Spenden:Decken und Kleider für den Winter auf Lesbos

Die Garchingerin Martina Hanuschik unterstützt über ein privates Netzwerk Schutzsuchende, die in einem Lager auf der griechischen Insel festsitzen. Jetzt startet sie mit der Nachbarschaftshilfe eine neue Spendenaktion

Von Gudrun Passarge, Garching

Als besorgniserregend bezeichnet Martina Hanuschik die Situation im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Hanuschik kennt die Lage dort gut, sie besucht regelmäßig ihren Vater, der in dem kleinen Dorf Skala Sykaminea auf Lesbos lebt. Er hat ihr auch berichtet, dass wieder mehr Boote übers Meer aus der Türkei kommen. Jeden Tag eines mit etwa 50 Flüchtlingen, allein in seinem Dorf. "Wir haben die Vermutung, dass viele Flüchtlinge den Weg übers Meer noch vor Einbruch des Winters suchen", sagt Hanuschik, denn zuvor war es höchstens noch ein Boot in der Woche. Für diese Menschen, die unter armseligsten Bedingungen im Lager Moria hausen müssen, sammelt Hanuschik jetzt wieder Sach- und Geldspenden.

Für die Garchingerin ist das nichts Neues, sie hat bereits Erfahrungen als Helferin. Die gelernte Kinderkrankenschwester hat bereits 2015, als Tausende von Flüchtlingen in Lesbos strandeten, eine große Hilfsaktion mit Unterstützung der Nachbarschaftshilfe Garching auf die Beine gestellt. 1,3 Tonnen Hilfsgüter hat sie damals auf die Insel transportieren lassen, alles Spenden hilfsbereiter Garchinger und eben der Nachbarschaftshilfe. Nach dem Flüchtlings-Deal mit der Türkei war es etwas ruhiger geworden, weit weniger Flüchtlinge als zuvor landeten in ihren Schlauchbooten an der Küste von Lesbos. Doch was sie zuletzt bei ihrem Urlaub im Juni und im August gesehen hat, hat Hanuschik alarmiert. Allerdings durfte sie das Lager Moria nicht selbst besuchen. Es ist ein ehemaliges Gefängnis, das Gelände wird streng bewacht. Als Hanuschik um das Lager herumgehen wollte, wurde sie vertrieben. "Es ist militärisches Gelände", sagt sie. Aber die Garchingerin hat trotzdem gesehen, unter welchen Bedingungen die Menschen dort leben. "Es gibt nur sehr wenig Container und viele Zelte", erzählt Hanuschik, obwohl der Winter bevorstehe, der auch Minustemperaturen mit sich bringe. Der Garchingerin fehlt dafür das Verständnis: "Es ist der dritte Winter, trotzdem sind sie nicht vorbereitet."

Philippa und Eric Kempson

Eric und Philippa Kempson koordinieren die freiwilligen Helfer auf Lesbos. Mit dem Geld aus Garching haben sie Medizin und Hygieneartikel für die Flüchtlinge im Lager gekauft. Nun wollen sie auch noch ein Haus zur medizinischen Versorgung anmieten.

(Foto: privat)

Auf der Rückreise nach Deutschland hat Hanuschik eine junge Frau kennengelernt. Sie habe im Lager als Ehrenamtliche geholfen und sei "ziemlich schockiert" gewesen. Hanuschik nennt vor allem die lange Verweildauer der Menschen als Problem, ihre Perspektivlosigkeit: "Sie haben den ganzen Tag nichts zu tun, keinerlei Aufgaben." Manche säßen schon viele Monate dort und warteten auf ihren Asylbescheid. Hanuschik hat auch schon davon gehört, dass es Suizide im Lager gab, in dem nach Schätzungen derzeit 4000 bis 5000 Menschen leben. Schon öfter war das Lager wegen Unruhen in den Schlagzeilen, zuletzt im Juli dieses Jahres.

Die Hilfe aus Garching soll die Insel noch vor dem Winter erreichen. Hanuschik setzt dabei auf die bewährte Zusammenarbeit mit der Familie Kempson, die auf der Insel lebt und die Hilfe koordiniert. Für das Geld der ersten Spendenaktion haben die Kempsons Hygieneartikel und Medikamente besorgen können. Nun sind sie auf der Suche nach einem Haus, in dem sie eine medizinische Versorgung für die Schutzsuchenden aufbauen können. Es soll ein Ort sein, an dem die Flüchtlinge auch einfach nur mal auf eine Tasse Tee vorbeikommen können oder einfach, um sich aufzuwärmen.

Spenden: Martina Hanuschik engagiert sich in Garching wie auf Lesbos. Vom Landkreis wurde sie dafür ausgezeichnet.

Martina Hanuschik engagiert sich in Garching wie auf Lesbos. Vom Landkreis wurde sie dafür ausgezeichnet.

(Foto: Robert Haas)

Einer der Flüchtlinge hat es bereits auf die andere Seite des Zauns geschafft. Omar, 23 Jahre alt, kommt aus Syrien. Auf seiner Flucht hat er sich bis Deutschland durchgeschlagen, ist aber wieder nach Griechenland zurückgekehrt, wo er Asyl bekommen hat. Nun lebt er in Skala Sykaminea und organisiert dort einen eigenen Helferkreis. Seine Sprachkenntnisse, aber auch die eigenen Fluchterfahrungen helfen ihm, das Vertrauen der neu Ankommenden zu gewinnen. "Ich finde sehr beeindruckend wie Omar sich trotz seines junges Alters für die ankommenden Menschen auf Lesbos einsetzt. Mittlerweile spricht er außer seiner Muttersprache auch Englisch und Griechisch", berichtet Hanuschik. Eines der vielen positives Zeichen auf der Insel, auf der sich die Menschen bemühen, wo die Politik versagt.

Spender können unter "martina.hanuschik@nbh-garching.de" Kontakt aufnehmen. Gesucht werden vor allem warme Kleidung, Decken, Schlafsäcke, Verbandszeug, Babynahrung, Windeln, Hygienematerial. Erwünscht sind auch Spielsachen, vor allem Malstifte und Blöcke. Der Transport soll Mitte November abgeschickt werden.

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