Pullach:Trockenübungen für daheim

Pullach: In Pullach gaben Landtagspräsidentin Ilse Aigner und Kultusminister Michael Piazolo (im Hintergrund) den Startschuss für "Bayern schwimmt".

In Pullach gaben Landtagspräsidentin Ilse Aigner und Kultusminister Michael Piazolo (im Hintergrund) den Startschuss für "Bayern schwimmt".

(Foto: Claus Schunk)

Viele Schüler können nicht schwimmen. Eine bayernweite Aktion will das ändern - mit Tutorials per Video.

Von Daniela Bode, Pullach

Es ist sonnig an diesem Freitagmorgen im Pullacher Freizeitbad, die ersten Schwimmer lassen sich im Außenbecken treiben. Doch der schöne Schein trügt: In Deutschland ertrinken jedes Jahr viele Menschen beim Baden, allein in Bayern waren es voriges Jahr 95. Um das zu ändern, haben das Kultusministerium und die Wasserwacht auch dieses Jahr wieder die Kampagne "Bayern schwimmt" auf die Beine gestellt. Der Startschuss fiel am Freitag in Pullach mit Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler), Landtagspräsidentin und Schirmherrin Ilse Aigner (CSU) sowie dem CSU-Landtagsabgeordneten Thomas Huber, der zugleich Landesvorsitzender der Wasserwacht ist.

Wegen der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie läuft die Aktion im Gegensatz zu als 2019, als Ehrenamtliche etwa 4000 Viertklässler im Schwimmen unterrichteten, heuer rein virtuell. "Wir wollen mit elf Videos Kinder und Eltern rund um das Thema Schwimmen und die Sicherheit im Wasser informieren und sensibilisieren", sagte Huber. Da die bayerischen Gewässer heuer einen großen Ansturm erleben dürften, sei das besonders wichtig. Die ersten sieben Videos stehen online auf www.bayernschwimmt.de, die weiteren vier folgen noch vor den Sommerferien.

Ehrenamtliche der Wasserwacht zeigen darin diverse Übungen, etwa zur Wassergewöhnung oder Schwimmbewegungen wie den Brustarmzug. Weil das Ganze nachhaltig sein soll, werden auch Baderegeln erklärt. Moderiert werden die Filme von dem beliebten Nachwuchs-Fernseh-Star Checker Tobi - vom Badesee aus.

Die Videos sind nicht nur für Kinder, sondern auch für Eltern als Unterstützung gedacht. "Schwimmen lernen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe", so Huber. Er verweist auf offizielle Zahlen, wonach in Bayern von einer Nichtschwimmerquote von 15 Prozent bei den Fünf- bis 17-Jährigen ausgegangen wird. Tatsächlich rechnet der Wasserwacht-Landesvorsitzende selbst mit einer noch größeren Zahl. Er appelliert daher an alle Eltern, mit ihren Kindern ins Freibad zu gehen, wie das früher selbstverständlich gewesen sei, und auf Gefahren hinzuweisen.

"Schwimmen ist eine überlebenswichtige Fähigkeit", betont Huber. Um sich selbst, aber auch um andere retten zu können. Ähnlich viel Bedeutung misst Schirmherrin Aigner dem sicheren Aufenthalt im Wasser bei: "Schwimmen zu können ist die beste Lebensversicherung." Aigner dankte in Pullach der Wasserwacht für die "klasse Idee" der Tutorials, die das Schwimmen lernen auch in Zeiten von Corona möglich machten. "Vielleicht ist die Reichweite sogar noch größer als der Schwimmunterricht mit Ehrenamtlichen", sagte sie. Auch Kultusminister Piazolo betonte die Bedeutung der Aktion, besonders da der Schwimmunterricht an den Schulen wegen Corona länger nicht stattfinden konnte. "Unser Ziel ist, dass die Kinder schwimmen lernen, weil es Spaß macht, weil es Leben rettet", sagte er. Das wäre eine Win-Win-Win-Situation. Das Kultusministerium widmet sich dem Schwimmenlernen schon lange. Seit vielen Jahren werden Grundschullehrer geschult, damit sie Kindern das Schwimmen vermitteln können.

Dass das Treffen im Pullacher Schwimmbad stattfand, war kein Zufall. Hier hat die Wasserwacht die Videos gedreht. "Wir haben das Bad gern für die Filmaufnahmen zur Verfügung gestellt, es ist ja sehr schön, auch wenn es etwas in die Jahre gekommen ist", so Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne). Im Wasser drehten die Pullacher derweilen weiter ihre Runden.

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