Kreis und quer:Berittene Polizei an der Autobahnausfahrt

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Auf der Hochalm bei Lenggries ist das Oberland eine Bilderbuchlandschaft. Nur hinkommen muss man erst einmal. (Foto: Martin Siepmann/Imago)

Sauerlachs Bürgermeisterin will den Verkehr ins Oberland mit Fahrverboten eindämmen. Und weiß natürlich selbst, dass das ein Schmarrn ist.

Kolumne von Martin Mühlfenzl, Sauerlach

Es braucht nicht viel, um das bayerische Oberland ein wenig zu verklären. Da reicht schon ein halbseidener Wikipedia-Eintrag, in dem es ganz zum Schluss heißt: Das Oberland sei bekannt für seine reiche Kultur und Geschichte, die Architektur, kulinarische Spezialitäten – „einschließlich des berühmten bayerischen Bieres und der Weißwurst“. Soll heißen: In Altbayern ist es nirgends schöner und zünftiger als in diesem weitläufigen Winkel vom Schliersee über den Tegern- und Walchensee bis an das Ufer des Lechs. Nur braucht es halt starke Nerven und viel Geduld, um überhaupt ins Oberland zu kommen. Denn was Wikipedia verschweigt, ist die Tatsache, dass es südlich des Weißwurst-Äquators wohl keine Gegend gibt, die derart zuverlässig Wochenende für Wochenende im Verkehr ersäuft.

Kilometerlang stehen dann Bergsteiger, Sommerfrischler und sonstige Ausflügler aus ganz Oberbayern vor den Schönheiten dieser Region im Stau. Weit vor dem türkis schimmernden Sylvensteinspeicher, vor den Toren Gmunds am Tegernsee, auf der Bundesstraße 11 zum Kochel- oder Walchensee. Ausgerechnet dort, wo der weiß-blaue Himmel doch am schönsten sein soll, verpesten Tausende Auspuffrohre in schöner Regelmäßigkeit und hoher Konzentration die Luft. Die Parkplätze am Schliersee und Staffelsee sind voll. Und Anwohner verbarrikadieren sich in den eigenen vier Wänden, weil sie Gestank, Lärm und genervt hupende Autofahrer nicht mehr aushalten.

Doch nun naht Rettung. Nicht nur für das Oberland, sondern gleich das ganze Alpenvorland im Süden der Landeshauptstadt München. Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner will Ausflügler am liebsten schon vor dem Kreuz München-Süd, diesem lang gezogenen Betonmonster, an den Autobahnausfahrten abfangen und ihnen die Weiterreise in den Süden verwehren. Also nicht allen: Nur jenen, die alleine oder zu zweit im Auto sitzen. Vor allem Singles und Paaren gibt sie also die Schuld an dem Verkehrschaos, das auch in ihrer Gemeinde zu spüren ist, wenn vor allem samstags oder sonntags die Blechlawinen in Richtung Paradies rollen.

Bogner, die auch für die Freien Wähler im Münchner Kreistag sitzt und gerne mal im Bierzeltmodus einen raushaut, weiß natürlich selbst, dass ihr Vorschlag – gelinde gesagt – Schmarrn ist. Innenminister Joachim Hermann wird kaum die Kavallerie der berittenen Polizei an der Ausfahrt Hofolding platzieren, um Alleinreisende oder Pärchen mit gezogener Waffe wieder auf die Autobahn zurückzuzwingen. Aber die Sauerlacher Bürgermeisterin macht mit ihrer „krassen Idee“, wie sie den Vorschlag selbst nennt, auf ein berechtigtes Anliegen aufmerksam. Der Verkehr ist im Münchner Süden – wie übrigens auch im Norden – außer Kontrolle geraten. Und nicht nur das Oberland in Gefahr.

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