Wenn an diesem Dienstag um genau 15.31 Uhr der Herbst beginnt, geht ein außergewöhnlicher Sommer zu Ende: ein Sommer, in dem der Zutritt zu Freibädern streng begrenzt war, in Biergärten Abstand gehalten werden musste und Urlaubsreisen ausfielen oder allenfalls ins nahe Ausland führten. Ein paar Rückblicke auf die sogenannte schönste Zeit des Jahres, die heuer von der Corona-Pandemie überschattet wurde.
Auszeit in der Schweiz
Ein Landrat im Krisenmodus. So hat die Öffentlichkeit Christoph Göbel nahezu den gesamten Sommer über erlebt. Die Corona-Krise habe seinen Alltag bestimmt, sagt der CSU-Politiker. "Das ist schon ein verrücktes Jahr. Es gab und gibt in der Politik eigentlich kein anderes Thema mehr." Aber es gibt ja auch ein Privatleben - auch für Politiker, und in diesem hat Göbel mit seiner Frau Ochmaa in diesem Sommer ein ganz besonderes Glück erlebt. Am 19. Juli kam ihre Tochter Victoria in der Geburtsklinik im schweizerischen Luzern auf die Welt, Kind Nummer drei nach zwei Buben. Die Familie verbringt viel Zeit in der Schweiz, Göbel besitzt neben der deutschen auch die eidgenössische Staatsbürgerschaft. Er habe das Glück schon genießen und auch etwas abschalten können in seiner kurzen Auszeit, sagt Göbel. Zwischenzeitlich pendelte er mit den Söhnen von Gräfelfing nach Luzern und zurück.
Roman und Enkelkind
Für viele gehört zu einem Sommer eine Reise. Für die Journalistin und Schriftstellerin Ruth Eder aus Ottobrunn nicht, nicht nur in diesem Jahr. "Ich bin durch meinen Beruf so viel unterwegs gewesen, im Flugzeug, im Zug, ich hab' gar nicht mehr das Bedürfnis danach", sagt die 73-Jährige. Sie habe heuer viel Zeit daheim verbracht. "Ich habe einen großen Garten mit einem Schwimmbad, das erleichtert das Zuhausebleiben." Dort hatte sie stets ihren Kater Pommes um sich oder Freundinnen, mit denen sie natürlich draußen saß. "Wir gehören ja zur Risikogruppe." Langweilig war ihr nicht: ein bisschen PR in den sozialen Medien für die Neuauflage ihres Buchs "Ich spür noch immer ihre Hand", außerdem Arbeit an ihrem nächsten Roman "Evergreen" - es soll der dritte Teil einer Trilogie werden mit ihren bisherigen Erfolgsbüchern "Altweibersommer" und "Älternabend". Trübsalblasen war nicht drin - spätestens seit sie im Juni erfuhr, dass ihre Tochter ein Baby bekommt.
Kreta statt Greta
Grünen-Kreisrat und Landratsstellvertreter Christoph Nadler hatte es sich lange verkniffen, seinen Sehnsuchtsort Kreta aufzusuchen. "Greta statt Kreta", so lautete sein Motto vor allem während des Kommunalwahlkampfs. Doch schließlich hat er sich trotz Corona wieder auf die Insel getraut und meldete vier Wochen lang: "Kreta statt Greta." Am vergangenen Sonntag verfasste er noch in einer Taverne mit Blick aufs Meer seine Rede für die erste Kreistagssitzung nach der Sommerpause. Auf dem Rückflug trug er eine der besonders wirksamen FFP3-Masken, mit denen man sich auch selbst schützt. Die Griechen selbst handhabten den Umgang mit Corona sehr unterschiedlich, hat Nadler festgestellt. "Manche Kellner sehen das eher locker, was ich bei 35 Grad verstehen kann." In einigen Bezirken der Inseln hingegen müsse man auch draußen Maske tragen.
Im Dauertraining
Auch der Fußballer Patrick Hasenhüttl, österreichischer Junioren-Nationalspieler, Sohn des Trainers Ralph Hasenhüttl und neuer Stürmer bei der Spielvereinigung Unterhaching, hat seinen Urlaub zwangsläufig in heimischen Gefilden verbracht. "Ich war ein bissl bei den Großeltern in der Steiermark", sagt der 23-Jährige. "Ein, zwei Wochen in den Bergen, da konnte ich super abschalten." Während des Lockdowns, als auch die englische Premier League pausierte, sei auch sein Vater, der mittlerweile den FC Southampton coacht, nach Unterhaching gekommen, wo die Familie seit dessen Zeit bei der Spielvereinigung lebt. Der neue Trainer des Vereins, Arie van Lent, hat ebenfalls auf eine Fernreise verzichtet. "Ich habe den Sommer mit meiner Frau und den beiden Kindern im Garten unseres Hauses in Korschenbroich verbracht", sagt der Niederländer, der seit seiner Zeit als Profi und Nachwuchstrainer bei Borussia Mönchengladbach nahe der holländischen Grenze wohnt. Seit der 50-Jährige am 20. August offiziell als Hachings neuer Coach präsentiert wurde, stand er nur noch auf dem Trainingsplatz, schließlich begann am vergangenen Wochenende die neue Drittligasaison - für Haching mit einer 1:2-Niederlage in Zwickau.
