Sauerlach:Nur über meine Leiche

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Ein Unternehmen aus dem Landkreis Eichstätt will in Sauerlach ein Krematorium errichten. (Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Ein Unternehmer will in Sauerlach ein Krematorium errichten. Dagegen regt sich Widerstand - Bürgermeisterin Barbara Bogner lädt zum Dialog ein.

Von Martin Mühlfenzl, Sauerlach

Das Sterben gehöre nun einmal zum Leben dazu. Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner von der Unabhängigen Bürgervereinigung (UBV) sagte das in einem sehr sachlichen und unaufgeregten Ton am Dienstagabend in der Gemeinderatssitzung. Doch der Tod beschäftigt derzeit so einige in der Gemeinde. Ein Unternehmer aus dem Landkreis Eichstätt hat sein Interesse bekundet, am östlichen Ortseingang nahe dem Geothermie-Heizkraftwerk ein Krematorium zu errichten. Und gegen dieses Vorhaben regt sich nun Widerstand.

In der Sitzung meldete sich Matthias Zwiener zu Wort und trug seine Bedenken gegen das Vorhaben vor. Als Chemiker, so eröffnete der Sauerlacher, habe er gute Kenntnisse über die Thematik, sagte er und stellte den Gemeinderäten die provokante Frage, ob sie selbst nicht besser informiert sein wollten. Der Gemeinderat hatte bereits im September sein grundsätzliches Einverständnis zu dem Vorhaben erteilt, einzig Dritter Bürgermeister Wolfgang Büsch (Grüne) wollte damals nicht mitgehen, allerdings wegen seiner Bedenken gegen den Standort, der im Umfeld des geplanten neuen Gymnasiums nördlich der Hofoldinger Straße liegt.

Die Verbrennungsanlage könnte nahe des Geothermie-Heizkraftwerks am östlichen Ortseingang entstehen. (Foto: Claus Schunk)

Zwiener warnte im Gemeinderat insbesondere vor den aus seiner Sicht "negativen, gesundheitlichen Folgen" für die Sauerlacher Bürgerinnen und Bürgern. Der Verbrennungsvorgang in einem Krematorium, so der Chemiker, führe zu einer Feintaubbelastung, die vor allem die Lunge belasten könne. Im Umfeld der Verbrennungsanlage würden sich die Schadstoffe ansammeln, zudem könne es zu Störfällen kommen, die erhöhte Schadstoffwerte nach sich ziehen. "Ein Krematorium wird nicht von Chemikern oder Physikern betrieben. Das sind oft Mitarbeiter, die von der Materie keine Ahnung haben", warnte der Sauerlacher. "Das kritisiert auch der Bundesverband der Krematorienbetreiber."

Bürgermeisterin Bogner entgegnete, die Anfrage des Unternehmers zum Bau eines Krematoriums sei nicht die erste, es habe in der Vergangenheit schon mehrere Interessenten gegeben - allerdings seien diese stets gescheitert, weil ein geeignetes Grundstück fehlte oder frühere Gemeinderäte eine Verbrennungsanlage ablehnten. Dies sei nun anders. "Dieser Gemeinderat hat nun gesagt, dass er sich das vorstellen kann. Auch an dieser Stelle am Eingang des Ortes", so die Rathauschefin. Sie erachte es als sinnvoll, Verstorbene aus Sauerlach und der Umgebung am Ort zu verbrennen. "Wir wissen ja, wie weit unsere Leichen weggefahren und dann mit der Post in Staubform wieder hergeschickt werden", sagte Bogner.

Zwiener wandte noch ein, dass auch er einsehe, dass Krematorien benötigt würden, allerdings sollten diese "weiter weg von den Menschen" gebaut werden, "ohne Belastung für die Bürger und mit gut ausgebildetem Personal". Das bezeichnete Götz von Borries (UBV) als "Sankt-Florian-Prinzip". Auch in München gebe es Krematorien, etwa die Verbrennungsanlage am Ostfriedhof. "Sollen wir nur noch dort kremieren, wo weniger Menschen protestieren?", fragte Borries.

Bogner sagte, der Gemeinderat habe sich natürlich Gedanken über die Auswirkungen eines solchen Projektes gemacht. Die Bürgermeisterin versprach aber auch, dass es noch eine "Aufklärungsveranstaltung für die Bürger" geben werde, und lud Zwiener zum Austausch mit den möglichen Betreibern ein. Der sagte prompt zu.

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