Parteitag:SPD-Chef schart neues Team um sich

Parteitag: SPD-Kreisvorsitzender Florian Schardt bekommt nach seiner Wiederwahl von den Delegierten eine verjüngte Vorstandsmannschaft an die Seite gestellt.

SPD-Kreisvorsitzender Florian Schardt bekommt nach seiner Wiederwahl von den Delegierten eine verjüngte Vorstandsmannschaft an die Seite gestellt.

Nach dem Verzicht von Annette Ganssmüller-Maluche und Edwin Klostermeier wählen die Delegierten Korbinian Rüger und Sabine Fister zu Stellvertretern von Florian Schardt, der mit 100 Prozent im Amt bestätigt wird. Dieser appelliert an die Partei, "die eigene Filterblase zu verlassen".

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Viele Rote werden den Mittwoch wegen der 0:5-Pleite ihres FC Bayern in bitterer Erinnerung behalten. Für zwei Rote im Landkreis München war es dagegen ein perfekter Abend. Beim Kreisparteitag der SPD in Unterschleißheim wählten die Delegierten zwei junge Aufsteiger zu neuen stellvertretenden Kreisvorsitzenden: Korbinian Rüger, 33, aus Planegg, der als Späteinsteiger einen engagierten Bundestagswahlkampf geführt hat, sowie die Unterföhringer Gemeinderätin Sabine Fister, 44. Die alte Garde hat mit Annette Ganssmüller-Maluche und Edwin Klostermeier ihre Plätze geräumt. Florian Schardt, 39, aus Ottobrunn wurde einstimmig als Kreischef bestätigt.

Die 68 Delegierten im Festsaal in Unterschleißheim durften nach langer Zeit mal wieder mit dem erhebenden Gefühl zusammenkommen, auf der Seite der Sieger zu stehen. Der Erfolg bei der Bundestagswahl beflügelt. Doch auch wenn jetzt aus vielen Teilen der Republik junge Kandidaten für die SPD ein Mandat errungen haben, bleibt für die Kreis-SPD eine bittere Erkenntnis. Sie steht nach dem Zwischenspiel der Planegger Abgeordneten Bela Bach trotz ihrer traditionell starken Rolle im Landkreis ohne Vertretung in Berlin da. Bach hatte aus Verärgerung über einen schlechten Listenplatz vor der heißen Phase des Wahlkampfs hingeworfen. Rüger, der für sie eingesprungen war, soll jetzt als Kandidat der Zukunft aufgebaut werden.

SPD-Parteitag Unterschleißheim - Abstimmung, 2021

Einstimmig bestätigen die Delegierten beim Parteitag im Bürgerhaus Unterschleißheim ihren Kreisvorsitzenden Florian Schardt für die nächsten zwei Jahre im Amt.

Mit der Neuwahl ihres Vorstands hat die zuletzt von Querelen unter anderem um Bela Bach gebeutelte SPD in Unterschleißheim ihren personellen Umbruch fortgeführt. Bach war ebenso wenig anwesend wie Ganssmüller-Maluche, die für die SPD erfolglos für den Landtag und zwei Mal für den Landratsposten kandidiert hatte. All das hat Wunden hinterlassen, auch weil immer wieder Rivalitäten mit der früheren Vorsitzenden der Bayern-SPD, Natascha Kohnen, auf persönlicher Ebene ausgetragen wurden.

Florian Schardt, der in den vergangenen zwei Jahren als Kreisvorsitzender und Sprecher der SPD-Fraktion im Kreistag Profil gewonnen hat, will zur Vergangenheit nichts sagen. Nur so viel: Der alte Vorstand habe geschlossen den personellen Neuanfang mitgetragen. Annette Ganssmüller-Maluche bestätigt das auf Anfrage, räumt aber ein, ihr sei es nicht ganz leicht gefallen, auf eine erneute Kandidatur für den Parteivorstand zu verzichten. Aber der Wunsch nach Verjüngung sei nachvollziehbar. "Das ist für mich schon okay." Sie sei mit ihrer Rolle als stellvertretende Landrätin ausgefüllt. Die Arbeit von Florian Schardt lobt sie: "Er bringt eine neue frische Kraft rein."

Schardt spricht nun von einem "gewissen Aufbruch", der von dem Parteitag ausgehe. Dort seien neue, jüngere Personen mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen aus allen Ecken des Landkreises vertreten. Ramona Greiner, 34, aus Unterhaching komplettiert das Trio der Stellvertreter. Florian Spirkl, 37, aus Oberschleißheim ist Schriftführer und Edith Otiende-Lawani, 33, aus Haar ist neue Kassierin.

Auf eine Ampel-Regierung von SPD, FDP und Grünen in Berlin blickt Schardt mit großen Erwartungen. Der höhere Mindestlohn sei ebenso wichtig wie die Kindergrundsicherung. Die künftige Regierung habe die Chance, sozial, ökologisch und fortschrittlich Politik zu machen. Dabei hat nach Schardts Überzeugung die SPD als Volkspartei die Aufgabe, all diese politischen Richtungen mit abzubilden. "Die SPD muss der Ort sein, an dem diese Gräben überwunden werden." An seine Parteifreunde appelliert er, die eigene Filterblase zu verlassen und rauszugehen zu den Menschen. Es gebe nicht mehr den Arbeiter, den Unternehmer und den urban geprägten Bildungsbürger. "Die Milieus sind heute zerfasert."

Gut 1400 Mitglieder zählt die SPD München-Land. Fünf Neueintritte hat der Kreisverband seit der Bundestagswahl verzeichnet, wobei vier der neuen Genossen zur Freude des Kreisvorsitzenden unter 35 Jahre alt sind. Nach dem kurzen Intermezzo von Bela Bach, die als Nachrückerin nur anderthalb Jahre dem Bundestag angehörte, soll nun Korbinian Rüger aufgebaut werden, damit der Kreisverband vielleicht schon in vier Jahren in Berlin mitmischen kann. Für Rüger wird es laut Schardt jetzt wichtig sein, sich in der Partei zu vernetzen, um einen guten Listenplatz für die Wahl 2025 zu bekommen.

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