Spielvereinigung Unterhaching:Investitionen in Steine und Beine

Spielvereinigung Unterhaching: Große Pläne: Manfred Schwabl (rechts) und Dirk Monheim (links), stellvertretender Aufsichtsratschef der Hachinger Fußball GmbH & Co. KGaA.

Große Pläne: Manfred Schwabl (rechts) und Dirk Monheim (links), stellvertretender Aufsichtsratschef der Hachinger Fußball GmbH & Co. KGaA.

(Foto: Claus Schunk)

Der Fußball-Drittligist präsentiert bei der ersten Aktionärsversammlung einen Fehlbetrag von 5,2 Millionen Euro für das abgelaufene Geschäftsjahr. Doch das Geld ist laut Geschäftsführer Schwabl gut angelegt.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Wenn die Parkplätze rund um das Sportzentrum in der Grünauer Allee knapp werden, ist normalerweise Hochsommer und die Menschen strömen ins Unterhachinger Freibad. Am Donnerstagvormittag gab es einen anderen Anlass für den Andrang - diesmal allerdings in der benachbarten Hachinga-Halle: Die Spielvereinigung Unterhaching Fußball GmbH und Co. KGaA hielt ihre erste Aktionärsversammlung nach dem Börsengang im vergangenen Juni ab. Und 260 Anteilseigner kamen, letztlich waren die Inhaber von 93,7 Prozent des Grundkapitals (3,88 Millionen Euro) entweder persönlich oder durch Bevollmächtigte bei der Zusammenkunft vertreten. Darunter nicht nur der langjährige SpVgg-Boss Engelbert Kupka, sondern auch alle Ankerinvestoren und Manfred Schwabl, Geschäftsführer der Kommanditgesellschaft auf Aktien und Präsident des Vereins SpVgg Unterhaching, des Mehrheitsanteilseigners.

Und obwohl verkündet wurde, dass man das Geschäftsjahr 2018/19 mit einem Fehlbetrag von 5,2 Millionen Euro abschloss, der durch Kapitalrücklagen auf ein Bilanzminus von 1,7 Millionen gedrückt werden konnte, klangen die Verantwortlichen alles andere als pessimistisch. Ganz im Gegenteil: "Hier kann etwas Großes entstehen, ich bin total motiviert und hoffe, wir können wieder dorthin gelangen, wo wir schon einmal waren", sagte Schwabl, der das Minus etwa mit Investitionen ins Stadion und in die Mannschaft, die Kosten für den Börsengang und die Abschreibungen auf Werte von Spielern, die noch laufenden Verträge in Haching hätten, begründete. Er hatte sich "extra ein Sakko angezogen", wie er sagte, ehe er einen umfassenden Bericht über alle börsenrelevanten Aktivitäten der SpVgg gab.

Schwabl fühlt sich in der dritten Liga "pudelwohl"

Und so referierte er darüber, dass man in der Jugendarbeit "sehr gut aufgestellt" sei. Der Transfer von Eigengewächs Karim Adeyemi zu Red Bull Salzburg, der 2018 3,35 Millionen Euro in die Hachinger Kassen gespült hatte, habe dem Verein nicht nur finanziell gut getan, so Schwabl: "Früher kamen die Top-Talente nur zu uns, wenn sie bei Bayern und Sechzig übrig geblieben sind. Jetzt kommen sie auch so." Und weil man "im Verhandeln nicht ganz schlecht" sei, habe man sich natürlich im Falle des 18 Jahre alten Adeyemi eine Weiterverkaufsbeteiligung gesichert. "Barcelona war jetzt schon an ihm dran, aber es ist gut, nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen", so Schwabl, der hofft, dass "Jürgen Klopp wegen Karim in Salzburg" anrufen möge: Dessen Klub FC Liverpool "hat viel Pulver, dann scheppert es auch bei uns in der Kasse".

Gut möglich, dass sich das Hachinger Investment in den Nachwuchs auch auf andere Art und Weise schon bald rentiert: Der DFB plant, die Ausbildung von Talenten in der dritten Liga besser zu fördern. "Wenn es so kommt, kann es sein, dass es nicht mehr das wirtschaftliche Muss gibt, aufzusteigen", sagt Schwabl. "Sportlich fühlen wir uns in dieser Liga sowieso pudelwohl."

Es gibt bereits zwei Tochterunternehmen

Mehr Geld können sie in Haching immer gebrauchen, schließlich investiert man auch weiterhin "in Steine und Beine", wie der Geschäftsführer und Präsident bei jeder Gelegenheit betont. Zwei Tochterunternehmen der Gesellschaft gebe es bereits, die Haching Events GmbH, in der vor allem die Gastronomie im Sportpark zusammengefasst ist, sowie die Haching Gesundheitszentrum GmbH. "Früher waren unsere verletzten Spieler in fremden Rehazentren, jetzt behandeln wir sie selbst und behalten das Geld im Haus", sagt Schwabl, dessen Plan es ist, durch Aufstockung des Personals irgendwann hier auch externe Patienten therapieren lassen zu können.

In der Frage, zu welchen Bedingungen, die SpVgg das Stadion in Eigenregie betreiben könnte, habe es zuletzt eine Annäherung gegeben: Der Unterhachinger Gemeinderat will am 12. Februar in nichtöffentlicher Sitzung darüber beraten. "Eine eigene Heimat zu haben, wäre wichtig, ich bin guter Dinge, dass es noch im ersten Halbjahr eine vernünftige Lösung geben wird", sagte Schwabl.

Am Ende der gut dreieinhalbstündigen Versammlung wurden dann alle Tagesordnungspunkte mit fast hundert Prozent Zustimmung gebilligt. Auch die Neubesetzung des Aufsichtsrates, dessen Vorsitzender Robert Perchtold Anfang Januar überraschend gestorben war. Neu im sechsköpfigen Gremium sind Dieter Gauglitz, Susanne Weiß und Johann Wellner.

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