Schneefälle:Zur Sicherheit schulfrei

Schneefälle: Feuerwehrleute befreien das Dach des Phönixbads von der Schneelast.

Feuerwehrleute befreien das Dach des Phönixbads von der Schneelast.

(Foto: Claus Schunk)

Bei Aying stürzt unter dem Druck des Schnees ein Baum um und erschlägt ein Kind. Wegen der gefährlichen Straßenverhältnisse fällt im ganzen Landkreis München der Unterricht aus. In Ottobrunn wird das Phönixbad vorsorglich evakuiert, anderswo werden Veranstaltungen abgesagt.

Von Gudrun Passarge, Anna-Maria Salmen und Sabine Wejsada, Aying/Ottobrunn

Für Tausende Kinder im Landkreis München fällt an diesem Freitag die Schule aus. Wegen der Gefahren auf Wegen und Straßen, die aufgrund der aktuellen Witterungsverhältnisse herrschen, findet auf Anordnung des Landratsamts in allen öffentlichen Schulen kein Unterricht statt. Wie umsichtig diese Entscheidung ist, bestätigte sich am Donnerstagnachmittag auf schreckliche Weise: In Trautshofen bei Aying starb ein neun Jahre alter Bub, als ein Baum unter dem Gewicht des Schnees umstürzte.

Rettungskräfte hätten vergeblich versucht, das schwerst verletzte Kind wiederzubeleben, sagte ein Polizeisprecher. Zeugen hätten beobachtet, wie der Baum umgestürzt sei. Erst etwa 40 Minuten später sei der Junge darunter entdeckt worden. Ob das Kind von dem Baum erschlagen wurde oder ob es in den Schneemassen erstickt oder erfroren ist, war nicht klar. Neben Rotem Kreuz und Feuerwehr war auch ein Rettungshubschrauber im Einsatz.

Für Kinder und Jugendliche, die an diesem Freitag trotz des Unterrichtsausfalls in die Schule kommen sollten, ist laut Landratsamt eine Notbetreuung sichergestellt. Privatschulen im Landkreis München wird von der Kreisbehörde empfohlen, sich diesem Vorgehen anzuschließen, was etwa die Montessorischule in Unterschleißheim tut. Bereits am Mittwoch hatten zwei Schulen in Schäftlarn schulfrei gegeben. Auch etliche andere öffentliche Einrichtungen im Landkreis wie Kindergärten, Schwimmbäder und Friedhöfe sind gesperrt.

So wurde am Donnerstagmittag das Phönixhallenbad in Ottobrunn geräumt, damit Einsatzkräfte der Feuerwehr und Mitarbeiter einer Privatfirma das Dach von der Schneelast räumen konnten. Grund war, dass die Schneelast auf dem Dach die kritische Marke von 100 Kilogramm pro Quadratmeter fast erreicht hatte. Wie der Geschäftsführer des Bades, Werner Müller, sagt, sollte der Betrieb jedoch bereits am Donnerstagabend wieder anlaufen. Die Gäste vom Vormittag, die das Bad verlassen mussten, bekamen einen Gutschein.

Die Gemeinde Haar hat sowohl den Waldfriedhof als auch den Friedhof an der Nikolauskirche an der Gronsdorfer Straße gesperrt, weil Bäume eine zu große Schneelast tragen. Auch in Pullach darf der Friedhof seit Donnerstag nicht mehr betreten werden. Vor Risiken für Spaziergänger in den Erholungsgebieten warnt das Landratsamt. Sie sollten wegen akuter Schneebruchgefahr gemieden werden. Vollkommen gesperrt ist der Rundweg um den Deininger Weiher. Hier sind bereits mehrere Bäume umgestürzt und zahlreiche Wipfel abgebrochen, die noch in den Bäumen hängen und jederzeit herunterfallen könnten.

Schneefälle: Die Straßen sind glatt, Bäume drohen unter der Last des Schnees einzustürzen.

Die Straßen sind glatt, Bäume drohen unter der Last des Schnees einzustürzen.

