Wahl 2023:Christine Himmelberg will für die SPD in den Landtag

Wahl 2023: "Das Gesicht einer neuen Chance": Christine Himmelberg aus Taufkirchen will für die SPD in den Landtag.

"Das Gesicht einer neuen Chance": Christine Himmelberg aus Taufkirchen will für die SPD in den Landtag.

(Foto: privat)

Die 33-jährige aus Taufkirchen erklärt in einem Brief an die Mitglieder ihre Bereitschaft, als Nachfolgerin von Natascha Kohnen im Wahlkreis München-Land Süd anzutreten.

Von Stefan Galler, Taufkirchen

Bei der Suche nach einer Nachfolgerin für ihre Landtagsabgeordnete Natascha Kohnen sind die Sozialdemokraten offenbar fündig geworden: In einem offenen Brief an die Parteimitglieder hat die Taufkirchner SPD-Ortsvorsitzende Christine Himmelberg ihre Bereitschaft zur Kandidatur im Wahlkreis München-Land Süd angekündigt. Sie verstehe den Rückzug Kohnens als Chance, "uns neu auszurichten", und sei bereit, "das Gesicht dieser neuen Chance zu werden", schreibt die 33-Jährige. Die langjährige Abgeordnete Kohnen hat ihren Verzicht auf eine neuerliche Kandidatur bei der Landtagswahl 2023 erklärt.

Zwei Einschnitte in ihrem Leben hätten sie als politische Person geprägt, schreibt Himmelberg in ihrer Bewerbung: Der erste sei 2007 gewesen, als die CSU-Mehrheit im Landtag Studiengebühren einführte. "Damals bin ich von der politischen Beobachterin zur Aktivistin geworden", so die Taufkirchnerin. In die SPD trat sie zehn Jahre später ein, als die AfD erstmals in den Bundestag einzog. "Als offen lesbische Frau, die gerade noch die Öffnung der Ehe für alle gefeiert hat, war das endgültig mein politischer Weckruf. Noch am Wahlabend habe ich mein Online-Eintrittsformular ausgefüllt und bin so beim Ortsverein Taufkirchen gelandet", schreibt Himmelberg in ihrem Brief an die Genossen.

Dort packte die gebürtige Münchnerin gleich an, schließlich wollte sie nach eigenen Worten "nicht nur ein Karteimitglied" sein. Seit Matteo Rudolph (ehemals Dolce) als Ortsvereinschef 2021 zurückgetreten ist, führt sie die Taufkirchner SPD. Darüber hinaus gehört sie dem Kreisvorstand der Jusos an und war bis 2021 Kassiererin im Kreisvorstand. Bei der Kommunalwahl 2020 verpasste die Vorsitzende noch knapp den Einzug in den Gemeinderat. Nun will sie stattdessen in die Landespolitik. Und das traut ihr etwa Natascha Kohnen durchaus zu: "Sie ist schnell, geradlinig, sympathisch und vor allem unglaublich wach", urteilt die Neubibergerin und ehemalige Landesvorsitzende der SPD. "Chrissie würde dem Landtag einfach gut tun." Auch wegen ihres Alters sei die Taufkirchnerin eine ideale Besetzung. "Sie gehört zu der Generation, die arbeitet, als ob es kein Morgen gibt."

Weitere Bewerber sind nicht ausgeschlossen. Im Wahlkampf ginge es dann wohl gegen Kerstin Schreyer von der CSU

Der SPD-Kreisvorsitzende Florian Schardt teilt die Begeisterung für die Kandidatin: "Sie mag noch unbekannt sein, aber man sollte sie nicht unterschätzen", sagte der Ottobrunner, der sich selbst um ein Landtagsmandat im Stimmkreis München-Land Nord bewirbt, am Dienstag zur SZ. Es sei zwar nicht ausgeschlossen, dass noch weitere Kandidaten aus der Deckung kommen, "aber bisher hat niemand gesagt, dass er unbedingt will". Sollte sie von den Mitgliedern nominiert werden, träte sie im Wahlkampf um das Direktmandat voraussichtlich gegen die CSU-Abgeordnete und ehemalige Ministerin Kerstin Schreyer aus Unterhaching an.

Die Taufkirchnerin sei "sachlich und argumentativ, sie hat ein Kämpfer-Gen und ein hohes Verantwortungsbewusstsein", so Schardt. "Sie ist vor allem keine Gremien-Huberin und hat nicht schon mit 17 bei den Jusos House of Cards gespielt." In der gleichnamigen US-Fernsehserie geht es um Intrigen im politischen Business. Beeindruckt zeigt sich Schardt davon, dass Himmelberg aus einer gesicherten beruflichen Position den Sprung in eine ungewisse politische Zukunft wagt: "Sie hat zehn Jahre in der Wirtschaft gearbeitet."

Nach ihrem Masterstudium in den Niederlanden begann Christine Himmelberg nach eigener Aussage "in der Münchner Agenturwelt". Dort habe sie erfahren, wie sich das Verständnis von Arbeit und dem Schutz der Angestellten bei der jungen, urbanen Generation verändert. Diese würden sich nicht mehr in Gewerkschaften organisieren und "eher den Job wechseln, als sich mit den Zuständen bei ihren Arbeitgebern rumzuschlagen". Gleichzeitig habe sie "noch nie so viele junge Menschen mit Burn-out oder Depression kennengelernt". Das Thema "New Work" sei demnach ebenso eines ihrer politischen Hauptfelder wie Digitalisierung und Gesundheit. "Dabei sind fehlende Therapieangebote für psychisch Erkrankte nur die Spitze des Eisbergs", so Himmelberg. "Spätestens seit Corona sollte klar sein, dass unser Gesundheitssystem grundlegend reformiert und mit deutlich mehr finanziellen Mittel ausgestattet gehört."

Kohnen und Schardt räumen der Taufkirchnerin gute Chancen ein, sich in der politischen Landschaft einen Namen zu machen. Auch die potenzielle Kandidatin hält mit ihren Ambitionen nicht hinter dem Berg: "Ich bin in die Politik gegangen, weil ich Dinge bewegen will, weil ich daran glaube, dass wir gemeinsam Vieles zum Besseren verändern können. Dafür will ich mit euch kämpfen", schreibt sie an ihre Parteifreunde.

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