Wärmebedarf:Heizkissen für kalte Kirchenbänke

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Die Heatme-Kissen kommen in Kirchen zum Einsatz, die schwer beheizt werden können. (Foto: Günther Stöhr/Moonich GmbH)

Eine Firma aus Sauerlach vertreibt wärmende Polster, die mit Akkus betrieben werden und Energie effizient nutzen.

Von Iris Hilberth, Sauerlach

Dass Pfarrer mitunter vor nur wenigen Gläubigen predigen, hat nicht immer nur damit zu tun, dass sich die Leute von der Kirche abwenden. Manche würden schon gerne weiterhin den Gottesdienst besuchen. Ihnen ist es aber schlichtweg zu kalt in so einem alten Sakralbau. Wenn bei niedrigen Temperaturen die Kühle von unten hinaufzieht, selbst dicke Mäntel nichts nutzen, um auf der Kirchenbank nicht Gefahr zu laufen, eine Blasenentzündung zu bekommen, verzichtet man eben auf die warmen Worte des Geistlichen. In Sauerlach hat ein Unternehmen das Problem jetzt erkannt und bietet akkubetriebene Heizkissen für kalte Kirchen an. In elf Farben von Fuchsia über Hellblau bis Dunkelgrau, wahlweise sogar mit Logo, Schriftzug und QR-Code. Die Wärme gibt es auf Knopfdruck.

Hohe Decken, schlecht gedämmte Wände und winddurchlässige Dächer machen häufig das Kirchenschiff zum Eisfach. Die herkömmliche Luftheizung sei da nicht die optimale Lösung, um den Besuchern eine angenehme Raumtemperatur zu bieten, findet die Firma Moonich GmbH. Denn die warme Luft steige nach oben oder entweiche nach außen. Auch sei der Heizenergiebedarf für die Räume mit ihrem großen Volumen hoch. "Dazu kommt, dass die Kirchenräume in der Regel nur wenige Stunden in der Woche genutzt werden. Dafür heizen? Noch dazu in einer Zeit, in der Energie- und Kostensparen hohe Priorität haben?", fragt das Unternehmen die Kirchenleute.

Offenbar hat das schon einige Kirchenvorstände überzeugt. Etwa in der Heilig-Kreuz-Kirche im Kloster Polling bei Weilheim können die Katholiken sich inzwischen neben dem Gebets- und Gesangbuch auch ein Heizkissen von der Ladestation mit an ihren Platz nehmen. Es hat den vielversprechenden Namen "Heatme". In der denkmalgeschützten Kirche aus dem 15. Jahrhundert gab es zuvor überhaupt keine Heizung. Die Befürchtungen, die wertvollen Gemälde und Statuen, der Stuck oder die Orgel könnten durch Baumaßnahmen und ein verändertes Raumklima beschädigt werden, seien zu groß gewesen, so der Sauerlacher Vertreiber der Heizkissen.

Auch in der Grödner St. Martins-Kirche in Brandenburg nehmen die Gottesdienstbesucher - hier sind sie evangelisch - mittlerweile auf den akkubetriebenen Kissen aus Sauerlach Platz. Hier waren wohl die hohen Stromkosten für die Nachtspeicherheizung der Grund, sich auf "Heatme" einzulassen. Offenbar bereits mit Erfolg, wie die Firma Moonich erfahren haben will. Man freue sich in Gröden über eine Heizkosteneinsparung von voraussichtlich mehreren Tausend Euro im Jahr.

"Heatme" bieten die Sauerlacher für Einzelplätze mit oder ohne Rückenteil genauso an wie für eine gesamte Bankreihe. Schon vorhandene Kissen könnten mit der Heizfunktion nachgerüstet werden. Lars Keussen, der Geschäftsführer von Moonich, verspricht: "Die Wärmeleistung der Heatme-Heizkissen wirkt gezielt auf die Kirchenbesucher, kann variabel eingestellt werden, also zuschaltbar, steuerbar und abschaltbar, und es sorgt in den tatsächlich genutzten Bereichen für eine körpernahe, angenehme und gleichmäßige Wärme." Das Standardkissen ist 40 mal 40 mal 4,5 Zentimeter groß und soll so einer normalen Sitzplatzgröße entsprechen. Einmal eingeschaltet, aktiviert die integrierte Sensor-Automatik die Heizfunktion beim Hinsetzen, nach dem Aufstehen wird sie wieder deaktiviert. Wenn man also für das Glaubensbekenntnis und die Fürbitten aufsteht, spart man sogar Strom. Bei ständigem Gebrauch benötigt so ein Heizkissen 30 bis 40 Watt Strom in der Stunde. Die Akkus werden in Multiladestationen mit bis zu 36 Ladeplätzen geladen.

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