Sport im Landkreis:Triumph in der Parallelwelt

Race Team Wiedeck - Jugendmannschaft wird Europameister 2016 im Ski alpin Formationsfahren
Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Nach einer ausgeklügelten Choreografie wedeln die jungen Siegertsbrunner Skifahrer den Hang hinunter.

(Foto: oh)

Beim Formationsfahren wird nicht auf Zeit, sondern auf Stil und Synchronität geachtet. Die Nachwuchsmannschaft des Siegertsbrunner Race Team Wiedeck schwingt sich in dieser Disziplin von Erfolg zu Erfolg, zuletzt zum EM-Titel

Von Stefan Galler, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Erstmals hatte man dieses Phänomen in den Promotionsfilmen "Skivision" von Willy Bogner in den Siebzigerjahren gesehen: Eine Gruppe Skifahrer wedelt absolut synchron und im exakt berechneten räumlichen Abstand zueinander den Berg hinab. Längst ist diese einst zu Werbezwecken kreierte Disziplin zu einer Wettkampfsportart geworden. Und die beste Nachwuchsgruppe des Kontinents kommt aktuell aus dem Landkreis: Der Race Team Wiedeck e.V. aus Siegertsbrunn holte sich zuletzt bei der Europameisterschaft in Samnaun (Schweiz) den Titel im Formationsfahren in der Kinder- und Jugendwertung.

Entstanden ist der Sport im Skilehrerwesen: Um die Koordination zu verbessern, wurden in Skischulen Formationsfahrten gemacht. Daraus entstand dann parallel in verschiedenen Ländern der Synchro-Skisport. Schon 2014 holten sich die Skilehrer des Teams Wiedeck bei ihrer ersten Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft Platz drei. Nun gibt es seit 2015 die klubinterne Nachwuchsmannschaft, das "Team One Piece", und diese Talente schwangen sich nach Rang zwei im Vorjahr (hinter dem Skiclub Davos/Schweiz) diesmal sogar zum Europameister auf. "Unsere jungen Skifahrer sind total begeistert", berichtet Thomas Gröhl, Sprecher des Race Teams Wiedeck.

"Präzise und sportlich gefahrene Kür."

Man war als Sieger der offenen Tiroler Meisterschaft nach Samnaun gereist, hatte dort am ersten Wettkampftag in der Pflicht noch dem "Bögei Girlie Team" aus Filzmoos/Österreich den Vortritt lassen müssen. Das sollte sich am zweiten Tag ändern, dank einer "präzise und sportlich gefahrenen Kür" (Sprecher Gröhl) schoben sich die Siegertsbrunner Nachwuchsskifahrer noch auf den ersten Rang und ließen der Konkurrenz aus Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Ungarn und Deutschland keine Chance.

Die Mannschaft, bestehend aus Luca Bachmann, Elisa Wiedeck, Janis van Eckert, Niko Friesecke, Jonas Meier, Leo Pasel, Lukas Schneck sowie Valentin Wahler, wird von Natalie Pasel und Brigitte Wiedeck, der Frau von Klubgründer Stefan Wiedeck, trainiert. Tochter Elisa, 13, zählt zu den größten Skitalenten im Großraum München, sie siegte zum Beispiel beim U 14-Finale im Regionalcup 2017 des Skiverbandes München und wurde zuletzt für den DSV Schülercup nominiert, der höchsten nationalen Rennserie, in der sich die 30 talentiertesten Nachwuchsrennläufer Deutschlands messen. Ihre Teamkollegen Leo Pasel, 13, und Valentin Wahler, 12, wurden unterdessen in die "Skiliga Bayern" nominiert, ebenfalls ein hochklassiger regionaler Jugendwettbewerb.

Bis in den Weltcup ist es ein weiter Weg

Für den Verein sind solche Erfolge die Bestätigung der fortlaufenden Ausbildung seiner Talente. Race Team Wiedeck ist auf den Leistungssport ausgerichtet, der Verein zählt rund 75 Mitglieder, davon 28 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren. "Mit dem neuartigen Konzept aus privater Rennsportschule gepaart mit einem gemeinnützigen Verein sind wir sehr erfolgreich", sagt Sprecher Thomas Gröhl. In loser Struktur organisiert, erzielten die jungen Rennläufer bereits in der Vorsaison zehn Podestplätze.

Dies steigerte sich 2016/17 noch, bis hin zur ersten Teilnahme am Kids-X-Finale des DSV, der höchsten Rennserie der bis Zwölfjährigen. Man hofft insgeheim, irgendwann eines der Talente bis in den Weltcup zu bringen, doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, schließlich entscheidet sich erst am Ende der Juniorenzeit, ob sich die jungen Rennläufer eher auf die technischen oder die Speed-Disziplinen konzentrieren. "Abfahrt und Super G wären für die Kids ja auch viel zu gefährlich", so Gröhl.

An der Motivation mangelt es jedenfalls nicht: "Die Kinder sind extrem fleißig", sagt Thomas Gröhl, "die Saison ist mittlerweile zwar beendet, der Sport aber nicht". Um im kommenden Winter möglichst wieder um Spitzenplätze mitfahren zu können, startet bereits im Mai das Sommerprogramm mit Konditionstraining. In den Pfingstferien verbringt das Team fünf Tage auf dem Stubaier Gletscher, ehe eine Woche in einer Skihalle im September die nötige Fitness bringen soll, bis dann am 1. Oktober der Winter für die Rennfahrer wieder beginnt.

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