.

Auch in anderen Volkshochschulen im Landkreis ist die Nachfrage nach Arabischkursen gestiegen. So gab es an der Volkshochschule Nord des Landkreises München bis vor einem Jahr lediglich Wochenend-Workshops, in denen einfaches Reise-Vokabular vermittelt wurde. Nun läuft in diesem Semester sogar ein zweiter Kurs mit vollwertigem Unterrichtscharakter an. Auch die Volkshochschule Ost bietet seit 2013 Arabischkurse in Kirchheim und Feldkirchen an, gleich mehrere Kurse pro Semester.

Die Gründe, warum Bewohner aus dem Landkreis die arabische Sprache erlernen wollen, sind unterschiedlich. So seien in Pullach beispielsweise mehrere Teilnehmer aus beruflichen Gründen daran interessiert, andererseits trage aber auch "das wachsende Interesse unserer Teilnehmer an der arabischen Welt und Kultur" zu dem Zuwachs bei, sagt Sasse.

Dass das Interesse an der Kultur im Nahen Osten steigt, hängt teils auch mit der aktuellen politischen Lage zusammen: "In den Jahren vor der Flüchtlings-Thematik gab es bei uns nur wenig Interessierte, die meisten besuchten aus touristischen Gründen die Kurse", sagt Herta Riedhammer, Leiterin des Sprachenbereichs der Volkshochschule Nord. "Die aktuelle Situation hat dazu beigetragen, dass die Leute die Sprache nun gründlich lernen wollen, um auch die Kultur verstehen zu können." Teils seien die Teilnehmer der Kurse auch in der Flüchtlingshilfe aktiv und belegen daher die Sprachkurse.

Den Unterricht halten ausschließlich Muttersprachler

Alle Arabisch-Sprachkurse im Landkreis München werden von Muttersprachlern an den Volkshochschulen unterrichtet. Die gebürtige Algerierin Hakima Toumiat lehrt beispielsweise in der Gemeinde Haar Hocharabisch. Sie hat zuvor bereits an einer arabisch-marokkanischen Schule am Moosfeld gearbeitet, nun bietet sie in Haar eine Rarität im Landkreis an: einen Arabischkurs für Kinder.

In Zusammenarbeit mit dem Familienzentrum der Nachbarschaftshilfe Haar leitet sie seit Anfang April einen Kurs in Wort- und Schriftlehre für Kinder mit arabischen Wurzeln von sechs bis elf Jahren an. "Es gibt viele Araber hier, die Interesse daran haben, dass ihre Kinder neben Deutsch auch richtig Arabisch lernen", sagt Toumiat. Dabei unterrichte sie Kinder, die bereits aufgrund ihrer arabischen Wurzeln die Sprache weitgehend beherrschen. Flüchtlinge seien keine ihrer Schüler, denn für diese habe es Priorität, Deutsch zu lernen, bevor sie ihre Arabischkenntnisse verbessern können.

Arabischstämmige Kinder können häufig die Schrift nicht

In ihrem Kurs gehe es besonders darum, den Kindern die arabische Schrift zu vermitteln. Viele Kinder könnten zwar Arabisch verstehen und sprechen, aber nicht auf Arabisch lesen oder schreiben. Außerdem sollen sie nicht nur den Dialekt aus ihrem Heimatland können, sondern Hocharabisch lernen. "Denn in jedem Land wird ein anderer Dialekt gesprochen", erklärt Toumiat. Künftig können sie sich länderübergreifend verständigen.

Momentan unterrichtet Hakima Toumiat einmal die Woche fünf Kinder in Haar, jede Woche kommen aber neue hinzu und in Zukunft plane sie neben Aufbaukursen auch einen weiteren Kurs für Eltern - die Nachfrage dafür sei ausreichend. Auch in den Volkshochschulen im Landkreis München rechnet man mit einem stetig steigenden Interesse am Arabischen - je nach Nachfrage werden hier zukünftig Kurse erweitert oder neu in das Programm aufgenommen werden.

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