Manch ein Spaziergänger in Unterhaching wird sich womöglich über das neue Spielgerät im Landschaftspark gewundert haben. Ein paar Stangen längs und quer. Die glänzen zwar ganz schick in metallic und gelb. Aber es gibt weder eine Leiter, noch eine Rutsche und auch keine Schaukel. Das gehört auch so, denn das Ding ist kein zusätzlicher Kinderspielplatz sondern eine "Calisthenics-Trainingsanlage". Damit will die Gemeinde sportlich gesehen mit der Zeit gehen und hat sich das Teil immerhin 23 000 Euro kosten lassen.
Die Idee, in Unterhaching fortan unter freiem Himmel seine Muskeln gezielt zu trainieren, stammt nicht aus dem Rathaus, sondern von den Bürgern selbst. Die hatten bei der Bürgersammlung ein solches Angebot angefragt. Immerhin hätten sich im Landschaftspark und am Rodelberg 170 Sporttreibende zusammengefunden, die sich nach einem Übungsangebot an einer derartigen Gerätschaft sehnen.
Sie folgen damit einem neuen Trend im Fitnessbereich, der die Leute raus aus den Studios hin zu anspruchsvollem Outdoor-Training treibt. Schweißreibendes Stemmen von Gewichten spielt dabei keine Rolle. Vielmehr geht es darum, mit dem eigenen Körpergewicht zu trainieren. Der Begriff allein soll schon verdeutlichen, was hier Sache ist. "Kalos" bedeutet im Griechischen "schön" und "sthenos" heißt "Kraft". Dass ist freilich nichts völlig Neues, viele werden sich noch an die Trimmdich-Pfade aus den Siebzigerjahren erinnern, bei denen Liegestütze und Klimmzüge ebenfalls zum Standardprogramm gehörten. Im Perlacher Forst auf dem Weg zwischen Unterhaching, Taufkirchen und Oberhaching gibt es sogar noch solche Stationen mit blauen Hinweisschildern auf die dort zu absolvierenden Übungen.
Klimmzüge in verschiedenen Höhen
Anders aber als bei den alten Pfaden, hat man bei einer "Calisthenics-Trainingsanlage" alle Herausforderungen in ein einziges Sportgerät eingebaut, der Sporttreibende muss also nicht zur Absolvierung der nächsten Übung erst einmal durch den Wald traben. Ausgewählt für den Landschaftspark hatte der Gemeinderat das Modell "Body-Weight-Station". Es ist aus mehreren Modulen wie Klimmzugstangen in verschiedenen Höhen, einem Parallelbarren, einer Hühnerleiter und einem Klimmzugknochen zusammengesetzt. Das schaut insgesamt nicht sonderlich imposant aus, die Übungen, die man hier absolviert, haben es aber in sich und sollen Einsteigern wie Könner Möglichkeiten bieten, die Fitness zu verbessern.
Sieht nicht wirklich imposant aus, hat es aber in sich: Die neue "Calisthenics-Trainingsanlage" im Unterhachinger Landschaftspark folgt einem Trend.
(Foto: Claus Schunk)Im Gemeinderat hatte sich zwar eine Mehrheit für diesen neuen Hotspot des individuellen Sporttreibens in Unterhaching gefunden. Ganz einig war man sich im Gremium diesen Sommer aber nicht gewesen, ob die Gemeinde so etwas wirklich braucht. Schließlich gebe es genügend Möglichkeiten sich sportlich zu betätigen, so die Argumentation der Skeptiker.
Wer sich aber nicht unbedingt einer Gruppe im Verein anschließen möchte und auch vor einem Abo im Fitnessstudio zurückschreckt findet im Landschaftspark jetzt ausreichend Betätigung zur Stärkung seiner Muskulatur. Wem nicht so recht ersichtlich ist, wie er die Übungen auch ohne Anleitung durch einen Trainer richtig ausführt, bekommt an Ort und Stelle Hilfe per Video. An der Body-Weight-Station sind kleine QR-Codes angebracht, die nur mit dem Smartphone gescannt werden müssen. Und schon wird klar, wie man an der Hühnerleiter optimal trainiert.