Schutz der Atmosphäre:Check die Umweltbilanz

Haar bietet zusammen mit der Energieagentur des Landkreises Beratung an

Von Bernhard Lohr

Am liebsten hätten die Haarer die Energieagentur Ebersberg-München gleich richtig zu sich geholt. Doch die Gesellschaft, die die Energiewende im Landkreis anschieben soll, eröffnete ihr Vertretungsbüro kürzlich in Unterhaching. "Wir hätten Sie gerne in unserer Gemeinde gehabt", erinnerte Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) an das vergebliche Werben, als sie den Geschäftsführer der Energieagentur, Hans Gröbmayr, im Gemeinderat willkommen hieß. Nun will man wenigstens eng zusammenarbeiten. Bei dessen Besuch besiegelte der Gemeinderat auf Antrag der SPD und zwei Gegenstimmen der CSU die Kooperation.

Die im Jahr 2014 gegründete Energieagentur hat sich nach dem Beitritt des Landkreises München vor zwei Jahren zu einer deutlich vernehmbaren Lobby für den Klimaschutz entwickelt. Mit drei Leuten ging es einst los, heute kümmern sich 15 Personen um das Thema, das aus Sicht von Gröbmayr noch viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. "Wir nehmen es nicht wahr, wie wir die Atmosphäre als Müllkippe benutzen", sagte er im Gemeinderat in Haar und unterstrich, dass er und seine Mitarbeiter mit Leidenschaft, mit Rat und Hilfestellung etwas voranbringen wollten. Wichtig seien die Kommunen, sagte Gröbmayr, mit ihrer "absoluten Vorbildwirkung" und wies Bedenken von Thomas Reichel (CSU) zurück, der fragte: "Muss die Gemeinde mit im Spiel sein?"

In Haar arbeitet das Rathaus nun eng mit der Energieagentur zusammen. Es wird nach einem ersten, skizzierten Plan von Juni 2019 bis April 2020 ein Bildungs- und Beratungsprogramm ablaufen, von dem Erzieherinnen in Kindertagesstätten, Hauseigentümer, Unternehmer und einfach alle die profitieren sollen, die ihre Klimabilanz verbessern wollen. So ist etwa eine halbtägige Fortbildungsveranstaltung für Erzieherinnen geplant, damit diese als Multiplikatoren Umweltthemen passend für die Kinder aufbereiten können. "Check dein Haus" heißt eine Reihe, bei der in einem Zeitraum von etwa drei Monaten gezielt Hauseigentümer in Haar kostenlos darin beraten werden sollen, wie sie ihr Gebäude energetisch optimieren können. Vortragsabende sind geplant, etwa zum Einsatz von Erneuerbaren Energien und zur Vermeidung von Plastikmüll. Auch sollen bei einem Unternehmertreff Firmenchefs angesprochen werden. "Check dein Unternehmen" lautet eine Beratungskampagne.

Die Gemeinde soll nach den bisherigen Plänen Räume zur Verfügung stellen, Kontakte knüpfen und die Werbung mit in die Hand nehmen, damit möglichst viele Menschen mitbekommen, was für Beratungsmöglichkeiten es in ihrer Gemeinde gibt. Hans Gröbmayr berichtete, dass das Interesse an Beratung deutlich gestiegen sei, auch weil man jetzt solche Beratungsmodule wie "Check dein Haus" für Hauseigentümer anbiete. Die personellen Möglichkeiten bei der Energieagentur stießen bereits an Grenzen. So sei man etwa bei "Check dein Dach", also bei der gezielten Hilfestellung, wenn es um die Installation von Solaranlagen geht, ziemlich ausgebucht.

Thomas Fäth (SPD) sagte, die Gemeinde müsse gemeinsam mit der Energieagentur "Schritt für Schritt" die Abkehr von fossilen Energieträgern voranbringen. Alfons Meindl (SPD) unterstrich die Bedeutung der Kooperation, weil "überparteilich" den Bürgern Hilfe angeboten werde. Mike Seckinger (Grüne) bedauerte dagegen, dass in dem Beratungsangebot der Verkehr keine größere Rolle spiele. Werner Pfanzelt und Andreas Rieder (beide CSU) lehnten die Kooperation ab. Rieder begründete das damit, dass seiner Meinung nach nicht in erster Linie die Erzieherinnen und Kinder in Klimaschutz geschult werden müssten, sondern die Eltern, weil diese die Erziehungsarbeit leisteten. Auch protestierte er dagegen, dass nachts das neue VHS-Gebäude, der Poststadel, beleuchtet wird. Als erstes müsste Mal diese Energieverschwendung abgestellt werden.

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