Evangelische KircheAltar und Behindertentoilette

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Bei einer Baustellenführung informiert Architekt Martin Popp über den Fortschritt der Arbeiten.
Bei einer Baustellenführung informiert Architekt Martin Popp über den Fortschritt der Arbeiten. (Foto: Sebastian Gabriel)

Weil weniger Menschen die Gottesdienste besuchen, ist die Sauerlacher Zachäuskirche zu groß geworden. Die evangelische Gemeinde renoviert sie trotzdem ‒ und baut sie zum inklusiven Begegnungszentrum aus.

Von Amelie Reinisch, Sauerlach

Noch lässt der Blick ins Innere der Zachäuskirche bloß erahnen, wie das Gebäude in nur wenigen Monaten aussehen wird. Nach über dreijähriger Planung soll hier ein multifunktionales, barrierefreies Begegnungszentrum entstehen, das unter der Woche von verschiedenen Gruppen für Aktivitäten genutzt werden kann. Vorbild ist unter anderem das Bunte Haus in Miesbach; ein offener Begegegnungsort mit zahlreichen Angeboten für jedermann.

Bei einer Baustellenführung erläutert Architekt Martin Popp Pfarrerin Ulrike Lorentz, Pfarrer Hagen Faust, Quartiersmanagerin Anja Vogler-Matauschek sowie Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner den Fortschritt der Arbeiten. Auch einige Mitglieder des Kirchenvorstandes der evangelisch-lutherischen Gemeinde Holzkirchen, der die Kirche gehört, sind gekommen. Als der Architekt über den aktuellen Zustand der Räumlichkeiten spricht, lacht er: „Sie erwischen uns gerade in der vollen Rohbauphase.“ Sowohl die Fenster als auch die Stufen zum Altar seien bislang nicht eingebaut. Trotzdem ist Popp mit den bisherigen Umbaumaßnahmen zufrieden. „Es geht langsam aber stetig voran“, sagt er.

Finanziert wird das rund 837 000 Euro schwere Umbauprojekt unter anderem durch den Verkauf des Kirchengebäudes in Dietramszell sowie diverse Spenden und Zuschüsse. Die gemeinnützige Organisation Aktion Mensch unterstützt die Sanierung mit 160 000 Euro, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern beteiligt sich mit 55 000 Euro, die Gemeinde Sauerlach mit 20 000 Euro. Doch auch Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde haben sich mit Spenden für das Projekt eingesetzt. Schon jetzt ist allerdings abzusehen, dass noch mehr Gelder nötig sein werden, um die Renovierung in der gewünschten Weise abzuschließen, weshalb bei der Baustellenbesichtigung von weiteren Fundraising-Aktionen die Rede ist.

Erste Umgestaltungsideen für die 1963 nach Plänen des Architekten Franz Lichtblau erbaute Zachäuskirche gab es bereits vor über sechs Jahren. In einem Kunstwettbewerb entschied man sich damals für eine bunte Vogelinstallation der Künstlerin Mareike Drobny, die den Altarraum aufwerten sollte. Schon zu diesem Zeitpunkt war die Kirche jedoch stark renovierungsbedürftig. Außerdem wurden die Gottesdienste immer weniger besucht, weshalb der Kirchenvorstand sich bald die Frage stellte, ob die Zachäuskirche überhaupt auf Dauer erhalten bleiben kann. Am Ende entschloss das Gremium sich dazu, das Gebäude für andere Nutzungen zu öffnen. Abgesehen von der Neugestaltung des Altarraums ist hierfür ein zusätzlicher Gruppenraum mit barrierefreier Küche und ein WC für Menschen mit Behinderung geplant.

Die Zachäuskirche in Sauerlach wurde 1963 nach Plänen des Architekten Franz Lichtblau erbaut.
Die Zachäuskirche in Sauerlach wurde 1963 nach Plänen des Architekten Franz Lichtblau erbaut. (Foto: Sebastian Gabriel)

Bunt und vielfältig werde das Begegnungszentrum, erzählt Pfarrerin Ulrike Lorentz voller Begeisterung. Mit der Renovierung soll dem Gebäude wieder neues Leben eingehaucht und ein harmonisches Miteinander geschaffen werden, auch mit Menschen anderer Religionen. Dafür wurde im Juni 2024 ein Quartiersprojekt gestartet, in dessen Rahmen bereits ein Netzwerk aus verschiedenen Vereinen und Gruppen entstanden ist. Dafür steht die Quartiersmanagerin Anja Vogler-Matauschek mit verschiedenen Interessenten in Kontakt.

„Das ist schon ein Prozess für manche alteingesessene Gemeindemitglieder, sich dem zu öffnen“

Gleichzeitig betont Lorentz, dass die Kirche durch die Sanierung nicht entwidmet werde und das christliche Profil weiterhin bestehen bleibe: „Es bleibt Gottesdienstraum, und ist gleichzeitig eben auch Begegnungszentrum unter der Woche.“ Zwar gebe es keine explizite Kritik an dem Projekt, dennoch habe es gerade zur Nutzung des Altarraums im Vorfeld Diskussionen gegeben. „Das ist schon ein Prozess für manche alteingesessene Gemeindemitglieder, sich dem zu öffnen“, sagt die Pfarrerin.

Das Sgraffito mit der biblischen Geschichte von Zachäus bleibt erhalten.
Das Sgraffito mit der biblischen Geschichte von Zachäus bleibt erhalten. (Foto: Sebastian Gabriel)

Bei den Renovierungsarbeiten wird deshalb sehr darauf geachtet, dass die Besonderheiten des Gebäudes auch nach dem Umbau weiter fortbestehen. Dazu gehörten das steile Dach, aber auch das Sgraffito mit der biblischen Geschichte von Zachäus, das in den Putz der Empore eingeritzt ist, wie Architekt Martin Popp bei der Führung erklärt. Auch das Äußere der Kirche soll in seinem jetzigen Zustand belassen werden.

Die Einweihung des Begegnungszentrums ist für den 30. November geplant, zusammen mit verschiedenen Aktionen zur Eröffnung.

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