Sportverein:Der Team-Manager

Willy Mühlbauer will den TSV Grünwald professionalisieren - und breiter aufstellen

Von Stefan Galler, Grünwald

Arjen Robben ist ziemlich oft da. Der Bayern-Profi bringt seinen Sohn Luka zum Fußballtraining, denn der spielt beim TSV Grünwald in der U 11. Und wenn die Trainer mal nicht können, übernimmt er sogar die Übungen, das hat der niederländische Ex-Nationalspieler neulich im "Sportschau-Club" erzählt. Er ist nicht der einzige Prominente, der im Grünwalder Freizeitpark ein- und ausgeht, das liegt in der Natur der Sache, schließlich wohnen bekanntlich jede Menge Schöne und Reiche in der Isartalgemeinde. Den neuen Vorsitzenden des Vereins lässt das jedoch völlig kalt: Willi Mühlbauer behandelt alle TSV-Mitglieder gleich, egal, welchen Namen der ein oder andere trägt.

Mit dieser Strategie ist seine Familie immer gut gefahren, denn die Mühlbauers haben mittlerweile eine lange Tradition in der Führung des Sportklubs: Sein Großvater gehörte 1927 zu den Gründungsmitgliedern. Und sein Vater, der ebenso wie Willi eigentlich Wilhelm hieß, aber "Helmi" gerufen wurde, leitete über zwei Jahrzehnte die Fußballsparte und war stellvertretender Vorsitzendes des TSV. Die Dreifach-Turnhalle in der Gemeinde ist nach Helmi-Mühlbauer benannt, er genießt auch 24 Jahre nach seinem Tod noch höchstes Ansehen im Verein.

Und auch der Sohn hat in den vergangenen Jahren als Präsidiumsmitglied schon viel Erfahrung sammeln können: 17 Jahre lang war er Jugendleiter der Fußballabteilung, es folgten neun Jahre als 2. Vorsitzender des Gesamtvereins. In dieser Eigenschaft arbeitete er eng mit Christine Paeschke zusammen, die 18 Jahre lang an der Spitze des 4300 Mitglieder starken Klubs stand. Im Frühjahr 2018 gab sie den Staffelstab an den 50-Jährigen weiter. "Es war mehr so ein schleichender Prozess", erzählt Mühlbauer. Der Verein sei intakt, "die Finanzen stimmen, die Strukturen sind gut".

Sportverein: Mit etwa 4300 Mitgliedern ist der TSV ein Breitensportverein - und das soll nach dem Willen der Verantwortlichen auch so bleiben. Die Fechter sind fester Bestandteil des Vereinslebens.

Mit etwa 4300 Mitgliedern ist der TSV ein Breitensportverein - und das soll nach dem Willen der Verantwortlichen auch so bleiben. Die Fechter sind fester Bestandteil des Vereinslebens.

(Foto: Claus Schunk)

Dazu gehört auch, dass ihm in Nikolai Dlugi ein kompetenter Geschäftsführer zur Seite steht. "Er ist ein Glücksgriff für uns", sagt Mühlbauer über den 35-Jährigen, der noch bis zum Sommer die Geschäftsstelle geleitet hatte und dann unter Mühlbauers Federführung befördert wurde. "Ich bin der Meinung, dass jeder Verein eine Person braucht, die für die Kommunikation mit den Verbänden oder der Kommune zuständig ist", sagt der TSV-Vorsitzende. "Es ist nicht mehr zeitgemäß, wenn nur ein Vereinspräsident an der Spitze steht, über den alles läuft. Die Aufgaben sind heutzutage so komplex, dass ein Fachmann nötig ist, der einem zur Seite steht."

Und gerade für einen viel beschäftigten Mann wie Willi Mühlbauer ist der Aufwand kaum zu stemmen: Der Vater von zwei Töchtern führt den Familienbetrieb im Münchner Schlachthof seit dem Tod des Vaters vor 24 Jahren. Der gelernte Groß- und Einzelhandelskaufmann ist praktisch täglich von den frühen Morgenstunden an unterwegs und bis in die Abendstunden beschäftigt. "Jeder Selbstständige geht mit seinem Geschäft ins Bett. Und der Druck wird immer mehr", sagt Mühlbauer.

Das ist der eine Grund, Aufgaben im Verein zu verteilen. Der andere ist die unglaublich komplexe Bürokratie. Im Herbst 2017 musste der TSV Grünwald ähnlich wie viele Unternehmen seine Datenschutzverordnung an neues Recht anpassen. "Der Gesetzgeber bringt mit solchen Vorschriften, die eigentlich keiner braucht, die Vereine in die Bredouille", sagt Mühlbauer, der damals gemeinsam mit Christine Paeschke und den anderen Vorstandskollegen viel Zeit und Nerven in die notwendige Satzungsänderung investierte. "Da hat sich auch gezeigt, wie wichtig es heutzutage ist, als Gruppe zu handeln. Einer alleine kann das nicht schaffen." Immerhin mache sein Verein einen jährlichen Umsatz von mehr als einer Million Euro. "Wir sind längst auf dem Weg hin zu einem kleinen Wirtschaftsunternehmen", sagt der neue TSV-Vorsitzende.

Sportverein: Willi Mühlbauer, 50, führt seit Anfang 2018 die Geschicke des TSV Grünwald. Sein Großvater gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Vereins, sein Vater war Chef der Fußballabteilung.

Willi Mühlbauer, 50, führt seit Anfang 2018 die Geschicke des TSV Grünwald. Sein Großvater gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Vereins, sein Vater war Chef der Fußballabteilung.

(Foto: Claus Schunk)

Und weil der Turn- und Sportverein auch dank der Unterstützung der Gemeinde und der Erdwärme Grünwald finanziell so gut dasteht, ist er in der Lage, die Zuschüsse des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV) für die Übungsleiter noch ein bisschen aufzumörteln. "Das ist natürlich wichtig, um sie zu halten", sagt Mühlbauer, der weiß, wie gefragt gute Trainer sind. Denn es gibt viel zu tun im Verein, der TSV-Präsident spricht zum Beispiel davon, das Grundlagentraining ausbauen zu wollen: "Das ist nicht nur in Grünwald ein Manko, viele Elf- oder Zwölfjährige kriegen heute nicht mal mehr eine Rolle vorwärts oder rückwärts hin", sagt Mühlbauer. Neue Angebote in der Turnabteilung wurden sehr gut angenommen: "In wenigen Monaten haben wir 100 bis 120 neue Kinder aufgenommen."

Zwei Drittel der Mitglieder seien Kinder, alleine die Fußballabteilung zähle 26 Jugendteams, sagt Mühlbauer, der selbst einst Jugendtrainer war und 30 Kinder beaufsichtigte. Eines stellt der Vorsitzende klar: "Wir sind und bleiben ein Breitensportklub, es wird keine Trainingszeiten zugunsten von besonders begabten Sportlern geben. In einem so großen Klub wie dem unseren gibt es keine Struktur, um Top-Talente individuell zu fördern." Selbst wenn darunter womöglich ein neuer Arjen Robben wäre.

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