Schule:Einen neuen Deckel braucht es nicht

Schule: So lichtdurchflutet und modern wie das Orestad College in Kopenhagen könnte das Atrium im neuen Kirchheimer Gymnasium werden. Foto: 3XN

So lichtdurchflutet und modern wie das Orestad College in Kopenhagen könnte das Atrium im neuen Kirchheimer Gymnasium werden. Foto: 3XN

Schulzweckverband billigt Kostensteigerung auf 94 Millionen Euro beim Neubau des Kirchheimer Gymnasiums

Von Irmengard Gnau, Kirchheim

Der Ersatzneubau für das Kirchheimer Gymnasium kann in die nächste Planungsphase gehen. Das haben die drei Gemeinden Kirchheim, Aschheim und Feldkirchen sowie der Landkreis als Mitglieder des Zweckverbands staatliche weiterführende Schulen im Osten des Landkreises am Mittwoch beschlossen. Die Verbandsmitglieder zeigten sich beeindruckt von den Vorhaben der Planer, Kritik wird allerdings laut an der Kostensteigerung für das Projekt: Schulhaus, Sporthalle und Außenanlagen sollen nach aktuellen Schätzungen auf knapp 94 Millionen Euro kommen.

Im September 2017 hatte sich die Verbandsversammlung darauf geeinigt, die Ausgaben auf 75 Millionen Euro zu deckeln, nachdem nach einer ersten Grobschätzung von 88 Millionen Euro die Rede war. Dass die voraussichtlichen Kosten nun jene Grobschätzung um mehrere Millionen übersteigen, stelle Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim durchaus vor eine große finanzielle Herausforderung, räumte der Zweckverbandsvorsitzende, Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU), ein. Es sei aber "notwendig" und "unumgänglich", den bisherigen Deckelungsbeschluss aufzuheben, um das Projekt weiter voranzutreiben.

Die veranschlagten 93,86 Millionen Euro seien intensiv überprüft worden und plausibel, versicherten die Planer des beauftragen Büros Hitzler Ingenieure. Auch im Vergleich mit anderen Gymnasialbauten, die derzeit entstehen - etwa in München oder in Unterföhring - baue man durchaus wirtschaftlich. Die Gesamtkosten teilen sich der Landkreis und die Zweckverbandsgemeinden auf. Der Kreis übernimmt knapp 38,2 Millionen Euro; diese umfassen 70 Prozent der förderfähigen Kosten, den Gastschüler-Zuschuss sowie die Fotovoltaikanlage auf dem Dach. Die Kommunen haben circa 55,7 Millionen Euro zu stemmen, die sich nach der Anzahl der Gymnasiasten verteilen: Kirchheim trägt etwa 23,2 Millionen, Aschheim 17,3 Millionen, Feldkirchen 15,2 Millionen Euro. Angesichts der hohen Summen regte Johanna Hagn (SPD), die als Kreisrätin der Zweckverbandsversammlung angehört, kritisch an, ob sich die Versammlung nicht zumindest einen neuen Kostendeckel auferlegen wolle, um einen weiteren Sprung zu verhindern. Ein Risikopuffer ist in den 93,86 Millionen Euro nicht enthalten. Das aber lehnten die übrigen Versammlungsmitglieder ab. "Ich glaube, wir würden uns selbst blockieren, wenn wir jetzt einen neuen Deckel beschließen", sagte der Feldkirchner Bürgermeister Werner van der Weck (SPD). Wenn in diesem Stadium weitere Erhöhungen auftauchten, dann aus Gründen, die der Zweckverband nicht beeinflussen könne. Eine konkrete Berechnung wird der Versammlung in der Planungsphase noch einmal vorgelegt. Bis auf Hagn stimmten alle der Freigabe zu.

Die Bauarbeiten könnten im Frühjahr 2020 beginnen. Geplant ist ein offenes, lichtes Schulhaus mit großzügigen Grünflächen, das gegenüber dem bestehenden Gymnasium entsteht. Nach Westen hin soll die Grenze zwischen Schulcampus und dem künftigen Ortspark verschwimmen, wie Architekt Thomas Weikert anregte. Das sechszügige Gymnasium ist ausgelegt für 1350 Schüler, die sich auf vier Stockwerke verteilen. Besonderer Hingucker ist das Atrium in der Mitte des Gebäudes, das durch ein Glasdach mit Tageslicht beleuchtet ist und von geschwungenen Treppen flankiert wird. Im Norden schließt sich eine Vierfachturnhalle an. Im Gegensatz zu den Vorplanungen soll die Tiefgarage mit 100 Stellplätzen unter der Sporthalle entstehen. Dahinter in Richtung Grund- und Mittelschule folgen die Außensportanlagen. Böltl lobte die Aussichten als "sehr gelungene Planung für eine tolle Schulfamilie". Die stellvertretende Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche (SPD) hingegen kritisiert die Kostensteigerung deutlich. Die aufwendige Architektur des Gebäudes bringe keine bessere Bildung, sondern vor allem "intensive Nachfolgelasten in Form hoher Betriebskosten" mit sich. Dass der Zweckverband den Kostendeckel nun "nonchalant" gekippt habe, bewertet Ganssmüller-Maluche als Verschwendung von Steuergeld. So würden "nicht Platz für Bildung, sondern Platz für Luxus" geschaffen und eher die Baubranche als die Kinder gefördert.

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