Unterhaching:Der Silberjunge

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Im Scheinwerferlicht von Tokio: Lukas Dauser nach dem Gewinn seiner Silbermedaille. (Foto: Lionek Bonaventure/AFP)

Turner Lukas Dauser wird bei den Olympischen Spielen in Tokio Zweiter am Barren.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Die Darbietungen von Turnern an ihren Geräten heißen Übungen, selbst wenn die Athleten die Abfolge von Höchstschwierigkeiten in Perfektion präsentieren. Lukas Dauer hat seine Übung am Barren unzählige Male wiederholt, bevor er sie diesen Sommer in Tokio auf den Punkt optimal beherrschte. Seit 2016 plante und übte er, verletzte sich zwischendurch zwei Mal und musste Pausen einlegen, trainierte wieder, feilte weiter an den Elementen - für Olympia 2020. Dann wurden die Spiele verschoben, was den 28-Jährigen vom TSV Unterhaching aber nicht aus der Holmengasse warf. Am 3. August gewann er im Ariake Gymnastics Centre von Tokio die Silbermedaille am Barren.

Später berichtet er, dass er diese Übung, die ihn auf das olympische Podest katapultierte, in den zwei Tagen vor dem Wettkampf, also innerhalb von 48 Stunden, bestimmt 500 Mal wie einen Film im Kopf hat ablaufen lassen. Jeden Handstand, jede Drehung, immer wieder den Abgang, auch im Schlaf. Eine mentale Höchstleistung. Dauser hat seinen Körper programmiert und wurde mit der lang ersehnten Medaille belohnt. Gold ging an den Chinesen Zou Jingyuan.

Für Dauser, der aus Glonn im Landkreis Ebersberg stammt und mittlerweile am Stützpunkt des Deutschen Turnerbundes (DTB) in Halle trainiert, war 2021 insgesamt ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr. Er wurde Deutscher Meister im Mehrkampf und gewann Bronze bei den Europameisterschaften, ebenfalls am Barren. Die olympische Medaille, die ihm neun Jahre nach Marcel Nguyen zum zweiten Silberjungen der Unterhachinger Turner machte, toppte natürlich alles. Die Bilder vom jubelnden Athleten, der hoch oben auf dem Barren stand, mit der deutschen Fahne um die muskulösen Schultern und den olympischen Ringen im Hintergrund gingen um die Welt. Das Foto ziert mittlerweile seine neuen Autogrammkarten. Fan-Post mit Wünschen nach einer Unterschrift des Meisters der Holme kamen danach zuhauf im Unterhachinger Utzweg an, wo die TSV-Athleten ihre Trainingsstätte haben und der Verein seine Geschäftsstelle haben. Aber auch beim SV Halle ist man an der richtigen Adresse, wenn man eine Autogrammkarte haben möchte.

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