An die 3000 Radler sollen dereinst täglich zwischen München, Oberschleißheim und Unterschleißheim unterwegs sein. So wird das Potenzial für den südlichen Abschnitt der geplanten Radhauptverbindung von Feldmoching bis in den Landkreis Freising beschrieben. Die Planungen sehen vor, dass für diesen Radweg weitgehend bestehende Wege entlang der Bahntrasse der S 1 genutzt werden, weshalb er auch rasch zu realisieren sein dürfte. In Unterschleißheim wird eine Trasse nordwestlich der Bahn favorisiert.
Wer schon einmal die Strecke von München nach Unterschleißheim geradelt ist, weiß, wie notwendig eine Verbesserung ist. Man fährt immer wieder auf schmalen Gehwegen, die man sich mit Fußgängern teilt. Das soll sich ändern. Allerdings sind die Ansprüche nicht so hoch wie beim ebenfalls geplanten Fahrrad-Highway zwischen München, Garching und Unterschleißheim. Dieser muss die Kriterien eines Radschnellwegs erfüllen und unter anderem mindestens vier Meter breit sein, wenn der Verkehr in beide Richtungen fließt. Zwischen Fußgängern und Radfahrern ist ein Trennstreifen zwingend. Das und anders mehr gilt für eine Radhauptverbindung nicht, wie sie die Grünen in den Kommunen der Nord-Allianz vor zwei Jahren beantragt haben.
Mittlerweile sind im Landkreis Freising Gemeinden mit aufgesprungen, auch in München soll der Weg bis Feldmoching geführt werden. Die geschätzten Kosten gelten mit 11,8 Millionen Euro für knapp 29 Kilometer als relativ niedrig. In Unterschleißheim wird aktuell mit 1,7 Millionen Euro für Umbauten gerechnet. Für den Radschnellweg München-Garching dagegen werden Ausgaben von 34 Millionen Euro allein für die Strecke auf dem Gebiet des Landkreises erwartet. An dem ehrgeizigen Zeitplan für den Radschnellweg, der laut Mitteilung des bayerischen Bauministeriums zum Beispiel einen Baubeginn in München noch in diesem Jahr vorsieht, gibt es massive Zweifel. Der Abstimmungsbedarf für die Neubaustrecke ist groß.
Die Umsetzung der vom Verkehrsausschuss des Stadtrats bevorzugten Route durch Unterschleißheim ist derweil wahrscheinlich, weil auch Eching und Oberschleißheim die Westvariante bevorzugen. Die Anbindung im Norden und Süden wäre gegeben. In Unterschleißheim sollen bestehende Radwege genutzt werden, es wird in Kauf genommen, dass sich Radler mit Autos und Fußgängern Verkehrsflächen teilen. Und es sind relativ günstige Schutzstreifen geplant, wie in der Carl-von-Linde-Straße. Dort würden Parkplätze auf einer Seite konzentriert, die Straße wäre auf verengter Fahrbahn zweispurig und links und rechts würden Radler verkehren.
Auf der favorisierten Route sollen die Radler von Oberschleißheim über die Landshuter Straße nach Unterschleißheim kommen. Dort sollen sie auf der Hauptstraße bis zur großen Unterführung fahren, wo sie weiter über die Carl-von-Linde-Straße schnurstracks bis zur Konrad-Zuse-Straße gelangen. Von dort geht es direkt an der Bahn weiter raus aus der Stadt. Bei der Ost-Variante, die das beauftragte Büro Kaulen aus Unterschleißheimer Sicht nicht weiterverfolgen sollte, wären die Radfahrer von Oberschleißheim kommend auf der Ostseite der Bahn durch den Berglwald gefahren. Sie hätten die Raiffeisenstraße und die Siedlerstraße genommen, um im Bereich Hollern aus der Stadt rauszukommen.
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Von der gewählten Trasse verspricht man sich in Unterschleißheim eine gute Anbindung der Bahnhöfe. Der Weg verläuft vor allem durch bewohntes Gebiet, was nachts das Sicherheitsgefühl erhöht. Ein Aspekt, den der Oberschleißheimer Fahrradbeauftragte Casimir Katz (FDP) auch für seine Gemeinde als wichtiges Argument für die Westroute ansieht.
In Oberschleißheim soll bisherigen Überlegungen folgend der Radweg nicht auf direkter Strecke durch die Feierabendstraße führen, weil die nicht zu verbreitern ist. Katz zufolge wird von Süden kommend ein Schwenk Richtung Schloss und eine Trasse weiter über die Mittenheimer Straße favorisiert, auf der dann Tempo 30 gelten sollte. Auf Echinger Flur soll die Trasse konsequent an der Bahn entlang führen, was dem Grundgedanken am nächsten kommt, den die Grünen früh verfolgt haben. Entlang den Bahngleisen gebe es viele Wirtschaftswege, die sich gut eigneten, sagt der Unterschleißheimer Grünen-Stadtrat Jürgen Radtke: "Wir haben stark aufgesetzt auf bestehenden Wegen." Mancher Abschnitt müsse freilich asphaltiert werden, an manchem fehle eine Beleuchtung.
Dabei gelten für eine Radhauptverbindung auch Standards. Sie muss direkt gewählt sein, und zwei Radfahrer müssen sich begegnen können. Wenn möglich sollen Radler nebeneinander fahren können. Radler dürfen nur auf Fußwegen fahren, wenn dort wenige Fußgänger sind. Der Weg mus steigungsarm sein und außerorts ist eine Beleuchtung zumindest wünschenswert. Radtke erwartet, dass die Unterschleißheimer die Verbindung als flotten Weg zur U-Bahn in Feldmoching annehmen. Die Verknüpfung der Verkehrsmittel sei die Zukunft.