Süddeutsche Zeitung

Schulcampus Unterföhring:Spatenstich ohne Spaenle

Die Kabinettsumbildung bringt den Auftakt der Bauarbeiten für den neuen Schulcampus in Unterföhring durcheinander.

Von Sabine Wejsada und Sophie Kobel, Unterföhring

Markus Söder und Unterföhring: Das wird wohl keine enge Freundschaft mehr. Einmal musste die Einweihungsfeier für eine Energiezentrale der kommunalen Geothermie wegen Söder, damals noch Finanzminister, verschoben werden - mit dem Ergebnis, dass der Franke auch am Ersatztermin durch Abwesenheit glänzte.

Und am Mittwoch machte der neue Ministerpräsident den Unterföhringern mit der überraschenden Abberufung von Kultusminister Ludwig Spaenle einen Strich durch die Rechnung.

Dieser hätte bei einem großen Festakt eigentlich zusammen mit Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (PWU) und anderen Honoratioren den ersten Spatenstich für den neuen Schulcampus in der Gemeinde setzen sollen. Doch Spaenles Rauswurf aus dem Kabinett brachte das Programm in Unterföhring durcheinander, das Kultusministerium schickte gar keinen Vertreter.

Kemmelmeyer ließ sich die Laune nicht verderben. Er verwies auf die eigens von der Gemeinde aufgelegte Broschüre zum Campus, in der der inzwischen geschasste Kultusminister die Unterföhringer immerhin noch für ihr Großprojekt mit den Worten lobte: "Die Schulen, die hier entstehen, werden den Ort prägen, identitätsstiftend wirken und sowohl baulich als auch mit ihrer pädagogisch-didaktischen Ausrichtung auf festem Grund stehen." Kemmelmeyer erinnerte auch daran, wie Unterföhring im Wettstreit um das nächste Gymnasium zunächst Ismaning unterlegen war. Umso schöner sei es, dass es nun doch geklappt habe. "Ich war selbst kein begeisterter Schüler", sagte Kemmelmeyer. "Ich habe nie gedacht, dass ich mich jemals so über eine Schule freuen würde."

Schulcampus der Superlative

In Unterföhring entsteht ein Schulcampus der Superlative: Auf dem Gelände südlich der Allianz werden in unmittelbarer S-Bahn-Nähe ein fünfzügiges Gymnasium, eine Grundschule samt Hort, eine Vierfachturnhalle und eine Tiefgarage gebaut. Das Unterföhringer Gymnasium wird mit Kosten von mehr als 90 Millionen Euro die teuerste Schule im ganzen Landkreis München werden - und zusammen mit einer Grundschule und Sporthalle auf einem Campus entstehen, für den die Kommune insgesamt 149 Millionen Euro ausgeben wird.

Hörbehinderte und gehörlose Schüler sollen im Gymnasium genauso unterrichtet werden wie Kinder und Jugendliche im Rollstuhl. Den Schulcampus mit einer Grundschule für maximal 400 Kinder und einem fünfzügigen Gymnasium haben die Münchner Architekten Felix und Jonas entworfen. Ein "Boulevard der Möglichkeiten" im Süden des 340 Meter langen Gebäudes und eine "Magistrale" im ersten Stock, die Grundschule, Mensa und Gymnasium verbinden, bilden in doppeltem Sinne das Herzstück des Projekts.

In den Schuljahren 2018/19 und 2019/20 werden die Buben und Mädchen in Vorläuferklassen im Nachbarort Ismaning lernen, ehe sie im September 2020 in ihre Heimatgemeinde umziehen, wenn der Schulbetrieb am sprachlich und naturwissenschaftlich-technologischen Gymnasium beginnt. Die Sprachenfolge wird voraussichtlich mit Englisch ab der fünften Klasse starten, zweite Fremdsprache wäre Latein ab der sechsten Klasse und Französisch die dritte Fremdsprache ab der achten Klasse.

Maximal 1500 Kinder und Jugendliche sollen das Gymnasium besuchen, die meisten davon werden nach Einschätzung des Landkreises wohl aus München kommen. Unterföhring erhofft sich laut Bürgermeister Kemmelmeyer wegen der Mehrkosten durch das G 9 Zuschüsse in Höhe von 9,5 Millionen Euro vom Freistaat.

Der Gemeinderat hatte sich nach der beschlossenen Rückkehr zu einer längeren Schulzeit für eine vorsorgliche Erweiterung ausgesprochen.

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SZ vom 22.03.2018/belo
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