Der Bau des schnellen Radwegs von Ebersberg und Grafing über Haar nach München schien bereits in trockenen Tüchern, doch jetzt nähren Aussagen der Deutschen Bahn Befürchtungen, das Verkehrsprojekt könnte doch noch scheitern. Die Deutsche Bahn prüft aktuell, ob die benötigten Bahnflächen entlang der Gleise überhaupt zur Verfügung gestellt werden können. Eine entsprechende Untersuchung sei "noch nicht vollständig abgeschlossen", teilte eine Bahnsprecherin am Mittwoch auf SZ-Anfrage mit. Sobald dies der Fall sei, werde man die Rathäuser informieren. Dabei dachte man dort, längst weiter zu sein, und hat fleißig geplant.
Nach Aussage von Haars Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) befürchtet die Bahn Probleme, falls wegen des verdichteten Zugverkehrs auf dem Brenner-Nordzulauf die Lärmschutzwände erhöht werden müssen. Auch gebe es Bedenken wegen einer Engstelle östlich des Haarer Bahnhofs. Dabei soll die Bahn bereits im Juni 2022, als im Haarer Gemeinderat eine Machbarkeitsstudie für den schnellen Radweg vorgestellt wurde, Zustimmung signalisiert haben. Bis September 2022 könne man vertraglich die Nutzung der Grundstücke sichern, hieß es
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Das passte auch zu den sonst ausgesprochen optimistischen Einschätzungen, die immer wieder zu hören waren, seit sich die Grünen im Münchner Osten über Stadt- und Landkreisgrenzen hinweg zusammengetan und im Frühjahr 2021 ein Konzept für eine leicht umsetzbare schnelle Radverbindung vorgelegt hatten. Sie setzten dabei bewusst auf bestehende Wirtschaftswege, die ausgebaut werden sollten, und auf Trassen direkt an den Gleisanlagen, um auf 20 Kilometern Länge eine direkte Ost-West-Verbindung herstellen zu können. In München soll der Radweg nördlich der Gleise streckenweise auf einem ehemaligen Bahndamm verlaufen, in Haar, Grasbrunn und Vaterstetten ist eine Trasse auf der Südseite direkt an den Lärmschutzwänden angepeilt. Ebenso soll der Radweg von Zorneding nach Grafing möglichst nah an den Gleisen verlaufen.
Die Gemeinden Grasbrunn, Vaterstetten und Haar stiegen bis Mitte 2022 nach und nach in Planungen ein, die Grünen feierten den Bau eines Radwegabschnitts in Berg am Laim als Zwischenerfolg. Nicht zuletzt überreichte im Mai 2022 der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) schon den Förderbescheid für das Projekt aus dem Programm "Radoffensive Klimaland Bayern". 80 Prozent der Kosten sollen so gedeckt werden.

Doch dann schreckte ähnlich wie jetzt vor drei Monaten schon einmal die Nachricht auf, die Deutsche Bahn könnte wegen ihrer Pläne für den Brenner-Nordzulauf den schnellen Radweg noch ein Ende bereiten. Das Grasbrunner Rathaus verkündete, Bahnvertreter hätten mitgeteilt, der Radweg sei wegen zusätzlicher Gleise, die für den Brenner-Nordzulauf im Raum Haar, Grasbrunn, Vaterstetten und Zorneding verlegt werden müssten, nicht umsetzbar. Zudem kursierte die Aussage, dass in Trudering ein Grundstück für den Radwegbau fehle. Zumindest ersteres erwies sich schnell als falsch, die Bahn gab prompt Entwarnung: Wegen des Brenner-Nordzulaufs seien keine weiteren Gleise erforderlich, lediglich eine Verdichtung der Zugfolge.
Doch nun werden von Seiten der Bahn erneut Vorbehalte laut. Die Bahn-Sprecherin äußert sich am Mittwoch aber immerhin "zuversichtlich, dass alle Interessen berücksichtigt werden können". Grundsätzlich gelte: Wenn Bahnflächen für eine anderweitige Nutzung angefragt würden, prüfe man routinemäßig, ob und gegebenenfalls unter welchen Voraussetzungen Flächen abgegeben werden könnten. Auf die Frage, warum diese Bedenken erst jetzt angemeldet werden, obwohl das Projekt seit Jahren läuft, ging die Sprecherin nicht ein.
Die Hoffnung der Planer, die 2022 die Machbarkeitsstudie vorstellten, war einmal, dass im Jahr 2024 Radler zügig auf einer durchgehend asphaltierten Trasse unterwegs sein würden. Jetzt hofft man laut Haars Bürgermeister, bis Anfang 2024 zumindest Klarheit darüber zu erlangen, wie es weitergehen kann. Das planende Büro stehe mit dem Bahnkonzern in Verbindung, demnächst wolle man wieder Informationen austauschen.