Süddeutsche Zeitung

Sport im Landkreis:Unterhachinger Basketballer wollen hoch hinaus

Die Basketballer des TSV Unterhaching steigen erstmals in der Vereinsgeschichte in die Regionalliga auf. Eine Konsequenz aus guter Nachwuchsarbeit, Teamgeist und unabsichtlicher Schützenhilfe des FC Bayern München.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Exakt in 3,05 Metern Höhe hängt das Ziel über dem Sporthallenboden des Lise-Meitner-Gymnasiums. Dass die Spieler des örtlichen TSV so gewandt, so schnell und präzise, mitunter geradezu elegant, die Bälle dort oben platzieren, hat auch damit zu tun, dass sie seit ihrer frühesten Jugend eine sportliche Leidenschaft haben, und die heißt Basketball. 3,05 Meter - dieses Maß ist wie so vieles im Sport dem Zufall geschuldet.

Vor mittlerweile 128 Jahre hatte der Hausmeister der YMCA Training School im amerikanischen Springfield auf Geheiß des Arztes James Naismith zwei Pfirsichkörbe an den Balkonen der Sporthalle befestigte. Und die waren eben 3,05 Meter hoch. Naismith wollte damals für seine Studenten ein reines Pass- und Wurfspiel für die Halle entwickeln, das im Winter weniger Verletzungsrisiko garantieren sollte als etwa American Football. Das erste Basketballspiel ging dann 1892 mit einem einzigen Treffer zu Ende.

Heute bekommt der Zuschauer weitaus höhere Quoten zu sehen. Unterhaching erzielte in dieser Saison bislang 1947 Körbe, steht vor dem letzten Spieltag, diesen Samstag, 30. März, vor heimischem Publikum (Sporthalle Utzweg, 19.30 Uhr) als Meister der Bayernliga fest und steigt als erste Mannschaft in der Vereinsgeschichte in die 2. Regionalliga auf - die fünfthöchste Spielklasse.

Das Geheimnis des Erfolgs

Es ist ein sehr junges Team, das da als "Herren 1" für den TSV die Gegner der Liga dermaßen auseinandernahm, dass die oft mit 30 Punkten Rückstand aus der Halle gingen. "Da hat sich eine Riesenmannschaft gefunden", sagt der stellvertretende Abteilungsleiter Manfred Maisch. Und genau in dieser Formulierung liegt auch das Geheimnis der Erfolgsgeschichte des Teams, in dem keiner älter als Anfang 20 ist. So wäre es vor nicht allzulanger Zeit beinahe passiert, dass sich die Mannschaft aufgelöst hätte. Viele Spieler dachten ans Aufhören, man war mit dem Trainer unzufrieden, es lief nicht.

Doch mit Severin Hohn, Janek Falkenstein und Linus Maisch gab es drei junge Spieler - alle Jahrgang 1998 - die mehr wollten, die von klein auf beim TSV das Körbewerfen geübt und zwischenzeitlich mehr oder weniger lange bei FC Bayern in der Jugend trainiert hatten. Zu dem Trio gesellte sich bei einem großen Jugendturnier in Wien auch noch Niklas Kropp, den sie ebenfalls aus ihrer Zeit bei den Bayern-Basketballern kannten, und der dort vor der Wahl gestanden hatte: Entweder Profi werden oder den Verein verlassen. Kropp entschied sich für Unterhaching. "Das war wie ein Magnet für weitere Spieler, die dann aus verschiedenen Vereinen zum TSV kamen", sagt Manfred Maisch, "die Jungs haben die einfach zusammentelefoniert."

Nur der Wunsch nach dem passenden Coach konnte nicht sogleich erfüllt werden. Der alte schmiss zwar hin, doch der direkte Nachfolger passte auch nicht so richtig. Zwar hatte die Mannschaft zur Beginn der Saison schon so viel Potenzial, dass Rang zwei oder drei in der Tabelle immer drin waren. So richtig startete das Team aber von Januar dieses Jahres an durch, als Frank Kropp, Vater von Niklas, den Posten übernahm. Auch ihn kannten viele Spieler noch aus ihrer Zeit bei den Bayern, Kropp war dort viele Jahre als Jugendtrainer tätig. "Wir hätten ihn gerne schon früher gehabt, aber jetzt hat es endlich geklappt", sagt Abteilungs-Vize Maisch.

Kropp hat seither einiges umgestellt, die Aufstellung mehr durchgemischt als zuvor. Die Verteidigung hat sich erheblich verbessert, es werden Jugendspieler integriert. Zumal der TSV sehr viel Nachwuchsarbeit macht. Gerade ist auch die U 14 Meister geworden. Die jungen Spieler schielen eigentlich immer nach den Großen, oft fiebern sie bei Heimspielen mit.

"Wir spielen schönes Basketball"

"Es ist ein großes Team, und es kann nicht immer jeder spielen", sagt Trainer Kropp, "aber die Motivation ist groß, die Stimmung gut." Der 51-Jährige attestiert seinem Team, nicht nur die schnellste Mannschaft der Liga zu sein, sondern auch die mit den besten Werfern. Kein Gegner hat so viele Treffer von der Drei-Punkte-Linie erzielt wie Unterhaching. "Wir sind sehr breit aufgestellt", sagt auch Kapitän Severin Hohn, "und wir spielen schönes Basketball", findet er. Den besonderen Teamspirit der Hachinger erklärt er sich damit, dass sich alle lange kennen und auch privat befreundet sind.

Viel wird sich in der neues Saison nicht ändern. Trainiert wird weiterhin dreimal in der Woche, auch die Auswärtsspiele finden überwiegend in Südbayern statt. Klassenerhalt ist ein klares Ziel, "sicher können wir auch die eine oder andere große Mannschaft ein bisschen ärgern", hofft Hohn. Die Befürchtung, vor Abschluss der kommenden Runde die heimische Halle verlassen zu müssen, weil diese saniert werden muss, ist pünktlich zur Meisterfeier ausgeräumt. Wie der Unterhachinger Rathaussprecher Simon Hötzl bestätigt, wartet die Gemeinde mit dem Start der Bauarbeiten einige Wochen länger als ursprünglich geplant, nämlich bis Mai 2020, dann ist die Saison bereits beendet.

Wo die Unterhachinger Basketballer dann vorübergehend unterkommen, ist noch nicht geklärt. "Wir arbeiten an einer Lösung", verspricht Hötzl. Möglicherweise kommt die Sporthalle der Grund- und Mittelschule am Sportpark als Ausweichquartier in Frage. Denn für den Liga-Spielbetrieb gibt es bauliche Voraussetzungen, die etwa die Sportarena am Utzweg nicht erfüllt. Allein dass der Korb auf 3,05 Metern Höhe hängt, reicht eben nicht aus.

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Quelle:
SZ vom 30.03.2019/belo
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