Sport im Landkreis:Endlich wieder Linienrichter

Der SC Grüne Heide aus Fischerhäuser ist von der Kreisliga 1 in die Bezirksliga Nord aufgestiegen. Das freut nicht zuletzt Spielertrainer Thomas Bachinger, der früher lange Jahre beim Lokalrivalen FC Ismaning in höheren Klassen kickte

Von Stefan Galler, Ismaning

Das halbe Dorf war auf den Beinen. Etwa 880 Menschen wohnen in Fischerhäuser, dem ländlichen Gemeindeteil Ismanings, der im Norden an den Landkreis Freising grenzt und im Osten an den Landkreis Erding. Es ging um nichts weniger als den Aufstieg in die Bezirksliga Nord für den örtlichen Fußballverein, den SC Grüne Heide Ismaning. Zuletzt hatte man vor knapp zehn Jahren, in der Saison 2008/2009 dieser Spielklasse angehört, da war es kaum überraschend, dass fast 400 Zuschauer gekommen waren. Und die heimischen Kicker enttäuschten ihre Fans nicht, sie gewannen das letzte Saisonspiel gegen die Reserve des Landesligisten ASV Dachau mit 1:0 und schafften den Sprung in die siebthöchste Liga.

Das ist nun gut zwei Wochen her, doch die Euphorie in Fischerhäuser ist noch immer spürbar. "Man hat gemerkt, wie der ganze Ort mitgefiebert hat, ob wir es tatsächlich schaffen würden. Alle haben mitgezogen, das war schon beeindruckend", sagt der Vater des Erfolges, Spielertrainer Thomas Bachinger. Der 33-Jährige hatte die Latte selbst schon im vergangenen Sommer hochgelegt: "Wir sind definitiv mit dem Ziel in die Saison gestartet, um den Aufstieg mitzuspielen. Ich wusste, dass der Kader, den ich zur Verfügung habe, das einfach hergibt."

Sport im Landkreis: In Feierlaune: Die Mannschaft des SC Grüne Heide Ismaning bejubelt den Aufstieg in die Bezirksliga.

In Feierlaune: Die Mannschaft des SC Grüne Heide Ismaning bejubelt den Aufstieg in die Bezirksliga.

(Foto: Jeanette Stock/oh)

Bachinger sollte Recht behalten, von Beginn an setzte sich Grüne Heide an der Tabellenspitze der Kreisliga 1 fest. Von den ersten acht Saisonspielen gewann die Mannschaft sieben und verlor kein einziges. Es folgte eine kleine Krise rund um die Winterpause mit vier sieglosen Partien, doch im Frühjahr kehrte der Sport-Club in die Erfolgsspur zurück und verließ sie nicht mehr: Von den letzten zwölf Begegnungen ging nur eine einzige verloren. Und dennoch blieb es in der Rangliste bis zum finalen Match eng.

Höhepunkt der Saison aus Ismaninger Sicht war das Spitzenspiel bei Verfolger SV Untermenzing am vorletzten Spieltag: "Das war emotional das Heftigste, was ich in meiner Karriere bisher erlebt habe", sagt Trainer Bachinger und spielt auf die unglaubliche Schlussphase an: "Wir haben die 75 Minuten an die Wand gespielt, führten aber nur 1:0. Dann kassierten wir mit der ersten Chance den Ausgleich, waren fünf Minuten überhaupt nicht anwesend." In dieser Zeit hätte dem Team die ganze Saison durch die Hände gleiten können, Untermenzing erhielt einen Elfmeter zugesprochen, doch Heide-Torwart Max Gillmeier wehrte ab. Mit dem Schlusspfiff gelang Michael Niggl der Siegtreffer zum 2:1 für die Fischerhäuser, die dadurch die Tabellenführung verteidigten - und sich eine Woche später gegen den ASV Dachau II ins Ziel retteten. "Die Kreisliga hatte ein gutes Niveau, aber wir wissen, dass es in der Bezirksliga ganz anders zur Sache gehen wird", so Bachinger.

