Investorenprojekt:Monopoly mit Senioren

Bewohner des Alten und Pflegeheims nehmen an einem Seniorennachmittag teil Borkum 16 10 2013 MODE

Der tatsächliche Bedarf an Wohnraum für Senioren in Feldkirchen soll erst einmal ermittelt werden, fordern die Kritiker der geplanten Einrichtung.

(Foto: imago/photothek)

In der Bürgerversammlung äußern Feldkirchner erneut Kritik am geplanten Altenheim und fordern Gutachten.

Von Anna-Maria Salmen, Feldkirchen

Kaum ein anderes Thema hat in den vergangenen Jahren in Feldkirchen ein solches Aufsehen erregt wie das geplante Seniorenheim an der Münchner Straße 22 - nicht einmal der scheinbar endlose Umbau des Bahnhofs, der seit mittlerweile rund drei Jahren barrierefrei sein sollte, es aber noch lange nicht ist. Während die Bürger sich mit diesem Ärgernis zumindest arrangiert haben, reißt der Protest gegen die Planungen für das Heim nicht ab.

Auf einem knapp 5500 Quadratmeter großen Grundstück soll eine Pflegeeinrichtung mit 130 Zimmern, 20 Tagespflegeplätzen und 30 Wohnungen für betreutes Wohnen entstehen. Das ist zu viel, sagen einige Kritiker. In der Bürgerversammlung am Mittwochabend trugen sie erneut ihre Bedenken vor. Innerhalb von drei Monaten muss sich nun der Gemeinderat mit deren Anträgen beschäftigen: ein Versickerungsgutachten, umfassende Konzepte für Senioren und das Gebiet am westlichen Ortseingang sowie eine Integritätsprüfung des Investors.

Seit die Planungen für die Einrichtung Mitte Juli öffentlich wurden, sind in nahezu jeder Sitzung von Bauausschuss oder Gemeinderat Kritiker des Projekts anwesend, die meisten wohnen in den Straßen in unmittelbarer Nähe des geplanten Heims. Sie haben mittlerweile eine Bürgerinitiative gegründet, die sich Pro Feldkirchen nennt. Man sei nicht grundsätzlich gegen ein Seniorenheim, auch das Grundstück an der Münchner Straße sei dafür denkbar, das betonten fast alle, die in der Bürgerversammlung das Wort ergriffen. Die Größe des Projekts sei jedoch unverhältnismäßig, die Anwohner erwarten negative Auswirkungen - sowohl für die späteren Bewohner des Heims als auch für sich selbst.

Elvira Herfurtner verwies auf die enorme Fläche, die versiegelt würde, sollte die Einrichtung wie geplant errichtet werden. Die Anwohnerin befürchtet, dass Regen- und Schmelzwasser nicht mehr ausreichend in den Boden versickern könne und in die Keller in der Umgebung abfließe. Herfurther fordert ein Fachgutachten.

Dass ein großes Seniorenheim das Bild von Feldkirchen stark verändern werde, merkte Martin Steuer an. Immerhin sei die Münchner Straße der Eingang in den Ort, gewissermaßen eine Visitenkarte. Um Besuchern nicht gleich zu Beginn einen schlechten Eindruck zu vermitteln, müsse man ein Gesamtkonzept erstellen, das nicht nur das Grundstück des Seniorenheims umfasse, sondern das gesamte Gebiet bis zum Ortseingang.

Kritik übten mehrere Bürger auch an Investor Michael Schamberger. Diesem gehe es nur um den Gewinn, befürchtete Frank Gröger. "Die Senioren werden nur als Renditeobjekte vorgeschoben. Wir wollen doch nicht in diesem Monopoly mitspielen." Die Gemeinde müsse eigenständig in den Planungen sein - dabei helfen kann Gröger zufolge ein Seniorenkonzept, das genaue Bedarfszahlen festlegt.

Auch wurden Zweifel an der Zuverlässigkeit Schambergers geäußert. Dessen Liquidität sei zwar bereits von der Gemeinde geprüft worden, "aber das reicht nicht". Genug Geld hätten viele Investoren - dubios und unzuverlässig sei dennoch so mancher. Man müsse daher eingehend die Integrität Schambergers untersuchen, beantragte ein Bürger. Einstimmig nahmen die Anwesenden die gestellten Anträge an, auch Bürgermeister Andreas Janson (Unabhängige Wählervereinigung) stimmte zu. Die Idee, ein Seniorenheim zu bekommen, treibe ihn an, "aber nicht um jeden Preis". Sein Ziel sei es, gemeinsam mit den Bürgern das beste Konzept zu finden.

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