Quaddeln beim Baden
Als wäre in diesem Corona-Sommer nicht schon alles schlimm genug, weil die meisten Menschen nicht in die Ferne reisen wollten und deswegen zu Tausenden die heimischen Gewässer bevölkerten, haben sich im August im Unterföhringer Feringasee auch noch unliebsame Gäste im Wasser niedergelassen: Die Rede ist von Zerkarien, die nach dem Baden juckende Pusteln auf der Haut entstehen lassen. Wenn die Wassertemperaturen von Seen und Weihern auf 20 Grad oder mehr steigen - und das ist in diesem Sommer angesichts der Hitze zügig passiert -, dann kann es nach dem Bad zu lästigem Hautausschlag und Quaddeln kommen. Und das ausgerechnet in diesem Sommer, da man das Meer mit dem heimischen See eintauschen musste. Mediziner nennen die Quaddeln Badedermatitis. Verursacht wird diese durch mikroskopisch kleine Larven von Saugwürmern, die sich in die Haut bohren. Als natürliche Endwirte gelten verschiedene Arten von Wasservögeln wie Enten, Gänse und Schwäne. Diese scheiden die Eier der Würmer mit dem Kot im See aus, wo die Larven schlüpfen und in Wasserschnecken eindringen, ehe sie sich zu Zerkarien entwickeln, die Schwimmer befallen.
Dem Andrang tat der Ekel-Alarm kaum Abbruch: Handtuch an Handtuch lagen die Besucher am Ufer. Weniger los war im Further Naturbad, wo ebenfalls Zerkarien Badegäste piesackten. Aber das lag daran, dass das Bad wegen der Pandemie nur für Mitglieder des Vereins geöffnet war. Und ins beliebte Freibad in Unterhaching kam nur hinein, wer kurz nach Mitternacht beim Online-Verkauf eine der wenigen Eintrittskarten ergatterte. Die meisten trotzten beim Abkühlen in den Fluten des Feringasees übrigens der Parasiten-Attacke - in einem Sommer so ganz ohne Meer-Alternative.
Was wirklich wichtig ist
Wenn Kerstin Schreyer, Söders Ministerin für Bauen, Wohnen und Verkehr, auf diesen Sommer zurückblickt, machen sie vor allem die Veränderungen im Umgang miteinander nachdenklich: "Corona hat unser Leben stark verändert", sagt die Unterhachingerin. "Das hat jeder von uns am eigenen Leib zu spüren bekommen." Die Pandemie bringe viele Einschränkungen. "Sie kann uns aber auch wieder erden und lässt uns vielleicht ein Stück weit auch wieder auf das zurückbesinnen, was wirklich von Belang ist", so die CSU-Politikern. "Ich denke, das ist vielleicht auch eine Chance von Corona, obwohl es sehr viel von uns allen abverlangt. Wir sollten darüber nachdenken: Was ist wirklich wichtig im Leben? Wo sind die wirklich relevanten Dinge? Und vielleicht bekommt dadurch auch der Kontakt mit Menschen wieder eine andere Bedeutung." Sie hätten die Einschränkungen in ihrer Überzeugung bestätigt, dass der Kontakt zu Menschen ein "unglaublich wichtiger Bestandteil" ihrer Arbeit und ihres Lebens ist. "Wir nutzen alle Möglichkeiten der Technik, aber E-Mails, Telefonate und Videoschalten können diesen persönlichen Kontakt nie ganz ersetzen."
Von Gipfel zu Gipfel
Als Berlin in die Sommerpause ging, zog es die SPD-Bundestagsabgeordnete Bela Bach zurück in ihre geliebten Berge. Und für sie bedeutet das nicht, dass sie in den bayerischen Voralpen ein bisschen wandert. Bach mag es senkrecht, steil und hoch. Wenn sie nicht gerade als Politikerin unterwegs ist, dann als Bergsteigerin. "Ich war in den schweizerischen und französischen Westalpen", berichtet die Planeggerin und betont ausdrücklich, dass dies keine Corona-Risikogebiete sind. Zunächst kletterte sie einige "schöne Mehrseillängentouren" im Granit, etwa die "Sagittarius" über dem Grimselpass. Wem die Schwierigkeit etwas sagt: Immerhin eine 6 b. "Später habe ich noch eine Hochtourenwoche eingelegt: einige Dreitausender", berichtet sie und erzählt fast schon nebenbei, dass sie auch auf dem Nadelhorn (4300 Meter) und dem Mont Blanc (4810) war.
Schwarzwald statt Italien
Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) wollte eigentlich wie sonst immer mit seiner Familie in den Sommerferien in den Süden. Am liebsten nach Italien. Doch diesmal entschied er sich für den Urlaub in Deutschland und fuhr dorthin, wo er noch nie war: in den Schwarzwald. Während all die Jahre zuvor bei den Panzers zumeist Baden auf dem Programm stand, hat die Familie im Corona-Sommer die Wanderschuhe angezogen. "Wir haben Aktivurlaub gemacht", sagt Panzer und fügt grinsend hinzu: "Zur großen Freude meiner Kinder." Insbesondere die Tour durch die Wutachschlucht werde wohl lange in Erinnerung bleiben: Sie dauert sechs Stunden, ist laut Angaben im Reiseführer 17 Kilometer lang und hat 30 Stockwerke Höhenunterschied.