Auf und nieder

Von den Fußballvereinen aus dem Landkreis, die zwischen Landesliga und Kreisklasse angesiedelt sind, durfte nicht nur Grüne Heide Ismaning am Ende der abgelaufenen Saison die Korken knallen lassen: Auch der TSV Grünwald schaffte den Aufstieg, kletterte als souveräner Meister der Bezirksliga Süd in die Landesliga empor; ebenso wie Vizemeister TSV Neuried, der es über die Aufstiegsspiele schaffte. Ein künftiger Gegner von Grüne Heide ist der SV Lohhof, der sich in der Bezirksliga Nord als Tabellenzwölfter vor dem Abstieg retten konnte. Das gelang in der Ost-Staffel den Sportfreunden Aying ebenso wenig wie dem SV Dornach - beide müssen in die Kreisliga runter. Der TSV Ottobrunn rettete sich in der Relegation denkbar knapp gegen den TSV Scheyern (1:0/1:1) und bleibt Bezirksligist. In der Kreisliga München verabschiedete sich in der Gruppe 1 die Reserve des Regionalligisten VfR Garching als Tabellenletzter in die Kreisklasse. Ansonsten gab es in dieser Spielklasse aus Landkreissicht keine Auf- oder Abstiege, der TSV Gräfelfing hätte es beinahe zurück in die Bezirksliga geschafft, scheiterte aber in den Aufstiegsspielen am SV Waldperlach. Einzige Neulinge in der Kreisliga sind zwei Würmtalklubs: Der TSV Neuried II und die DJK Würmtal (via Relegation) schafften in der Kreisklasse München, Gruppe 3, den Aufstieg. In der Kreisklasse Zugspitze hielt der SV Helfendorf nur knapp die Klasse, dagegen muss der TSV Schäftlarn ebenso wie der SC Baierbrunn (Kreisklasse München 4) den bitteren Gang in die A-Klasse antreten. Das gilt auch für Grüne Heide Ismaning II (Kreisklasse München 2). stga

Der Coach konnte in der Rückrunde wegen anhaltender Knieprobleme selbst nicht mehr eingreifen, hofft aber auf ein Comeback in der neuen Spielzeit: "Ich habe schon das Ziel, noch einmal in einer Liga aufzulaufen, in der es Linienrichter gibt", sagt er schmunzelnd. Genau das ist in der Bezirksliga im Gegensatz zur Kreisliga der Fall.

Der 33-Jährige hatte früher lange für den Ortsrivalen FC Ismaning gespielt, bestritt in gut acht Jahren mehr als 250 Spiele in der Bayern- und Regionalliga. Doch dann kam es im Herbst 2012 zum Bruch mit dem damaligen Trainer des FCI, Philipp-Lahm-Berater Roman Grill. Nach einer lautstarken Auseinandersetzung mit dem damaligen Kapitän Bachinger suspendierte ihn Grill ebenso wie den heutigen Pullacher Mittelfeldspieler Bernd Häfele. Neun weitere Stammkräfte folgten den beiden freiwillig, letztlich trat aber auch Grill zurück.

Für Bachinger führte dennoch kein Weg mehr zum FC Ismaning, er ging zum Lokalrivalen Grüne Heide, für ihn der "logische Schritt", wie er sagt. Er wolle wegen des unschönen Weggangs vom FCI "kein böses Blut", die Zeit beim größeren der beiden Ismaninger Fußballvereine sei "überragend" gewesen. Und so konzentriert sich Bachinger lieber auf die Saisonvorbereitung, die diesen Montag offiziell beginnt. Der Kader bleibt beisammen, spektakuläre Zugänge werden nicht erwartet. Dennoch glaubt der Trainer, dass sein Team in der Bezirksliga eine gute Rolle spielen kann. Saisonstart ist am 22. Juli. Mit Linienrichtern. Und dem SC Grüne Heide.

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