Süddeutsche Zeitung

Sicherheitswacht:Vorbild Ottobrunn

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Innenminister Herrmann setzt auf Hilfssheriffs. Im Landkreis gehen nun in vier Kommunen Bürger auf Streife

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Dass die Sicherheitswacht in Neubiberg nicht kommt, ist auf den ersten Blick eine Überraschung. Im Juni hatte sich der Gemeinderat mehrheitlich dagegen ausgesprochen, dass Bürger in Uniform künftig in der Gemeinde auf Streife gehen - mit den Stimmen der CSU. Nun muss man wissen, dass diese Bürgermeister Günther Heyland von den Freien Wählern wann immer es geht einen Knüppel zwischen die Beine wirft. Selbst wenn sie - wie im Falle einer Sicherheitswacht - gegen ihre Überzeugungen stimmen muss.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) wird für Spielchen dieser Art wenig übrig haben, gilt er doch als oberster Verfechter von Bürgern im Streifendienst. Dies machte er am Dienstag in einer eigens einberufenen Pressekonferenz zum Thema Sicherheitswacht im Münchner Polizeipräsidium deutlich, als er seine Neubiberger Parteikollegen zwar mit keinem Wort erwähnte, stattdessen aber warme Worte für die Entscheidung der Nachbarn aus Ottobrunn fand. Die nämlich haben sich - mit den Stimmen der dortigen CSU-Gemeinderäte und gegen die Fraktionen von SPD und Grünen - für eine eigene Sicherheitswacht ausgesprochen.

Drei Bürger wollen auf Streife gehen

Unerwähnt blieb bei Herrmanns Ausführungen auch, dass die Ottobrunner die Wacht gerne mit den Nachbarn aus Neubiberg aufgebaut hätten - was nun aber nicht mehr möglich ist. Dafür wiederholte Herrmann noch einmal seine Überzeugung, dass Bürger auf Patrouille das "Sicherheitsgefühl unserer Bevölkerung" stärken würden: "Wir brauchen ein Klima des Vertrauens und eine Kultur des Hinsehens in unseren Gemeinden", sagte der Minister.

In Ottobrunn haben sich bisher drei Bürger bereit erklärt, in den Straßen der Gemeinde auf Streife zu gehen - eine Frau und zwei Männer. Ihre Ausbildung bei der Polizeiinspektion 28 in Ottobrunn haben sie mittlerweile abgeschlossen, von September an werden sie "punktuell auf Streife gehen", wie es ein Mitarbeiter der Dienststelle ausdrückt: "Noch ist die gesamte Bekleidung noch nicht da, aber es geht bald los. Drei Personen können freilich nicht immer unterwegs sein, aber sporadisch."

Der Ottobrunner Gemeinderat hat entschieden, die Sicherheitswacht zunächst befristet für ein Jahr laufen zu lassen. Danach wird Resümee gezogen und über eine Fortführung beraten. Damit geht im Landkreis die vierte Sicherheitswacht auf Streife - Bürger in Uniform gibt es in Haar, Taufkirchen und Unterhaching. Minister Herrmann wünscht sich freilich, dass weitere folgen.

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SZ vom 17.08.2016
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