Schwimmunterricht:Auf dem Trockenen

Schwimmunterricht: Taufkirchner Kinder sollen möglicherweise im Unterhachinger Freibad Schwimmen lernen.

Taufkirchner Kinder sollen möglicherweise im Unterhachinger Freibad Schwimmen lernen.

(Foto: Claus Schunk)

Taufkirchner Grundschüler sollen in den Nachbarkommunen schwimmen lernen. Doch die Bäder dort sind ausgelastet

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Die Gemeinde Taufkirchen wird den Bau eines Lehrschwimmbeckens im Ort nicht prüfen. Einstimmig hat der Gemeinderat einen Antrag von Jutta Beier abgelehnt, den die Mutter bei der Bürgerversammlung im Oktober eingereicht hatte und der dort mit großer Mehrheit verabschiedet wurde. In der Diskussion im Gremium ging es nun weniger um die Baukosten in Millionenhöhe, die mutmaßlich der Grund für die ablehnende Haltung waren. Vielmehr debattierten die Gemeinderäte vornehmlich über den Vorschlag von David Grothe (Grüne), der die Anmietung eines mobiles Schwimmbads prüfen lassen wollte. Diese Idee fand jedoch wegen der hohen Kosten ebenfalls keine Mehrheit.

Aktuell haben alle Kinder an den zwei Grundschulen und der Mittelschule in Taufkirchen laut Hauptamtsleiterin Martina Kraft keinen Schwimmunterricht - obwohl dies im Lehrplan vorgesehen sei. Um das zu ändern, habe die Gemeinde vor einigen Monaten eine Projektgruppe gegründet. Deren vorrangiges Ziel ist es laut Kraft, den örtlichen Grundschülern einen Schwimmunterricht zu ermöglichen, "sodass sichergestellt wird, dass sie schwimmen lernen".

Der Projektgruppe gehören unter anderem Vertreter der Gemeinde, des Landratsamts und des Sportvereins SV/DJK Taufkirchen an sowie die Rektorin der Grundschule Am Wald. Die Mittelschule habe man beim Thema Schulschwimmen "erst mal hinten angestellt", sagte Kraft, ohnehin würde sich der Fokus nach den Grundschulen zunächst auf die Kindergärten richten.

Die Projektgruppe habe diverse Möglichkeiten geprüft, darunter auch den Aufbau eines mobilen Schwimmbads. Doch wegen der hohen Anforderungen - unter anderem brauche es fürs Schulschwimmen eine 25-Meter-Bahn - sei hier mit Kosten von 13 000 Euro pro Woche zu rechnen, sagte Kraft. "Und das ist noch ohne Personal, Wasseraufbereitung, Lieferung und Reinigung." Von daher favorisiere man eine Lösung, bei der die Grundschüler zu einem der umliegenden Bäder gefahren werden.

Laut Kraft kommen hierfür das Unterhachinger Freibad, das Hallenbad in Riemerling sowie in Ottobrunn das Phönix-Bad und das Lehrschwimmbecken der Grundschule an der Lenbachallee in Frage; doch auch Bäder in München seien nicht außen vor. Das Problem ist freilich überall gleich: Die Zeiten fürs Schulschwimmen sind in allen Bädern ebenso begrenzt wie begehrt. Dennoch habe die Gemeinde das Ziel, dass spätestens zum nächsten Schuljahr die ersten Grundschüler einen Schwimmunterricht erhalten, sagt Kraft.

Laut einer Forsa-Umfrage für die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft aus dem Jahr 2017 sind hierzulande 59 Prozent der Zehnjährigen keine sicheren Schwimmer mehr. Die DLRG führt dies auch auf die Situation an den Schulen zurück. Bei den über 60-Jährigen hätten noch 56 Prozent in der Grundschulzeit das Schwimmen erlernt; bei den 14- bis 29-Jährigen seien dies nur noch 36 Prozent. Ein Viertel aller Schulen in Deutschland hat laut DLRG inzwischen keinen Zugang mehr zu einem Bad.

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