So wichtig für viele Künstler die Einsamkeit für die Inspiration und die Entfaltung des schöpferischen Prozesses ist - so sehr brauchen sie auch ein Forum, einen Ort, der Resonanz zurückwirft, eine Sphäre der Öffentlichkeit, die Diskurs und kreative Konfrontation ermöglicht.
Die Mitglieder des Sauerlacher Künstlerkreises haben heuer keine richtigen Gelegenheiten gehabt, ihre Arbeiten einem größerem Publikum zu präsentieren. "Ein Virus stellte im Frühjahr unser Leben auf den Kopf und das macht es bis heute", schreibt Rosi Kahl-Brandelik vom Künstlerkreis. "Für uns entfiel als erstes unsere Ausstellung im Sauerlacher Wasserhäusl mit dem Thema 'Miteinander'. Danach folgte die Absage unserer großen Jahresausstellung im Herbst in der Sauerlacher Mehrzweckhalle."
Was bleibt nun den Mitgliedern des Künstlerkreises, deren "Miteinander" vornehmlich nur noch digital stattfindet? Echter Austausch ist schwieriger geworden und das Echo von außen fast verstummt, da Ausstellungen und flankierende Diskussionen nicht möglich waren. Gleichwohl gilt es ja, irgendwie im Gespräch zu bleiben, denn ein bildender Künstler will ja auch gesehen werden, oder besser gesagt: will, dass seine Arbeiten gesehen werden. "Mancher von uns hatte das Gefühl von Terminen und Pflichten 'befreit' zu sein und so mit mehr Konzentration und Schaffenskraft tätig sein zu können. Andere fühlten sich blockiert und mussten sich von der Einschränkung befreien, um wieder mit positiver Energie an die Arbeit gehen zu können", beschreibt Kahl-Brandelik den Stand der Dinge. So sind natürlich auch in diesem Jahr viele Werke entstanden, manche inspiriert von der Pandemie, zahlreiche aber auch von zeitlos schönen oder interessanten Phänomenen.
"Der Austausch mit Künstlerfreunden und interessierten Besuchern ist nach der meist einsamen Arbeit von großer Bedeutung. Seit fast zwanzig Jahren finden unsere Ausstellungen regelmäßig statt. Sie ermöglichten den direkten Kontakt, den wir sehr vermissen." Rosi Kahl-Brandelik spricht hier auch für ihre Künstlerkreis-Kolleginnen und Kollegen wie Angelika Kiermaier, Heidi Gosau, Ursula Schall oder Jürgen Fiege. Sie alle hoffen auf das neue Jahr, auf Ausstellungen im Sauerlacher Wasserhäusl und vor allem auf anregende Gespräche über die Kunst und das Leben.