Süddeutsche Zeitung

Schwimmsport:Oberschleißheim baut ein neues Hallenbad

Ein weiteres Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass sich eine Sanierung des alten nicht mehr lohnt.

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Das mehr als 45 Jahre alte Oberschleißheimer Hallenbad soll bald Geschichte sein. Einstimmig hat sich der Gemeinderat festgelegt, die marode Anlage abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Die klare Tendenz geht dahin, dass es wieder ein reines Schwimmbad werden soll und kein Spaßbad. Der Standort wurde noch nicht diskutiert.

Eine neue Machbarkeitsstudie hat dem Bad ein noch vernichtenderes Zeugnis ausgestellt als ein Gutachten vor Jahresfrist. Damals war das Bad zwar als völlig aus der Zeit gefallen eingestuft worden, eine Sanierung für gut sieben Millionen Euro aber als möglich angesehen. Das neue Gutachten stellte nun diverse Einschätzungen der vorigen Expertise in Frage, sodass eine Sanierung als unsinnig bewertet wurde.

Nach Aussage der neuen Gutachter müsste das alte Bad bis auf das Tragegerüst komplett entkernt werden. Für einen derartige Radikalsanierung haben sie Kosten von rund zehn Millionen Euro kalkuliert plus einen Sicherheitspuffer für unvorhergesehene Risiken. So gibt es etwa noch keine Altlastenanalyse. Ein Neubau wird auf Kosten von etwa elf Millionen Euro netto geschätzt. Vorgesehen wäre demnach ein 25 Meter langes Becken mit fünf Bahnen, vorrangig geeignet für den Schul- und Vereinsbetrieb. Dazu soll ein Kinderplanschbecken angelegt werden. "Alles darüber hinaus wäre bei der regionalen Konkurrenz schwierig", sagte Gutachterin Andrea Kreil vom Büro K-Plan.

Hohe Bäderdichte

Eine Marktanalyse erbrachte "hohe Bäderdichte im Raum München" und bereits klare "Sättigungstendenzen". Insbesondere das "Aquariush" in der Nachbarstadt Unterschleißheim und das "Neufun" im nahen Neufahrn wären eine eingeführte Konkurrenz, der ein Spaßbad in Oberschleißheim nach Einschätzung der Gutachter kaum die nötige Kundschaft abziehen könnte.

Der Gemeinderat gab einstimmig die Bestellung eines Architekten in Auftrag, der bis zur Kostenberechnung arbeiten soll. Dann soll das Projekt erneut debattiert und entschieden werden, wo das neue Bad entstehen soll. Nach Angaben aus der Gemeindekämmerei könnten nach derzeitigem Planungsstand staatliche Zuschüsse von etwa 4,4 Millionen Euro abgerufen werden.

Völlig offen ist, ob das alte Bad die Zeit bis zu einem Neubau noch durchhält. Schon der erste Gutachter hatte vor Jahresfrist gesagt, dass die Technik quasi jeden Tag den Geist aufgeben könne. In diversen Abläufen wird schon seit Jahren improvisiert, teils mit beträchtlichem finanziellen Aufwand. So funktioniert der Wasserumlauf nicht mehr, sodass ständig teures Frischwasser nachgepumpt werden muss.

Wegen einer irgendwann aufs Dach aufgesetzten Lüftungszentrale ohne Baugenehmigung erfüllt das Bad auch die Brandschutzanforderungen nicht mehr. Auch Mängel in der Hygiene sind augenfällig. Im Gemeinderat gab es deshalb auch Stimmen, die die Frage aufwarfen, ob es überhaupt verantwortet werden könne, das Bad in dieser Form noch weiter zu betreiben. Statische Fragen und der Brandschutz sollen deshalb vertieft untersucht werden.

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Quelle:
SZ vom 28.11.2019/belo
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