Sportpark Unterhaching :Haching lässt Stadion-Verkauf platzen

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Gehen hier bald die Lichter aus? Das Unterhachinger Stadion steht weiter zum Verkauf. (Foto: Claus Schunk)

Die Spielvereinigung sagt einen Notartermin ab, im Gemeinderat ist daraufhin die Verärgerung groß. Nun soll dem Verein ein letztes Mal ein befristetes Vorkaufsrecht eingeräumt werden.

Von Stefan Galler, Iris Hilberth, Unterhaching

Der Unterhachinger Stadiondeal ist geplatzt. Mal wieder, aber dieses Mal mit lautem Knall. Denn noch nie war der Verkauf des gemeindeeigenen Sportparks an den Fußballdrittligisten Spielvereinigung so weit fortgeschritten wie vor ein paar Tagen noch. Das Gutachten liegt vor, der Preis steht fest, die Verhandlungen waren abgeschlossen. Doch dann sagte die Sportpark GmbH, eine Tochtergesellschaft der SpVgg, nach Angaben von Gemeindevertretern kurzfristig und überraschend den Notartermin ab. Die Kommunalpolitiker sind jetzt mit ihrer Geduld am Ende.

7,56 Millionen Euro netto will die Gemeinde für das 42 000 Quadratmeter große Areal mit Stadion, Nebenplätzen, Geschäftsstelle und Gaststätte haben. Bis 30. November sollte der seit mehr als vier Jahren verhandelte Verkauf endlich besiegelt werden. Man wähnte sich auf der Zielgeraden, und obwohl jeder in der Gemeinde weiß, dass die Spielvereinigung die Millionen nicht so einfach aus dem Ärmel schüttelt, ist man im Rathaus irritiert über die Vollbremsung. „Man ist ja vor einem Notartermin immer in Kontakt und hat viele Vorbesprechungen“, sagt Rathaussprecher Simon Hötzl. Entsprechend aufgeheizt war die Stimmung in der nichtöffentlichen Sitzung des Gemeinderats am Mittwochsabend.

Fest steht: Die Gemeinde will das Stadion weiterhin verkaufen und wäre auch immer noch bereit, die Liegenschaft an die Spielvereinigung zu veräußern. Doch ewig vertrösten lassen will sich keiner mehr. Der Gemeinderat verständigte sich daher darauf, der Sportpark GmbH ein befristetes Vorkaufsrecht für den Erwerb des Stadions einzuräumen. Wann diese Frist abläuft, werde noch festgelegt, sagt Hötzl. Bis dahin werde ein neuer Pachtvertrag „mit allen beteiligten Nutzern des Stadions“ abgeschlossen, „um einen rechtssicheren Spielbetrieb für die laufende Saison sicherzustellen“.

Alle Nutzer, das sind neben den Fußballern der Spielvereinigung auch noch die Munich Ravens, die seit 2023 in der European League of Football spielen und ihre Heimpartien im Unterhachinger Sportpark austragen, und möglicherweise auch der FC Bayern, deren Frauenmannschaft hier offenbar spielen soll. Die Nebenplätze nutzt zudem Fortuna Unterhaching.

Ein befristetes Vorkaufsrecht bedeutet aber auch, dass nun andere Interessenten ins Spiel kommen können. Im Gemeinderat ist man sich einig: Die Zeit des Exklusivangebots ist vorbei. Vor allem will man den neuen Pachtvertrag anders gestalten als den alten, bei dem laut Aussagen verschiedener Lokalpolitiker die Gemeinde immer draufgezahlt hat und oft dem Geld hinterherrennen musste. Es könne nicht sein, dass das Stadion für 60 000 Euro verpachtet werde, der Pächter aber Einnahmen von 500 000 Euro erziele, hieß es aus den Reihen des Gremiums.

Kaputte Straßen und Kindergärten – aber Hauptsache, es wird Fußball gespielt?

„Es ist Konsens, dass wir uns das rechtlich und politisch nicht mehr leisten können“, sagt Emil Salzeder von der Neo-Fraktion. Armin Konetschny, Finanzexperte der Grünen, betont: „Seit 1990 haben wir da wegen größenwahnsinniger Fußballpräsidenten sicher 40 oder 50 Millionen reingesteckt.“ Es könne nicht sein, dass Unterhaching kaputte Straßen und provisorische Kindergärten habe und sage, „aber Hauptsache, es wird Fußball gespielt“.

In Zeiten knapper Gemeindefinanzen verursacht der geplatzte Deal ein weiteres Loch in der Kasse. 4,5 Millionen Euro sind auf der Einnahmenseite durch den Verkauf im Haushalt 2025 vorgesehen. „Das reißt die Gemeinde zwar jetzt nicht den Ruin“, sagt CSU-Fraktionssprecher Korbinian Rausch. Ganz unproblematisch sieht das dennoch keiner, zumal nicht klar ist, ob es später etwas wird mit dem Verkauf. Vor allem sind viele im Gemeinderat verärgert, dass der Spielvereinigung das Grundstück neben der Haupttribüne durch einen Gemeinderatsbeschluss vergoldet wurde, um ihr die Finanzierung des Stadionkaufs zu ermöglichen. Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens hatte die Gemeinde die Geschossflächenzahl heraufgesetzt und den Wert des Areals damit verdoppelt. „Ich würde jetzt knallhart auftreten und sagen: Hier ist ein Stadion zu verkaufen, wer kauft’s?“, sagt Grünen-Gemeinderat Konetschny. Einzige Bedingung: Die Spielvereinigung solle dort weiter spielen dürfen.

Peter Wagstyl (rechts), der Vize-Präsident der Spielvereinigung Unterhaching, ist von Klubpräsident Manfred Schwabl (links) mit den Verhandlungen über den Stadionkauf beauftragt worden. (Foto: Claus Schunk)

Im Verein gibt man sich gelassen. Laut Vizepräsident Peter Wagstyl, der von Klubboss Manfred Schwabl federführend mit allen Belangen rund um den Stadionkauf betraut wurde, ist die Absage des Notartermins keineswegs überraschend erfolgt. „Wir haben vor Wochen schon gesagt, dass das nichts wird. Man kann die Prüfung der umfangreichen Vertragsunterlagen nicht übers Knie brechen.“ Man sei aber mit der Gemeinde weiterhin im besten Einvernehmen – das zeige auch der einstimmige Grundsatzbeschluss zum Vorkaufsrecht. Wagstyl versichert: „Wir sind weiterhin wild entschlossen, den Deal zu realisieren.“

Die aktuelle sportliche Situation hat dem Vereinsvizepräsidenten zufolge „auf die Grundsatzentscheidung keinen Einfluss“. Die Spielvereinigung liegt nach 14 Spieltagen in der dritten Liga auf einem Abstiegsplatz und wartet bereits seit zehn Partien auf einen Sieg. Ein Abstieg und ein damit verbundener Wegfall von Fernsehgeldern und DFB-Zahlungen würde die Finanzierung des Stadionkaufs nicht gefährden, so Wagstyl. Die Kreditverträge müssten so ausgearbeitet werden, dass sie unabhängig vom sportlichen Auf und Ab bedient werden könnten.

Zur Befristung des Vorkaufsrechts will sich der Vereinsvertreter nicht dezidiert äußern. Wie aus dem Umfeld der Spielvereinigung zu hören ist, wird im laufenden Kalenderjahr nicht mehr mit einem Gang zum Notar gerechnet. Ein Erwerb der sportlichen Heimat ausgerechnet 2025 würde gut passen: Dann feiert die Spielvereinigung ihre Gründung vor 100 Jahren.

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