Sauerlach:Vorreiter in Sachen Umwelt

Sauerlach: Tief aus der Erde fördern die Stadtwerke bei Sauerlach heißes Wasser für die Nahwärmeversorgung.

Tief aus der Erde fördern die Stadtwerke bei Sauerlach heißes Wasser für die Nahwärmeversorgung.

(Foto: Claus Schunk)

Sauerlach und Unterhaching haben schon heute das CO₂-Ziel erreicht

Von Michael Morosow, Sauerlach

Als die Sauerlacher Rathauschefin Barbara Bogner (UBV) bei der Bürgerversammlung über die Anstrengungen ihrer Gemeinde für Energiewende und Klimaschutz berichtete, breitete sich ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht von Landrat Christoph Göbel (CSU) aus. Erst recht, als die Bogner feststellte, Sauerlach habe die Zielvorgabe der Kreis-Initiative 29++, wonach der jährliche Pro-Kopf-Ausstoß an Kohlendioxid bis 2030 auf sechs Tonnen zu reduzieren ist, bereits erreicht. "Wir wissen, dass wir schon gut sind, aber uns hält nichts auf, besser zu werden", sagte Bogner.

Landrat Göbel und seine Klimaschutzmanagerin Ilka Schmidtmann vernehmen den Ehrgeiz der kleinen Südgemeinde mit Freude. Auch wenn ihnen bewusst ist, dass der 8000-Seelen-Ort mit wenigen energieintensiven Unternehmen auch durch noch so umsichtiges Energie-Management nur in Maßen die Pro-Kopf-Emissionen des Landkreises nach unten korrigieren kann. Wesentlich größer ist der Einfluss auf das Gesamtergebnis der 29 Landkreiskommunen, wenn Städte und Gemeinden mit viel Industrie und Gewerbe und damit hohem Energiebedarf an der Stellschraube drehen. Denn die Hälfte der CO₂-Emissionen werden laut Franz Reicherzer, Sachgebietsleiter im Landratsamt München, von Wirtschaft und Gewerbe generiert. Wenn also eine Kommune wie die mit 25 000 Einwohnern zweitgrößte Landkreisgemeinde Unterhaching in großem Stil auf regenerative Energien baut und gleichzeitig Anreize zum Energiesparen bietet, dann bringt das die 29++ Initiative deutlich spürbarer voran. Und große Schritte sind offenbar notwendig, um das Ziel zu erreichen: 13 Tonnen CO₂-Ausstoß pro Kopf fielen im Jahr 2010 im Landkreis München an. Das sind bei 340 000 Einwohnern 4,32 Millionen Tonnen. Bis zum Jahr 2030 will der Landkreis den Schadstoffausstoß um 54 Prozent auf 2,04 Millionen Tonnen herunterfahren. Da helfen große Einsparungen in großen Gemeinden. Alleine durch seine Geothermie spart Unterhaching 30 000 Tonnen CO₂ im Jahr ein, indem sie 6600 der knapp 13 000 Haushalte mit Wärme versorgt und zudem sauberen Strom ins Netz speist. Unter anderem vier Bürgersolarkraftwerke und ein modifiziertes Energiesparförderprogramm tragen ein Weiteres bei. Die Zielmarke von sechs Tonnen im Jahr hat auch Unterhaching dadurch schon längst erreicht, will aber selbst diesen niedrigen Wert bis 2030 halbieren. Davon teilweise noch weit entfernt sind andere Kommunen, selbst Pullach, obwohl ebenfalls mit einer Geothermieanlage gesegnet, aber auch mit dem Linde-Konzern und dem BND. Peter Ballarin vom Umweltamt der Gemeinde schätzt die derzeitigen Pro-Kopf-Emissionen in der 9000-Einwohner-Gemeinde auf "acht Tonnen ohne Industrie, 15 Tonnen mit Industrie". Ohne Geothermie, so Ballarin, stünde die Gemeinde wesentlich schlechter da. Seit Betriebsbeginn im Jahr 2005 seien durch Geothermie 114 000 Tonnen Schadstoffe eingespart worden. Zuletzt hätten sich die Einsparungen zwischen 10 000 und 15 000 Tonnen pro Jahr bewegt. Anfang April ist Pullach der Initiative 29++ beigetreten.

Wie eine kleine Gemeinde durch vielfältige Anstrengungen sich mit großen Schritten der Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen nähern kann, dafür kann Sauerlach als gutes Beispiel dienen. Vor allem durch das Holzhackschnitzel-Heizkraftwerk der gemeindeeigenen ZES-Gesellschaft, in dem seit 2002 Wärme für 880 der circa 2500 Haushalte erzeugt wird und grüner Strom für 1000 Haushalte. Von der Geothermieanlage, die die Stadtwerke München in Sauerlach errichtet hat, bezieht die Gemeinde Wärme für weitere 200 Haushalte. Der darin erzeugte Strom reicht für 13 000 Haushalte. Unter anderem punktet die Gemeinde zudem mit einer ganzen Reihe von Fotovoltaikanlagen, viele davon mit Bürgerbeteiligung, und versorgt mit Sonnenstrom alle ihre Einrichtungen, verpachtet zudem Dachflächen an Privatleute und bietet neuerdings als vierte Landkreisgemeinde mit der Verbraucherzentrale eine Energieberatung an.

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