(Foto: Claus Schunk)

Auch der Müllabfuhr bereitet der Winter Probleme. In einigen Orten, so etwa in Grünwald, fällt die Leerung der Abfalltonnen aus. In Schäftlarn sagte die Gemeinde wegen des Wintereinbruchs ihren für diesen Freitag angesetzten Neujahrsempfang ab, die Kirche ihre Gottesdienste.

Dass die Schulen am Freitag geschlossen bleiben, zeichnete sich schon am Donnerstagmorgen ab. So hatten viele Schüler Probleme, das Gymnasium Höhenkirchen-Siegertsbrunn zu erreichen, besonders solche aus Egmating, Oberpframmern und Otterfing, wie Schulleiterin Claudia Gantke berichtet. "Sicherheit ist einfach die oberste Devise", sagt sie. Das sieht auch ihr Kollege Armin Eifertinger vom Werner-Heisenberg-Gymnasium in Garching so. "Das Problem sind die Gehwege." Diese seien teils nicht geräumt und die Schüler müssten auf die Straßen ausweichen. Alle Schulen bieten am Freitag eine Notbetreuung an. Die Lehrer müssten sowieso kommen, heißt es. Allerdings wird die Betreuung je nach Schule unterschiedlich ausfallen.

In Höhenkirchen-Siegertsbrunn etwa ist sie von neun bis zwölf Uhr geplant, nach vorheriger Anmeldung, in Garching will Direktor Eifertinger abwarten, wie viele Schüler kommen. Einen ordentlichen Unterricht werde es aber nicht geben, vielleicht öffne man auch die Turnhalle für die Schüler, sagt er. An Grundschulen wie in Straßlach wird eine behelfsmäßige Versorgung durch die Mittagsbetreuung angeboten, sagt Rektorin Karin Richter.

Komplett geschlossen bleibt dagegen die private Waldorf-Schule in Ismaning, weil auch die Lehrer Schwierigkeiten hätten, die Schule zu erreichen, wie es heißt. Die Schulen werden auf jeden Fall die Eltern über Elternportale und Elternbriefe genau informieren, was für den schneefreien Tag geplant ist. Wer sein Kind zur Schule bringen möchte, muss das selbst organisieren, denn Schulbusse und Verstärkerfahrten fallen aus, wie das Landratsamt mitteilt. Der reguläre Busverkehr soll aber stattfinden.

In Schäftlarn, wo der Unterricht an der Grundschule bereits am Donnerstag ausfiel, sagt Sonja Hindennach, die Vorsitzende des Elternbeirats: "Heute stand ich fast knietief im Schnee. Der Winterdienst der Gemeinde kommt da nicht mehr hinterher." Da es in Schäftlarn zum Teil keine Gehwege gebe, könne der Schulweg für die Kinder sehr gefährlich werden. "Die Autos schlittern und manche Straßen sind durch den Schnee nicht mehr zwei-, sondern nur noch einspurig", schildert die Mutter dreier Schulkinder die Situation im Ort. "Die Sicherheit der Kinder war einfach nicht mehr gegeben. Insofern war es die richtige Entscheidung, die Schule zu schließen."

Vor allem berufstätige Eltern stellt die Situation allerdings vor Herausforderungen. "So ein Schulausfall passiert ja meistens sehr spontan", meint Hindennach. Viele könnten aber von zu Hause aus arbeiten. Und für Kinder, deren Eltern keine Betreuung organisieren können, bietet die Schule eine Notversorgung an. Die Schüler selbst freuen sich. "Da haben natürlich alle gejubelt", erzählt Hindennach.

Doch statt Schlittenfahrten oder Schneeballschlacht müssten ihre Kinder beim Schneeschippen mithelfen. Die Mutter hält das Spielen im Freien ohnehin für gefährlich, da auf vielen Bäumen im Ort große Schneemassen liegen. "Ich sage meinen Kindern, sie sollten besser im Haus bleiben oder auf freier Wiese spielen." Wie es in Schäftlarn weiter geht, ist unklar. Offiziell fällt die Schule bis Freitag aus, doch am Wochenende soll es weiter schneien. "Es kann also gut sein, dass die Schule auch am Montag zu bleibt", schätzt Hindennach.

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