Süddeutsche Zeitung

Schulpolitik:Der Wille ist da, das Geld aber fehlt

Der Hohenbrunner Gemeinderat signalisiert Interesse daran, Standort einer neuen Realschule zu werden

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

Spätestens seit Donnerstagabend sind die Karten in der Frage nach einem Realschulstandort im Südosten des Landkreises neu gemischt: Gegen Ende der Sitzung des Hohenbrunner Gemeinderates kam das Thema zur Sprache, weil sich Pauline Miller, Vorsitzende der Fraktion ÜWG-Freie Wähler/Bürgerforum im Vorfeld mit einer entsprechenden Anfrage an Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) gewandt hatte. Das Ergebnis der folgenden Debatte war eindeutig: Hohenbrunn stände unter bestimmten Voraussetzungen als Ersatzort für den Neubau einer Realschule zur Verfügung, sollte diese nicht wie vorgesehen in Höhenkirchen-Siegertsbrunn realisiert werden.

Zuletzt hat der Zweckverband Staatliche weiterführende Schulen im Südosten des Landkreises München die Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn aufgefordert, den Standort für die Schule noch einmal zu prüfen. Der dortige Gemeinderat beschloss 2019, die Realschule solle am Ortsausgang an der Brunnthaler Straße entstehen und nicht, wie vom Zweckverband bevorzugt, auf einem gemeinsamen Campus mit dem 2013 eröffneten Gymnasium am S-Bahnhof. Grund für die Intervention des Zweckverbandes sind die um bis zu 25 Millionen Euro höheren Kosten für den Standort Brunnthaler Straße, weil man dort keine Synergieeffekte, etwa durch gemeinsame Sportstätten, hätte.

Auch in Hohenbrunn spielt das liebe Geld eine Rolle, denn davon hat die Kommune nicht genug für den Kauf eines 30 000 Quadratmeter großen Realschulareals. "Wir sind finanziell nicht in der Lage, ein Grundstück für zehn Millionen Euro in den Haushalt einzustellen, wie das Putzbrunn für sein Gymnasium macht", sagte Straßmair. Immerhin baue man derzeit ja auch schon einen Sportcampus mit neuem Hallenbad, dessen aktualisierte Kostenhochrechnung Projektmanager Martin Walch davor im Gemeinderat vorgestellt hatte: Demnach wird dieses Projekt insgesamt 23,4 Millionen Euro teuer.

Den wirtschaftlichen Aspekten zum Trotz herrscht bei den Hohenbrunnern weitgehend Einigkeit darüber, dass man die Chance nicht verstreichen lassen wolle, sollte sich eine Möglichkeit ergeben, einzuspringen. Zumal es einen idealen Standort gäbe: Die Gemeinde entwickelt zurzeit ein neues Wohngebiet westlich der Bahn, hier könnte auch die Realschule entstehen - und zwar in der Nähe des S-Bahnhofs. "Das hätte den Vorteil, dass dann auch der Ausbau des Bahnhofs wieder ein Thema werden würde", sagte Straßmair. Allerdings müsse man damit rechnen, dass es in Höhenkirchen-Siegertsbrunn noch zu einem Umdenken kommt. Etwa wenn sich der Landkreis bereit erkläre, eine S-Bahn-Unterführung am Bahnhof zu finanzieren, als Gegenleistung dafür, dass sich der dortige Gemeinderat doch noch für den Realschulstandort neben dem Gymnasium entscheidet.

In jedem Fall sei das Prestige, das eine neue Schule dem Ort einbringen würde, nicht zu unterschätzen, betonten einige Gemeinderäte: "Eine Realschule würde Hohenbrunn gut zu Gesicht stehen", sagte etwa CSU-Fraktionssprecher Anton Fritzmaier. Und Pauline Miller ergänzte: "Eine solche Schule wäre ein absoluter Mehrwert für uns als familienfreundliche Gemeinde." Die Grüne Martina Kreder-Strugalla erinnerte an die Debatte um ein neues Gymnasium, das nun in Putzbrunn gebaut wird: "Damals haben wir gesagt, beim nächsten Mal rufen wir 'hier'. Eine Realschule wäre eine Bereicherung."

Straßmair hat bereits am Freitag mit Landrat Christoph Göbel (CSU) Kontakt aufgenommen. Jener bestätigte auf SZ-Nachfrage, dass Hohenbrunn als Standort "durchaus diskutabel" sei. Die fehlende Liquidität der Gemeinde, ein Grundstück zu erwerben, bereite ihm in diesem Zusammenhang "nicht größte Sorgen". Er erinnerte jedoch daran, dass Höhenkirchen-Siegertsbrunn "die Nase vorn" habe, alleine schon wegen der vorliegenden Genehmigung durch das Kultusministerium.

Das Thema soll möglichst bald noch einmal im Hohenbrunner Gremium behandelt werden. Würden sich nämlich die Anzeichen verdichten, dass man doch den Zuschlag erhält, dann wäre laut Straßmair "ein entschlossenes Handeln des Gemeinderates gefragt und wir dürften nicht an jeder Gelegenheit hängen bleiben".

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SZ vom 30.05.2020
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