Kommunalwahl:Die SPD schart sich um Spitzenkandidatin Ganssmüller-Maluche

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Die Delegierten segnen die Kreistagsliste fast einstimmig ab. Einige arrivierte Kreisräte müssen Regionalproporz und Verjüngung weichen.

Von Martin Mühlfenzl, München

Annette Ganssmüller-Maluche strahlt, als sie ans Rednerpult im Wappensaal des Münchner Hofbräuhauses eilt. Und sie hat allen Grund dazu, denn mit dem Kreisvorsitzenden der SPD München-Land, Florian Schardt, hat die Landratskandidatin der Sozialdemokraten etwas hinbekommen, was so nicht zwangsläufig zu erwarten war: Mit großer Mehrheit und dafür ohne große Diskussionen und insbesondere ohne Kampfabstimmung haben die 89 Delegierten am Montagabend bei nur zwei Gegenstimmen den Vorschlag des Kreisvorstands für die Kreistagsliste angenommen. Eine Liste, auf die die Spitzenkandidatin nach eigenen Worten "extrem stolz" ist und die "in großer Friedlichkeit und Unkompliziertheit" entstanden sei. "Ich habe das so noch nie erlebt."

Derart viel Harmonie war innerhalb der SPD zuletzt keine Selbstverständlichkeit. Nach der Landtagswahl im Herbst 2018 war der Streit zwischen Ganssmüller-Maluche, die den Einzug ins Maximilianeum verpasst hatte, und Bayerns SPD-Chefin Natascha Kohnen eskaliert. Ganssmüller-Maluche unterstellte der Neubibergerin Kohnen schwere handwerkliche Fehler im Wahlkampf, machte sie für die Pleite verantwortlich und sagte später, Kohnen hänge an der Macht.

Mittlerweile haben sich die Gemüter offenkundig beruhigt. Auch auf Kohnens Betreiben hin wurde die Ismaningerin Ganssmüller-Maluche vor drei Monaten von ihrer Partei nach 2014 ein zweites Mal zur Landratskandidatin gekürt; somit war auch klar, dass sie die Kreistagsliste anführen würde. Die Spannung galt also der Reihung der Kandidaten dahinter, auf die sich der Vorstand in monatelanger Beratung geeinigt hatte - und der Frage, ob es dagegen Widerstand geben würde. Denn gerade bei der SPD spielen zwei Faktoren eine wichtige Rolle: Die Partei stellt derzeit zehn Bürgermeister in den 29 Städten und Gemeinden des Landkreises und diese wollen auf Kreisebene ein Wort mitreden. So kündigte etwa Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller schon vor geraumer Zeit an, ihren Fehler aus dem Jahr 2014 nicht noch einmal zu wiederholen. Damals hatte Müller nur Platz 24 auf der Kreistagsliste. Diesmal bewirbt sie sich auf Platz 15 für das Gremium.

Auch suchte die SPD-Spitze den regionalen Ausgleich sowie jenen zwischen Erfahrung und Aufbruch. Für Letzteres steht der Ottobrunner Florian Schardt, der den Unterbezirk erst seit Juni dieses Jahres führt. Schardt hatte zwar vor seiner Wahl gesagt, er strebe kein kommunalpolitisches Mandat an, änderte nun aber seine Meinung: Er habe sich umstimmen lassen und sei überzeugt davon, dass es richtig sei, wenn der Unterbezirksvorsitzende antrete, sagte Schardt. Zudem habe die Partei ohnehin die Wahl "aus einem breiten Fundus guter Leute", betonte er. "Und klar gibt es Glücklichere und weniger Glückliche und Enttäuschungen", so der Vorsitzende mit Blick auf die Liste.

Zu den weniger Glücklichen zählt Ismanings Bürgermeister Alexander Greulich, einer der bekanntesten und arrivierten Kreisräte der SPD. Er steht auf Listenplatz 18 und ist, wie er der SZ sagte, "sehr enttäuscht" über diese Platzierung. "Ich bin aber zuversichtlich, dass ich in meiner Region Wähler finde, die meine Arbeit gutheißen und ich auch entsprechend viele Stimmen bekomme", so Greulich weiter. Bei der Wahl im Jahr 2014 war dies der Fall: Damals wurde Greulich von Listenplatz 32 auf Rang 13 vorgehäufelt und zog als einer von 16 SPD-Kreisräten ins Gremium ein. Auch das Abschneiden der ebenfalls aus Ismaning stammenden Sozialexpertin und amtierenden Kreisrätin Johanna Hagn kritisiert Greulich. Sie sei das "soziale Gewissen" der Kreistagsfraktion, eine bessere Platzierung von Hagn habe nicht nur er sich gewünscht, sagte Greulich: "Die wäre angezeigt gewesen." Hagn kandidiert nun auf Platz 25.

Andere Bürgermeister haben es weiter nach vorne geschafft: Wolfgang Panzer aus Unterhaching (Platz 4), Christoph Böck aus Unterschleißheim (6), Edwin Klostermeier aus Putzbrunn (8) und Klaus Korneder aus Grasbrunn (12) sind aussichtsreich positioniert. SPD-Landesvorsitzende Kohnen steht auf Platz drei. Sie läutete in ihrem Grußwort den Wahlkampf ein, hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für ehrenamtliches Engagement in der Kommunalpolitik und sagte, die SPD München-Land schare sich um Landratskandidatin Annette Ganssmüller-Maluche.

© SZ vom 06.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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